Verschlossen und verriegelt
ich Ihnen mitteilen, Herr Roos, dass der Überfall kurz vor Geschäftsschluss von einer Person verübt wurde, die als Frau verkleidet zunächst 90000 Kronen in Geldscheinen erbeutet und dann einen Mann niedergeschossen hat, der Kunde in der Bank war. Anschließend ist diese Person in einem Renault geflüchtet. Die Schießerei ändert natürlich die Klassifizierung des Verbrechens, wie Sie vielleicht verstehen werden, Herr Roos.«
»Was ich nicht verstehe, ist, was ich mit der ganzen Sache zu tun haben soll«, erwiderte Roos gereizt.
»Wann sind Sie Ihren Freunden Malmström und Mohren zuletzt begegnet?«, fragte Bulldozer.
»Das habe ich Ihnen doch schon letztes Mal gesagt. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.«
»Und Sie wissen nicht, wo sie sich aufhalten?«
»Nein, ich weiß nur, was Sie mir über die beiden erzählt haben.
Seit man sie in Kumla eingelocht hat, habe ich sie nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
Bulldozer starrte Werner Roos unverwandt an. Dann notierte er sich etwas auf einem Block, schlug ihn zu und stand auf. »Nun ja«, sagte er leichthin. »Es wird nicht weiter schwer sein, das zu überprüfen.«
Er ging zum Fenster und ließ zum Schutz vor der Nachmittagssonne, die mittlerweile ins Zimmer schien, die Jalousien herunter.
Werner Roos wartete, bis er sich wieder hingesetzt hatte, dann sagte er:
»Eins kann ich Ihnen jedenfalls sagen. Wenn jemand erschossen worden ist, haben Malmström und Mohren nichts damit zu tun. So dumm sind die beiden nicht.«
»Es mag ja sein, dass Malmström oder Mohren nicht auf die Idee kommen würden, zu schießen, aber das schließt noch lange nicht aus, dass sie in die Sache verwickelt gewesen sind und beispielsweise im Fluchtauto gesessen haben. Nicht wahr?«
Roos zuckte mit den Schultern und starrte verbissen zu Boden, das Kinn in den Rollkragen gebohrt.
»Außerdem ist es ja nicht undenkbar, dass sie einen Kompagnon hatten, eventuell einen weiblichen Kompagnon«, fuhr Bulldozer enthusiastisch fort. »Das ist jedenfalls eine Möglichkeit, mit der wir rechnen müssen. War nicht Malmströms Verlobte an der Sache beteiligt, für die sie in den Knast gewandert sind?«
Er schnippte mit den Fingern.
»Gunilla Bergström, ja richtig. Sie hat anderthalb Jahre bekommen, also wissen wir, wo sie ist«, sagte er. Roos warf ihm einen Blick zu, ohne den Kopf zu heben. »Sie ist nämlich noch nicht ausgebrochen«, erläuterte Bulldozer beiläufig. »Aber es gibt ja noch andere Frauen, und die Herren haben offensichtlich nichts gegen weibliche Mitarbeiter einzuwenden. Oder was meinen Sie, Herr Roos?« Werner Roos zuckte erneut mit den Schultern und richtete sich auf.
»Tja, was soll ich dazu sagen«, bemerkte er gleichgültig. »Das geht mich nun wirklich nichts an.«
»Nein, gewiss nicht«, sagte Bulldozer und nickte, während er Roos nachdenklich betrachtete.
Dann lehnte er sich vor und legte die Handflächen vor sich auf die Tischplatte.
»Sie behaupten also, dass Sie Malmström und Mohren im letzten halben Jahr weder getroffen noch von ihnen gehört haben?«
»Ja, das behaupte ich«, antwortete Werner Roos. »Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, bin ich nicht verantwortlich für das, was sie möglicherweise treiben. Wir kennen uns, seit wir zusammen in die Grundschule gegangen sind, das habe ich nie bestritten. Seit damals haben wir uns ab und zu gesehen, auch das habe ich nie zu leugnen versucht. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir uns alle naslang treffen oder dass sie mir erzählen, wohin sie gehen und was sie vorhaben. Ich bin der Erste, der es zutiefst bedauert, dass sie auf Abwege geraten sind, aber mit ihren kriminellen Aktivitäten habe ich nicht das Geringste zu tun, und wie ich früher schon gesagt habe, will ich gern behilflich sein, sie auf den Pfad der Tugend zurückzuführen. Aber ich habe sie nun einmal lange nicht mehr gesehen.«
»Herr Roos, Sie werden sicher einsehen, dass Ihre Behauptung äußerst gravierend sein kann und nicht zuletzt Sie selbst in eine suspekte Position geraten, falls sich herausstellen sollte, dass Sie Kontakt zu den beiden hatten.«
»Das sehe ich nicht.«
Bulldozer lächelte ihn freundlich an.
»O doch, das tun Sie.«
Er schlug mit den flachen Händen auf den Tisch und stand auf.
»Ich habe kurz ein paar Dinge zu erledigen«, erklärte er. »Wir müssen unsere kleine Unterhaltung an dieser Stelle unterbrechen und etwas später fortsetzen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden, Herr Roos.«
Bulldozer
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