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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Olaf.“
    Sie saßen auf Gartenstühlen in
der Sonne und konnten sich sicher fühlen wie auf einer einsamen Insel.
    „Keine Ahnung, wem sie gehört.“
Olaf Riedmeyer massierte seinen sehnigen Hals. „Aber hier ist seit ewigen
Zeiten keiner mehr gewesen. Das siehst du an der Einfahrt. Dort verfilzt sich
das kniehohe Gras seit mindestens drei Jahren. Und den Steinplattenweg findest
du nicht mehr. Der ist total überwuchert.“
    „Super. Seit wann bist du
hier?“
    „Fünf Wochen sind’s jetzt.“
    „Ich bin erst bei Branko Kolber
untergekrochen. Dann hat seine Alte gemosert und ich bin in die Pension
gezogen.“
    Olaf nickte. „Branko sagte mir,
wo ich dich finden kann.“
    „Aus der Pension hast du mich
also weggelotst. Und nun?“
    „Morgen Mittag kommt ein
Geldtransporter der Firma Safeguard aus südlicher Richtung über den alten
Autobahn-Zubringer bei der Stadtrandklinik. Wenn wir Glück haben, sind zehn
Millionen an Bord. Und zwei Fahrer. Die werden zwar ihr Leben nicht riskieren.
Aber wir müssen mit Widerstand rechnen. Flabe schon mit Branko telefoniert. Er
besorgt eine Panzerfaust. Ich glaube, der hat ein paar Dutzend im Angebot. Mit
dem Hinterhalt muss es ruckzuck gehen. Hinter einer Kurve, etwa einen Kilometer
vor der Klinik. Den Fluchtwagen weiß ich schon. Einen Kleintransporter, einen
Fudaji-Caramba. Gehört einem Geschäftsmann, der dort hinten“, er wies mit dem
Kinn nach rechts, „sein Anwesen hat.“
    „Willst du den Wagen kaufen?“
    „Klauen, Stritzi.“

    „Hm.“
    „Der Mann betreibt einen Obst-
und Gemüsehandel. Seit einer Woche ist er verreist. Mit Kind und Kegel. Kommt
erst in zehn Tagen zurück. Das weiß ich vom Briefträger, bei dem ich mich
gesprächsweise eingeschmiert habe. Der Caramba parkt hinterm Haus. Die
Schlüssel habe ich mir vorhin besorgt.“
    „Wie das?“
    „Einbruch. Weißt doch, dass ich
das kann wie kein anderer. Ohne Spuren zu hinterlassen. Die Schlüssel hingen an
einem Brettchen neben der Flurgarderobe. Sonst habe ich nichts mitgenommen.
Wozu auch? Neben zehn Millionen verblasst alles.“
    Stritzi nickte. Doch auf seinem
Gaulgesicht vertieften sich die Falten.
    „Hört sich gut an, Olaf. Aber
zehn Millionen sind ein verdammter Brocken. Die Bullen werden die Stadt
durchkämmen. Sie werden jeden in die Mangel nehmen, der was wissen könnte. Die
Firma Safeguard wird eine hohe Belohnung aussetzen für Hinweise und/oder
Wiederbeschaffung. Und bei einer Zehn-Millionen-Beute, Olaf, würde ich für
Branko meine Hand nicht ins Feuer legen. Noch weniger für seine Frau. Sie heißt
Managetta. Wer so heißt — da stimmt doch was nicht.“
    Olaf lachte fettig. „Außerdem
ist sie geldgierig.“
    „Ich merke: Du hast es schon
bedacht.“
    „Logo. Und das heißt, wir
werden uns allen Eventualitäten entziehen. Wenn wir morgen am späten Vormittag
hier die Tür schließen, dann sehen wir diese Bude nie wieder. Dass Europa eine
einheitliche Euro-Währung hat, ist für unsereins ein Riesenvorteil. Kein
Hindernis mehr auf dem Weg ins Ausland. Kein lästiger Umtausch kleiner Beträge.
Nein! Wir machen die Biege mit zehn Millionen unterm Hintern. Die Kohle ist
überall gültig.“
    „Aha! Aber vergiss nicht: Auch
wenn die Grenzkontrollen weggefallen sind — die Rasterfahndung in bestimmten
Gebieten ist extrem gefährlich. Durch diese Gebiete müssen wir, wenn wir
deutschen Boden verlassen. Diese Zivilbullen greifen sich diesen raus und jenen
und wir beide sehen nicht aus wie die Manager von ‘nem wohltätigen Verein.“
    „Exakt.“
    „Also?“ Stritzi streckte die
Beine aus und blinzelte in die Sonne.
    „Erstens“, Olaf hob einen
Daumen, der aussah wie ein besonders hässlicher großer Zeh, „wir dampfen ab in
den Süden. Italien. Den Sommer über bunkern wir uns ein im Tal Diabolo. Wir
sind zwei Feriengäste und basta! Wo genau wir uns verkriechen, erzähle ich dir
gleich. Das zieht dir die Schuhe aus. Aber erst mal zweitens. Nämlich: Wir
reisen nicht allein. Wir nehmen die Fahrer mit. Oder wenigstens einen. Als
Geisel für den Notfall. Falls irgendwelche Rasterfahnder unseren Wagen
durchsuchen wollen, werden wir ungemütlich. Mit ‘ner Geisel kommst du durch
jede Straßensperre.“
    „Hoffentlich tritt die
Situation nicht ein.“
    „Wir sind auf alles
vorbereitet. Branko besorgt mir auch Handschellen.“
    „Und was wird mit dem oder den
Fahrern, wenn wir sie nicht mehr brauchen?“
    Olaf hob seine knochigen
Schultern. „Vielleicht setzen wir sie

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