Verschlossen und verriegelt
hinsichtlich einer Kriminalität hatte, die sich gegen Wucherer und Profiteure oder die Ausbeutergesellschaft als solche richtete, um ihn auf die Art zu bewegen, ihr eins seiner Geheimnisse zu verraten.
Kurz vor "Weihnachten sah Mauritzon sich gezwungen, Monita einen gewissen Einblick in seine Aktivitäten zu geben. In der Weihnachtszeit herrschte auch in Mauritzons Branche große Hektik, und er hatte in seinem Eifer, sich keine Gelegenheit zur Geldeinnahme entgehen zu lassen, so viele Aufträge angenommen, dass er sie alleine nicht bewältigen konnte. Es war schlicht unmöglich, sich am zweiten Weihnachtstag für eine sehr komplizierte Transaktion, die seine persönliche Anwesenheit erforderte, in Hamburg aufzuhalten und am selben Tag eine Lieferung auf dem Flughafen Fornebu vor den Toren Oslos zu übergeben. Da Monita wie üblich Weihnachten in Oslo feiern würde, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, sie zu bitten, als Stellvertreterin und Kurier zu agieren. Der Auftrag war zwar nicht besonders riskant, aber die Arrangements rund um die Übergabe der Ware waren so merkwürdig und kompliziert, dass er ihr beim besten Willen nicht einreden konnte, es handele sich um ein normales Weihnachtsgeschenk. Er gab ihr ausführliche Anweisungen, und da er wusste, dass sie dem Rauschgifthandel negativ gegenüberstand, ließ er sie in dem Glauben, das Paket enthalte gefälschte Formulare, die bei einem Postraub benutzt werden sollten.
Monita hatte nichts dagegen, seine Assistentin zu spielen, und erledigte den Auftrag ohne Komplikationen. Sie bekam ihre Reisekosten erstattet und darüber hinaus ein Honorar von einigen hundert Kronen.
Dieses leicht verdiente und dringend benötigte zusätzliche Einkommen hätte sie eigentlich auf den Geschmack bringen müssen, aber nachdem sie ein wenig Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, war ihre Einstellung zwiespältig, was mögliche Operationen ähnlicher Art in der Zukunft betraf.
Sie hatte zwar nichts gegen das Geld, aber wenn sie schon Kopf und Kragen riskierte, wollte sie wenigstens wissen, warum sie es tat. Sie bereute, nicht nachgesehen zu haben, was das Paket enthielt, und hegte den Verdacht, dass Mauritzon sie hereingelegt hatte. Sie beschloss, sich zu weigern, den Boten für ihn zu spielen, falls er sie erneut darum bat. Sie hatte keine Lust, mit mysteriösen Paketen herumzulaufen, die alles von Opium bis Zeitbomben enthalten konnten.
Mauritzon musste ihre Einstellung instinktiv erfasst haben, denn er bat sie um keine weiteren Gefälligkeiten. Sein Verhalten war unverändert, aber im Laufe der Zeit entdeckte sie Seiten an ihm, die ihr vorher nicht aufgefallen waren. Sie merkte, dass er sie anlog, völlig unnötig, da sie ihn nie fragte, was er machte, wenn sie nicht zusammen waren, und nie versuchte, ihn zu zwingen, ihr Rede und Antwort zu stehen. Außerdem ahnte sie allmählich, dass er keineswegs ein Gentlemandieb war, sondern ein Kleinunternehmer in der Verbrechensbranche, der für Geld so ziemlich alles machte.
In den ersten Monaten des Jahres trafen sie sich nicht besonders oft, was weniger an Monitas zunehmendem Scharfblick lag als daran, dass Mauritzon viel zu tun hatte und oft auf Reisen war.
Monita glaubte nicht, dass er sie leid war; wenn er einen freien Abend hatte, wollte er ihn am liebsten mit ihr verbringen. Ein einziges Mal bekam er Besuch, als sie bei ihm war. Es war an einem Abend Anfang März, und die Besucher, die Mohrén und Malmström hießen und etwas jünger waren als Mauritzon, schienen Geschäftsfreunde zu sein. Ihr hatte vor allem der eine der beiden gut gefallen, aber sie war ihnen nie mehr begegnet.
Für Monita entwickelte sich der Winter 1972 zu einer düsteren Zeit. Das Restaurant, in dem sie arbeitete, wechselte den Besitzer, wurde zu einer Kneipe umgebaut und verlor seine alten Gäste, ohne neue anzulocken, weshalb man die Angestellten schließlich entließ und aus dem Lokal eine Bingohalle machte. Sie war mal wieder arbeitslos und fühlte sich einsamer als je zuvor, da Mona jetzt in der Woche tagsüber im Kindergarten war und an den Wochenenden mit ihren Freundinnen spielte. Es ärgerte sie, dass sie Mauritzon nicht den Laufpass gegeben hatte, aber am meisten ärgerte sie sich eigentlich über ihn, wenn er nicht da war. Wenn sie sich trafen, fühlte sie sich in seiner Gesellschaft recht wohl, und dass er unübersehbar verliebt in sie war, schmeichelte ihr. Außerdem war er, abgesehen von Mona, der Einzige, der sie zu brauchen
Weitere Kostenlose Bücher