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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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er beschützt. Das ist ein Teil der
Abmachung. Und er lässt sie von nun an für sich arbeiten.
    Akpan verkauft
sie jeden Abend an Männer aus Tillabéry. Solange, bis das Geld für die Weiterfahrt
reichen wird. Wer nicht bezahlen kann, wird geschlagen. Mit Wasserschläuchen auf
den bloßen Rücken. Hadé hat die Schreie bei Nacht gehört, Männer und Frauen gesehen,
die auf diese Art misshandelt worden sind.
    Hadé denkt
nur kurz darüber nach, umzukehren. Doch der gris-gris um ihren Hals belehrt sie
eines Besseren. Sema erzählt von Ikpate, einem der Mädchen, die mit ihnen nach Tillabéry
gelangt ist. Ikpate hat zu fliehen versucht. Man hat ihre Leiche gefunden, aber
erkannt hat man sie nur an der Narbe, die sie bei ihrer Ju-Ju-Sitzung erhalten hatte.
Ikpate hat ihre Flucht mit dem Leben bezahlt. Doch niemand spricht davon, dass sie
von Menschenhand getötet wurde. Die Kraft des gris-gris hat sie gerichtet. Hadé
denkt an den Schwur und an die Zauberkraft von Chief Adam Amaka Izoua. Und verbannt
die Fluchtgedanken aus ihrem Geist.
    Als drei
Wochen vorbei sind, haben Hadé und ihre Schwester genug Geld für die Weiterfahrt
nach Mali beisammen. Akpan hat den Transport für den nächsten Abend organisiert.
Das Schmugglerfahrzeug ist ein verbeulter VW-Bus, der im Inneren gerade Platz für
die Hälfte der Menschen bietet. Sechs Männer und drei Frauen reisen auf dem Dach.
Als sich Hadé neben Sema auf die Rückbank quetscht, spürt sie am nackten Oberarm
ihres Sitznachbarn die blutenden Striemen der Schläge.
    Sie nehmen
einen Weg abseits der Straße, eine Piste, die auch die Zigaretten- und Waffenschmuggler
auf dem Weg nach Norden benützen. Sie fahren nur bei Nacht und ohne Licht, um den
Kontrollen zu entgehen.
    Als sie
in Gao ankommen, weiß Hadé nicht, dass sie jetzt in Mali sind.

30
     
    Alan Scott hatte einen Platz in
der nächsten Maschine bekommen. Der Flug mit South African Airways führte von Windhoek
über Johannesburg nach Lagos, und Alan war nach acht Stunden in der Boeing 737-800
recht müde, als die Maschine auf der Landebahn des Murtala Muhammed Airport aufsetzte.
    Lagos war
noch immer der Moloch, den er in Erinnerung hatte, das hatte er in der Dämmerung
des Landeanflugs von seinem Fensterplatz aus erkennen können. Ein Gewirr aus Hütten,
Baracken, Holzverschlägen; Wellblech, Pappe, Plastikplanen; Schutt und Kloaken;
Straßen, die bessere Trampelpfade waren, und über alldem eine Glocke aus braunem
Dunst und grauem Qualm.
    Als er das
Flughafengebäude verließ, war es dunkel geworden, fahle Straßenlaternen und Autoscheinwerfer
tauchten die ehemalige Hauptstadt Nigerias in ein schummriges Licht.
    Alan hatte
seine Dollars bis auf ein paar Scheine in den Socken versteckt, einen Teil hatte
er in seinem Gürtel verstaut, der an der Innenseite mit einem Geheimfach versehen
war. Seine Armbanduhr hatte er auf der Farm gelassen und sein altes kleines Handy
an einer Schnur um den Hals gebunden. In seinen verratzten Rucksack hatte er nur
die nötigste Wäsche gestopft, ein Shampoo und sein Zahnputzzeug. Mehr hatte er nicht
bei sich, da er nicht beabsichtigte, länger als drei Tage in Lagos zu bleiben. Sein
Rückflugticket nach Windhoek hatte er in der Jackentasche.
    Alan beobachtete
den Verkehr vor dem Flughafen. Durch ein großes Aufgebot an Polizeifahrzeugen schien
die Sicherheit wenigstens hier gewährleistet. Er hatte Ulla auf ihrem Handy angerufen
und sie auch tatsächlich erreicht, doch leider arbeitete sie inzwischen in Abuja,
der Hauptstadt im Landesinneren. Sie hatte ihm eingeschärft, auf sich aufzupassen.
    »Lagos ist
ein heißes Pflaster. Wir lassen unsere Gäste immer mit Polizeischutz vom Flughafen
abholen. So ungefähr ist die Lage. Sei auf der Hut!«
    Alan hatte
sich das nicht zweimal sagen lassen. Er kannte die Gefahren afrikanischer Großstädte,
hatte sowohl in Pretoria als auch in den Slums Nairobis schon Begegnungen mit einheimischen
Gangs und Banditen gehabt, doch bisher war das Glück immer auf seiner Seite gewesen.
Diesmal hatte er im Bauch ein mulmiges Gefühl und aus seiner Erfahrung wusste er,
dass er sich auf seine Körpersignale immer verlassen konnte.
    Seine Müdigkeit
war daher wie weggeblasen und er hatte alle Sinne geschärft, als er sich auf dem
Parkplatz nach einem Taxi umsah. Der Junge, der ihn zu einem schäbigen Auto winkte,
dessen Fabrikat nicht zu erraten war, schien noch keine 18 zu sein, doch sein Lächeln
versprach Ehrlichkeit, und Alan verließ sich auf seine

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