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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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unablässige
Bellen dröhnte in ihren Ohren. Sie bemühte sich, keinem der Tiere direkt in die
Augen zu sehen, blickte stattdessen unterwürfig zu Boden und schielte nur vorsichtig
unter ihren Haaren hervor auf die Meute. Jetzt reagierte der erste Dobermann darauf,
dass es nicht ihr Herr war, der ihnen sonst pfiff und Futter brachte. Eine fremde
Gestalt wartete dort, doch nicht aufrecht, in Angriffsstellung, sondern klein und
unterwürfig. Und irgendetwas roch seltsam verlockend.
    Der Dobermann
bremste seinen Lauf, sein Bellen ging in ein lautes Jaulen über, er verfiel in einen
leichten Trab, beschrieb etwa 20 Meter vor Linda einen kleinen Halbkreis und blieb
schließlich neugierig witternd stehen. Die beiden anderen waren an ihm vorbeigestürmt,
bemerkten jetzt jedoch, dass ihr Anführer stehen geblieben war, und verlangsamten
nun ebenfalls, allerdings immer noch laut und aggressiv bellend, ihren Schritt,
trabten zu ihm zurück und stellten sich neben ihn.
    Langsam
hob Linda ihren Kopf. Die Hunde hingegen senkten ihre Schädel, in denen die Augen
angriffslustig funkelten, die Ohren lagen jetzt fast an den Köpfen an, die Lefzen
schienen bei jedem Bellen zu beben, gefährlich funkelten die drei Gebisse, und sie
fürchtete schon, ihre Taktik würde sich als Fehlschlag erweisen.
    Dem Rudelführer
stieg erneut der Geruch in die Nase. Verführerisches Fleisch, signalisierte ihm
sein feines Riechorgan, und weißer Speichel troff wie zäher Saft aus seinem offenen
Maul. Sabbernd kam er ein paar Schritte näher, als Linda wie in Zeitlupe ihren rechten
Arm ausstreckte und die Faust öffnete. Sie hatte Mühe, in der Hocke so lange das
Gleichgewicht zu halten, merkte, wie ihr linkes Bein einschlief, traute sich jedoch
nicht, sich aufzurichten.
    Jetzt zog
der Duft der frisch aufgeschnittenen Wurst wie eine unwiderstehlich verführerische
Parfümwolke in einer menschlichen Nase an den Schnauzen der Hunde vorbei. Sie nahmen
die Witterung auf, das Bellen und Jaulen senkte sich zu einem bettelnden Winseln,
und der vordere Dobermann verkürzte die Distanz zu Linda um ein paar weitere Meter.
    Sie atmete
langsam aus und ein, verlagerte ihr Gewicht vorsichtig auf das rechte Bein und bewegte
dabei ihren Arm vor und zurück. Die Hunde sollten nicht erschrecken, wenn sie ihnen
den Köder zuwarf.
    Der Dobermann
war jetzt vielleicht noch fünf Meter von ihr entfernt, die beiden anderen doppelt
so weit. Mit einer raschen und doch vorsichtigen Bewegung warf sie ihm das Wurststückchen
zu, es landete direkt vor seinen Beinen, sein Kopf fuhr zum Boden und er nahm das
Leckerli schlappernd auf, ließ es wieder fallen, schnupperte noch einmal daran und
verschlang es dann mit wohligem Schmatzen. Seine Augen verrieten mit einem Mal keine
Angriffslust mehr, die rosarote Zunge leckte Maul und Lefzen ab, fuhr über die Schnauze
und erneut troff Speichel in zähen Fäden auf den Boden.
    Jetzt war
es Zeit, auch den anderen Hunden ihre friedliche Absicht zu beweisen, weitere Wurstteile
landeten vor ihren Pfoten, und während sie fraßen, richtete sich Linda vorsichtig
zu halber Größe auf und ging mit ausgestrecktem Arm auf die drei Hunde zu. Der erste
Dobermann fing noch einmal zu bellen an, doch nachdem ihn ein Rädchen Lyoner erreichte,
verstummte er sofort. Offensichtlich wollte er es sich jetzt nicht mehr mit seiner
neuen Nahrungsquelle verderben.
    Die Hunde
kamen nun näher, beschnupperten sie von allen Seiten und fraßen ihr – im wahrsten
Sinn des Wortes – aus der Hand. Vorsichtig begann sie, den Ridgeback auf der breiten
Stirn zu streicheln, dann fühlte sie die Schnauze des Dobermanns unter ihrem Handgelenk,
der ebenfalls nach Streicheleinheiten verlangte, und der dritte beschnüffelte ihre
Hosentasche, in der sie die restliche Wurst verpackt hatte.
    Sie hatte
gewonnen. Was ihr schon bei Begegnungen mit einzelnen Hunden gelungen war, nämlich
das Vertrauen der Tiere zu gewinnen, Aggressivität abzubauen und in spielerische
Neugier zu verwandeln, hatte sie dieses Mal auch mit drei Hunden auf einen Streich
geschafft. Linda atmete erleichtert aus.
    Der Rest
war nun ein Kinderspiel. Einen großen Streifen Schinken in der Hand ging sie auf
den Zwinger zu, die Hunde hechelnd und hungrig an ihrer Seite. Sie öffnete das Gatter,
warf die restlichen Wursträdchen und den Schinken in den Fressnapf, lockte die beiden
Dobermänner und den Ridgeback mit Futter in den Zwinger, lehnte die Tür aber nur
an, damit die Hunde später wieder heraus konnten und

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