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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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Polizistin
Schwierigkeiten macht?«, fragte Horst Reiter, als er seinen Vorarbeiter Agim Zoto
vom Hundezwinger kommen sah.
    Der Kieswerkbetreiber
trug einen dunkelgrauen Anzug, die schwarzen Lackschuhe hatten ihren Glanz unter
einer hellen Staubschicht versteckt, die schlampig gebundene Krawatte saß schlecht
und machte deutlich, dass es nicht seine Lieblingskleidung war. Zoto wusste, dass
sein Chef lieber Jeans und Flanellhemden trug und ahnte, dass er einen Geschäftstermin
hatte. Anwalt vielleicht, oder Steuerberater. Dafür sprach auch die ungewöhnlich
gute Rasur. An normalen Tagen kam der Boss schlecht rasiert und mit zerzauster Frisur
aufs Gelände.
    Heute hatte
er die lichten hellbraunen Haare sorgfältig mit Gel nach hinten gekämmt, doch die
kleine, immer wieder leicht zuckende Nase, die schmalen, meist hart aufeinander
gepressten Lippen und der stechende Blick aus eisgrauen Augen erinnerten ihn trotzdem
eher an einen Gangster aus einem James-Bond-Film als an einen seriösen Geschäftsmann.
Reiter war erst Mitte 40, doch durch sein Äußeres wirkte er um gut 10 Jahre älter.
    »Immerhin
hat sie schon zweimal hier herumgeschnüffelt«, antwortete Zoto jetzt auf Reiters
Frage.
    »Zweimal?
Das heißt, sie war noch mal da, nachdem du sie gestern Abend getroffen hast?«
    Zoto nickte.
»Ich hab’ bei Pulle mal ein bisschen auf den Zahn gefühlt, und dann hat er mir gesagt,
dass sie bei ihm war.«
    »Wegen Lene
Grandel?«
    »Ja. Wir
hätten die Leiche doch im See versenken sollen!«
    »Ja, da
haben wir wohl wirklich einen Fehler gemacht. Jetzt können wir darauf warten, bis
wir die Bullen hier haben!«
    »Wenn sie
das Gelände durchkämmen und bis zum Container kommen …«
    »Verdammt!
Du hast recht. Der Container! Wie viel Frischfleisch haben wir da?«, fragte Reiter.
    »Der Container
ist gut gefüllt«, antwortete Zoto. »Selbst wenn Madame ihre Frauen noch diese Woche
in Empfang nimmt, das Mädchen wird uns noch ’ne Weile bleiben.«
    »Und der
Rest?«
    »Transferware.
Belgien und Osten. Wenn alles nach Plan läuft, werden sie in drei Tagen abgeholt.«
    »So lange
können wir nicht warten! Wenn wir Pech haben, kommen die Bullen heute oder morgen
mit einem Durchsuchungsbefehl. Einen Tag können wir sie vielleicht noch aufhalten.
Ich ruf’ mal gleich den Anwalt an. Kannst du die Schwarzen heute Nacht wegschaffen?«
    »Entsorgen?«
    »Nein! Das
wäre schade um die Ware. Gibt es denn die Lagerhalle nicht mehr in Schwenningen?
Die Madame als Versteck für ihre Leute benutzt, wenn ihr Spitzel sie vor Razzien
warnt?«
    »Doch, doch.
Bego hat auch den Schlüssel noch.«
    »Dann bring
das Pack weg! Am besten noch heute Nacht. Ruf Bego an, er soll dir mit ein paar
Leuten helfen. Aber macht das so, dass keiner was merkt!«
    Zoto nickte.
Es war nicht das erste Mal, dass er ›Transitreisende‹, wie er die Menschen im Container
nannte, auf den Weg zu ihrem neuen Bestimmungsort oder – wie in diesem Fall – in
ein anderes Zwischenlager brachte.
    Und so wusste
er, was er zu tun hatte.
    Ihm war
es recht, dass die Afrikaner erst einmal von hier verschwanden. Seit ihm diese ›schwarze
Hexe‹ begegnet war, hatte er ein ungutes Gefühl. Zoto hatte von diesem Tag an immer
die Meute aus dem Zwinger geholt, bevor er sich auf den Weg in den Wald machte.
    »Glaubst
du etwa an Voodoozauber?«, hatte Reiter gefeixt.
    »Nein«,
hatte Zoto entgegnet. »Aber an die Spürnasen der Hunde. Wenn sich jemand beim Container
herumtreibt, dann schnappen die ihn. Oder sie«.

33
     
    Die Slums von Nairobi.
    Alan Scott
fühlte ein leichtes
Unwohlsein in der Magengegend, als er den schmalen dreckigen Pfad ins Mathare Valley
hinunter stieg. Er war in all den Jahren, die er nun schon in Afrika verbrachte,
noch nie in diesen Slums gewesen. Graue, schiefe Holzverschläge und Blechbaracken,
auf die nicht einmal die Bezeichnung ›Hütte‹ passte, zusammengezimmert aus allen
nur denkbaren Materialien, die gerade halbwegs vor den Regengüssen schützten, säumten
den Weg. Es war nicht ungefährlich, besonders für einen Weißen, sich allein im Mathare
Valley herumzutreiben. Raub und Mord waren hier an der Tagesordnung.
    Der Weg,
falls man dieses schmale unbebaute Stück Boden überhaupt so nennen konnte, war übersät
von zerrissenen Plastiksäcken, Tampons, Coladosen und Resten von Autoreifen. Es
roch nach Müll und Moder, fauligem Wasser und Urin. Alan glaubte sogar, den beißenden
Verwesungsgeruch wahrzunehmen, den er aus dem Busch kannte, wenn

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