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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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Zoto nicht sofort Verdacht
schöpfte. Mit Hadé schlich sie nun den Fuhrweg entlang, der um den Baggersee herum
zum Wald führte.
    Die Afrikanerin
hatte sich erinnert, dass Zoto, der den Menschen im Container Essen und Trinken
brachte, mit dem Motorrad gekommen war, und so suchten sie am Boden nach schmalen
Reifenspuren. Doch es war die letzten Tage zu trocken gewesen, von frischen Spuren
war nichts zu sehen. Südlich des Sees entschieden sie sich für einen breiten Kiesweg,
der wie ein Hohlweg in eine enge Schlucht mündete. Dann machte er eine Kurve und
endete schließlich vor einer Schranke auf einer Lichtung, die ringsum von Buchenwald
umgeben war. Hier standen sie jetzt und sahen sich ratlos an.
    »Bist du
dir sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Linda und lehnte ihren Oberkörper
über die Schranke, die Fahrzeugen die Weiterfahrt verwehrte und sicher auch Fußgänger
davon abhielt, ihren Weg fortzusetzen.
    Die Afrikanerin
zögerte.
    »Ich weiß
nicht. Die Sonne steht jetzt anders. Es so lange her. Aber muss noch kommen zweiter
Zaun.«
    Linda blieb
stehen und sah zurück. Waren da Stimmen? Das Bellen der Hunde? Hatte Agim Zoto bemerkt,
dass sie das Werksgelände betreten hatten?
    »Weiter!«,
sagte Hadé. »Da vorne irgendwo ist Platz!«
    Sie überstiegen
die Schranke und folgten dem Weg, der jetzt nur noch aus zwei breiten, fast zugewucherten
Fahrrinnen bestand. Die Buchen trugen noch kein Laub, silbergrau schimmerten die
glatten Stämme auf dem braunen Waldboden, dunkelgrün leuchteten die Moospolster
im Totholz, und Linda versuchte mit ihren Augen das Unterholz zu durchdringen. Schimmerte
dort nicht etwas Helles? Sie ärgerte sich, dass sie kein Fernglas mitgenommen hatte.
    Die beiden
Frauen blieben stehen. Vor ihnen war der Wald wieder dichter geworden, und mehrere
schwarze Rillen, die sich wie Riesenschlangen in den Waldboden gruben, schienen
von hier aus weiter zu führen. Linda bückte sich und fuhr mit der flachen Hand über
eine der Rillen.
    »Was meinst
du? Könnten das alte Reifenspuren sein? Bei Regen in den Boden gegraben und inzwischen
vertrocknet? Und da – und da?« Sie zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die
anderen Schlangenrillen.
    »Los, weiter!«
    Die beiden
Frauen huschten weiter und standen schon nach wenigen hundert Metern vor einem hohen
Zaun. Der Weg endete an einem breiten Gittertor, das mit einem Fahrradschloss und
am oberen Rand mit einer Stacheldrahtschlaufe abgesichert war. Ein gelbes Schild
mit einem roten Blitz darauf und der Aufschrift › Durchgang verboten ‹ hing
auf Augenhöhe. Hinter dem Tor setzte sich der Weg durch ein Dickicht aus Brombeerranken,
Dornengestrüpp und mannshohen Sträuchern fort. Linda fluchte und suchte mit ihren
Augen den Zaun ab, der rechts und links in den Wald hineinführte.
    »Hier lang«,
sagte Hadé bestimmt und entschied sich für links. Linda wunderte sich, aber sicher
folgte die Afrikanerin einfach ihrem Instinkt. Der Zaun bog bald im rechten Winkel
nach rechts ab, und nach weiteren 100 Metern war Linda klar, dass er ein rechteckiges
Gelände umgab und nach außen abschottete. Doch man konnte nicht erkennen, was sich
hinter dem dichten Bewuchs vor ihren Augen verbarg. Vermutlich war das Gittertor
der einzige Zugang im Zaun. An einer Stelle war der Draht aufgeschnitten und danach
wieder repariert worden. Ohne Werkzeug hatten sie keine Chance, einzudringen.
    »Wir müssen
oben drüber!«, meinte Linda und blickte zweifelnd auf Hadés bunten Boubou. Es schien
unmöglich, mit dem engen Rock über den Zaun zu steigen. Schon sie würde trotz Jeans
und alter Jacke Probleme haben, über die Absperrung zu klettern, die ihren Kopf
um gut einen Meter überragte. Es war kein Elektrozaun, das war schon mal gut, und
nur ein einfacher Stacheldraht führte an seinem oberen Ende entlang.
    »Da vorne!«
Hadé zeigte den Zaun entlang und ging voraus. Linda konnte nicht erkennen, wo Hadé
eine Möglichkeit entdeckt hatte, den Zaun zu überwinden. Erst nach einigen Metern
sah sie die junge Buche, die schräg gewachsen war und den Zaun an seinem oberen
Ende berührte. Ein breiter Ast lehnte von außen wie eine natürliche Brücke gegen
den Zaun. Sicher hatte Reiter sie noch nicht bemerkt, sonst hätte er sie gefällt,
dachte Linda.
    »Du kommst
da rüber?«, fragte Hadé, die sich – ohne eine Antwort abzuwarten – sofort daran
machte, flink wie eine Zibetkatze von Ast zu Ast den schrägen Baum nach oben zu
klettern. Sie schob dazu den unteren Teil

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