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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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das hatte Zoto zumindest aus den
Nachrichten geschlossen, die er noch vor einer Viertelstunde im Radio gehört hatte.
Demzufolge war die alte Grandel brutal erschlagen worden, zu den möglichen Tatwaffen
zählte neben einem langen harten Gegenstand auch eine Weinflasche.
    Nun suchten
sie Jakob Eberle als ›Zeugen‹, hatten die auf SWR1 gesagt. Zoto hatte kein Wort
geglaubt. Von wegen Zeuge! Pulle war es, der die Alte erschlagen hatte, davon war
Zoto überzeugt.
    Leider war
keine Belohnung auf ihn ausgesetzt, sonst wäre es für ihn ein Leichtes gewesen,
sich die Knete zu sichern. Er war einer der wenigen, die den Aufenthaltsort von
Pulle kannten, und er beschloss, dieses Wissen in bare Münze zu verwandeln.
    Pulles enge
Freundschaft zu Lene Grandel war ihm nicht verborgen geblieben, und er hatte auch
mitbekommen, dass der Nichtsnutz ab und zu Geld für sie in der Schweiz besorgte.
Pulle redete viel und gern.
    ›Fast immer
zum Ende eines jeden Monats‹, hatte er prahlend erzählt. Zoto hatte sich in seinem
Kalender Gewissheit verschafft, in wenigen Tagen war der 1. April, vielleicht hatte
Pulle das Geld ja schon geholt und trug es bei sich? Vielleicht war es bei der Übergabe
zum Streit mit der Alten gekommen und er hatte sie umgenietet?
    Während
Zoto diesen Gedanken nachgehangen war, hatte sich Pulle auf den Weg zu seiner Vespa
gemacht. Höchste Zeit, ihn aufzuhalten. Der Schwarzbärtige eilte zum Rolltor, schloss
es von außen und ging den schmalen Trampelpfad am äußeren Maschendrahtzaun entlang,
bis er an die Stelle kam, wo Pulle seine Vespa an eine Weide gelehnt hatte.
    Zoto hatte
den Alten schon oft genug beim Verlassen des Geländes beobachtet, um zu wissen,
wo er sich Zugang verschaffte, er kannte den ›Parkplatz‹ für seinen Roller, und
genau dort wartete er jetzt, hinter stachligen Brombeerranken und Weißdorn, der
in voller Blüte stand, auf Jakob Eberle.

18
     
    Übermorgen ging ihr Flug nach Windhoek.
Alan Scott erwartete sie. Er hatte so stolz geklungen, als er ihr von der Farm im
Süden von Etosha erzählt hatte. In Windhoek hatte er schon Kontakt zu einer deutschen
Schule für Sarah aufgenommen, hatte er ihr erzählt, und er hatte die Adresse eines
deutschsprachigen Radios, das eine Journalistin wie Linda sicher mit Handkuss nehmen
würde. Nach ihrer Meinung hatte er nicht gefragt, doch sie musste zugeben, dass
ihr der Gedanke, in Namibia zu arbeiten, sogar gefiel.
    Über 20
Jahre arbeitete sie jetzt bei ihrem Sender, das Jubiläum hatte außer ihr kein Mensch
wahrgenommen. Ihre Chefs waren mittlerweile alle jünger als sie, klar setzten sie
auf ihre Erfahrung und gaben ihr verantwortungsvolle Aufgaben, und doch war ihr
die Routine, die sich eingeschlichen hatte, fast zu viel. Sie sehnte sich nach neuen
Herausforderungen. Ein Job bei Radio Namibia hörte sich in der Tat nicht schlecht
an.
    Daher wollte
sie jetzt Alan in Namibia besuchen, sich seine Farm ansehen und dann entscheiden,
ob eine gemeinsame Zukunft mit ihm in Namibia das war, was sie sich unter ihrem
künftigen Leben vorstellte.
    Es wäre
für sie beide ein Kompromiss, denn Namibia war nicht das Afrika, das Alan liebte,
nicht der wilde Busch Kenyas, nicht die Savannen Tanzanias und die Pads Südafrikas.
Namibia war ein ziviles, deutsch geprägtes Afrika, mit vielen geteerten Straßen,
deutschen Restaurants in den europäisch angehauchten Städten, Stränden, die bis
auf die Flamingos und Bärenrobben denen auf Sylt oder in Wangerland ähnelten, einschließlich
weißrot gestrichener Leuchttürme. Namibia war ein Einsteigerland für Afrikatouristen,
es gab keine Malaria und die Big Five nur oben in Caprivi, wo die Büffelherden in
den Sümpfen grasten. Man konnte ohne Gefahr im Mietwagen ohne Fahrer in die Wildnisgebiete
fahren, und der Busch, wo es denn einen gab, war ebenso kontrolliert und durchgeplant
wie der Krügerpark in Südafrika, bis auf das entlegene Kaokoveld und das Gebiet
am Kavango.
    Und doch
war Alan Scott, der seine Kindheit in Ostafrika verbracht, Jagdsafaris in Selous
und Ruaha im Süden Tanzanias geführt und in Botswana Löwen das Steak vom Riss entwendet
hatte, der am Rande des Ngorongoro Mitglied eines Massai Clans war und in den Ausläufern
der Kalahari die Buschmänner seine Freunde nannte bereit, das zahme Afrika Namibias
gegen all das Unberührte und Wilde, gegen das Ungezähmte und Raue seines ursprünglichen
Afrikas zu tauschen, nur um mit der Frau zusammenzuleben, die er über alles liebte.
    Und

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