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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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trotzdem versuchen, in Kontakt mit den Gefangenen zu kommen.
    Das Gras
um den Container herum war flach getreten. Linda konnte keine Spuren unterscheiden,
doch schien es, als ob sich vor nicht allzu langer Zeit einige Menschen hier aufgehalten
hätten. Die Frage war nur, hatten sie den Container verlassen oder betreten?
    Linda suchte
nach ihrem Handy, um ein paar Fotos zu machen. Vielleicht war es später nützlich
für Jens, wenn sie ihm die Umgebung des Containers zeigen konnte. Linda stockte.
Sie war es gewohnt, ihr Handy in der linken Hosentasche zu tragen, in der rechten
waren die Schlüssel. So musste sie nie suchen. Doch die linke Hosentasche war leer.
Ihre Hand fuhr in die rechte Tasche, die Schlüssel – das war’s. Jackentaschen –
Fehlanzeige!
    Verdammt,
ihr Handy fehlte! Vermutlich war es ihr beim Überklettern des Zauns aus der Hosentasche
gefallen. Schon überlegte sie, sofort zurückzugehen und danach zu suchen, doch ein
Blick in Hadés Gesicht hielt sie davon ab.

54
     
    Akpan wartet unter den Palmen
auf Hadé, als sie zum Versteck zurückkommt.
    »Du bist
spät dran, meine Hübsche. Es ist gefährlich, sich um diese Zeit noch draußen herumzutreiben«,
sagt er freundlich, um sie im nächsten Satz anzuherrschen: »Wo warst du?«
    Hadé, die
sich vorgenommen hat, offen zu Akpan zu sein, da sie auf seine Hilfe angewiesen
ist, erzählt ihm alles. Akpan scheint zu explodieren.
    »Du willst
was?«, brüllt er. »Mit einem Deutschen im LKW auf die Fähre? Hast du ihn gevögelt
und er hat sich in dich verliebt, hä?«
    Er packt
sie an den Handgelenken und schleudert sie zu Boden.
    »Na warte,
du Drecksstück! Ich riskiere mein Leben für euch, und du hast nichts Besseres zu
tun, als dich bei erster Gelegenheit mit einem Weißen aus dem Staub zu machen? Dir
werde ich zeigen, was es heißt, sich meinen Anweisungen zu widersetzen. Hast du
schon mal Bäume gezählt?«
    Hadé schluchzt
aus Angst vor Schlägen und kauert sich geduckt auf den Boden. Akpan reißt sie nach
oben, ergreift mit beiden Händen einen ihrer Oberarme und schleudert sie mit voller
Wucht gegen den rauen Stamm einer Palme.
    »Eins!«
    Hadé prallt
hart gegen den fasrigen Stamm und fühlt das Blut aus den Schürfwunden rinnen. Sie
geht zu Boden, wird von Akpan jedoch sofort wieder nach oben gezerrt und gegen den
nächsten Baum gestoßen.
    »Zwei!«,
schreit er und scheint sich in einem Blutrausch zu befinden, denn schon wieder packt
er sie am ausgestreckten Arm und stößt das kraftlose Bündel gegen den Stamm.
    »Drei!«,
brüllt er.
    Der Schmerz
in ihrer Schulter nimmt ihr den Atem. Wieder dreht er sie im Kreis und schleudert
sie gegen die Palme.
    »Vier!«,
kreischt er.
    Dieses Mal
kracht sie mit dem Gesicht gegen die raue Borke. Ihre Nase blutet, Augenbrauen und
Wangen sind zerschrammt.
    »Fünf!«,
schreit er. Wieder die Schulter.
    »Sechs!«,
ihr Kopf kracht gegen den Stamm.
    »Sieben!«
Sie ist ohnmächtig.
    »Acht!«,
bekommt sie nicht mehr mit.
    »Neun!«
Es ist ihm egal, dass sie sich nicht mehr rührt.
    Bei »Zehn!«
hört er auf.
    »So!«, keucht
er, »jetzt weißt du, wie das geht! Beim nächsten Mal sind wir zu zweit. Dann spielen
wir Pingpong mit dir! Und schöne Bäume, die man zählen kann, sieht man in Deutschland
genug!«
    Er lässt
sie im Sand liegen und wankt davon.
    Fred wartet
die ganze Nacht. Als Hadé bei Morgengrauen immer noch nicht auftaucht, rollt sein
LKW die Rampe zur Fähre empor.

55
     
    Ulla und Alan machten sich auf den
Weg zu Terminal B entlang des östlichen Kais, vorbei an Landungsbrücken, Krangestellen,
Schiffsstaplern und Lastwagen, die die gelöschten Paletten und Container abtransportierten.
Draußen in der schmalen Lagune, die hier nicht breiter war als ein Fluss, kreuzten
Bugsierschlepper und Stückgutfrachter zwischen Riesentankern und zwergenhaften Barkassen.
    Alan studierte
die Namen der Schiffe, die vor Anker lagen, doch die MV Cayelsa Star war
nicht darunter. Seine Nase sträubte sich, den herben Paraffingeruch einzuatmen,
dazu ein Gemisch aus altem Öl, Diesel und Gas. Alan war sich sicher, dass ein Streichholz
genügen würde, um die komplette Umgebung in einen Feuerball zu verwandeln. Mit Unbehagen
beobachtete er die Arbeiter und Staplerfahrer, die ihre Kippen achtlos auf den Boden
warfen.
    Ulla begann
mit einem Mann in grünem Overall ein Gespräch auf Yoruba. Er grinste, als er eine
Weiße seine Sprache sprechen hörte und schien bereitwillig zu antworten. Ulla zeigte
ihm die Nummer

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