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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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mal kurz«, sagte sie.
    Sie wirkte rastlos und nervös, aber das schien ihr Normalzustand zu sein. Unter dem Herd standen zwei rote Holzsandalen. Sie schlüpfte hinein und klapperte außer Sichtweite. Er hörte sie mit etwas hantieren, und im selben Moment, als ein elektrischer Motor anging und ein Rauschen einsetzte, sagte sie: »Sie haben nicht gesagt, wie Sie heißen.«
    »Beck. Martin Beck.«
    »Und Sie sind Polizist?«
    »Ja.«
    »Was für einer?«
    »Reichskriminalpolizei.«
    »Gehaltsstufe 25?«
    »27.«
    »Sieh einer an. Nicht schlecht.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Wie schimpft man sich dann?«
    »Kommissar.«
    Der Motor heulte. Das Geräusch war ihm aus früheren Zeiten wohlvertraut, und er begriff, was sie machte. Sie trocknete ihre Haare auf die Schnelle mit dem Staubsauger. »Rhea«, sagte sie. »Aber das brauche ich ja gar nicht zu sagen. Außerdem steht der Name an der Tür.«
    Die Küche war groß, wie oft in alten Häusern, und trotz des Tisches mit den vielen Sitzplätzen gab es darin nicht nur einen Gasherd und eine Spüle, sondern auch noch Kühlschrank, Gefriertruhe, Spülmaschine und reichlich freien Platz. Auf einem Regal über der Spüle standen Krüge und Kessel, und an Nägeln darunter hingen diverse Naturprodukte, beispielsweise Zweige von Wermut und Thymian, Vogelbeerdolden, Bänder mit getrockneten Morcheln und Nelkenschwindlingen sowie drei lange Knoblauchzöpfe. Dinge, die Atmosphäre schufen und aromatische Düfte verströmten, in einem Haushalt jedoch sicher nicht völlig unentbehrlich waren. Mit Wermut und Vogelbeeren konnte man gut Schnaps aromatisieren und mit Thymian Erbsensuppen würzen, auch wenn er persönlich Majoran bevorzugt hatte, als sein Magen diese schwedische Delikatesse noch vertrug. Pilze konnte man natürlich immer gut gebrauchen, wenn man etwas mit ihnen anzufangen wusste. Der Knoblauch war dagegen als reine Dekoration zu betrachten, da die vorhandene Menge sicher den gesamten Lebensbedarf eines Normalverbrauchers deckte. Sie kam in die Küche, kämmte sich, bemerkte seinen Blick und sagte:
    »Um die Vampire fernzuhalten.«
    »Der Knoblauch?«
    »Ja klar. Gehen Sie nicht ins Kino? Peter Cushing weiß alles über Vampire.«
    Sie hatte das nasse Trikothemd gegen ein ärmelloses türkises Kleidungsstück ausgetauscht, das am ehesten an ein Unterhemd erinnerte. Er stellte fest, dass sie blonde Haare unter den Armen und kleine Brüste hatte und keinen BH brauchte. Sie trug auch keinen, die Brustwarzen zeichneten sich deutlich unter dem Stoff ab.
    »Polizei«, sagte sie. »Kriminalkommissar.«
    Sie sah ihn mit diesem direkten Blick unter gerunzelter Stirn an.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Beamte der Gehaltsstufe 27 persönlich Leute aufsuchen.«
    »Das tun sie in der Regel wohl auch nicht«, erwiderte er.
    Sie setzte sich an den Tisch, stand aber sofort wieder auf. Biss sich auf die Knöchel.
    Martin Beck fand, dass es an der Zeit war, die Initiative zu ergreifen. Er sagte:
    »Wenn ich Sie recht verstehe, stehen Sie der Polizei nicht sonderlich positiv gegenüber.« Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und sagte: »Nein.
    Ich kann nicht behaupten, jemals irgendeinen Nutzen von ihr gehabt zu haben, und ich kenne auch niemanden, bei dem das anders gewesen wäre. Dagegen viele, denen die Polizei Schwierigkeiten gemacht und Schmerzen zugefügt hat.«
    »Dann werde ich versuchen, Sie so wenig wie möglich zu belästigen, Frau Nielsen.«
    »Rhea«, sage sie. »Alle nennen mich Rhea.«
    »Sie sind die Besitzerin dieses Hauses, ist das richtig?«
    »Ja. Ich habe es vor ein paar Jahren geerbt. Aber hier gibt's für die Polizei nichts zu holen. Hier sind keine Drogenhöhlen, keine Spielclubs, nicht einmal Prostituierte oder Diebe.« Sie machte eine kurze Pause.
    »Möglich, dass es hier zu gewissen subversiven Aktivitäten kommt. Gedankenverbrechen. Aber Sie sind nicht von der politischen Polizei.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Sie lachte, plötzlich und herzlich. Ein hübsches, ansteckendes Lachen.
    »Ich bin nicht völlig hinter dem Mond«, erklärte sie. Nein, wirklich nicht.
    Dachte Martin Beck. Laut sagte er:
    »Sie haben recht. Ich beschäftige mich fast ausschließlich mit Gewaltverbrechen. Mord und Totschlag.«
    »Hier im Haus haben wir weder das eine noch das andere gehabt. Seit drei Jahren nicht mal eine Schlägerei. Letzten Winter hat allerdings jemand den Dachboden aufgebrochen und eine Menge Krempel geklaut. Ich musste Anzeige erstatten, die Versicherung

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