Verschlossen und verriegelt
sie dort sicher abgestellt, um sie in den Müllraum hinunterzutragen, da sie vermutlich nicht in den Müllschlucker passte. Dann entdeckte sie, dass eine dicke Schnur viele Male um die Aktentasche geschlungen und an mehreren Stellen fest verknotet war.
Sie hob die Tasche heraus und stellte sie auf den Küchenfußboden. Sie war schwer.
Jetzt war sie neugierig. Sie löste die Knoten vorsichtig, versuchte sich aber zu merken, wie sie geknüpft waren. Sie wickelte die Schnur ab und öffnete die Aktentasche.
Sie war voller Steine; schwarze, flache Schieferstücke, die ihr vage bekannt vorkamen und die sie erst kürzlich irgendwo gesehen zu haben glaubte.
Sie runzelte die Stirn, richtete sich auf und warf die Zigarettenkippe in den Ausguss, während sie nachdenklich die Aktentasche anstarrte. Warum hatte er eine alte Aktentasche voller Steine gestopft, fest verschnürt und in den Schrank gestellt?
Sie sah sich die Aktentasche genauer an. Sie war aus echtem Leder und mit Sicherheit schön und ziemlich teuer gewesen, als sie neu war. Sie warf einen Blick auf die Innenseite des Schlosses. Kein Name. Ihr fiel etwas Merkwürdiges auf; jemand hatte alle vier Ecken am Boden mit einem scharfen Messer oder einer Rasierklinge abgeschnitten, und zwar erst kürzlich, denn die Schnittflächen im braunen Leder waren noch ganz frisch. Plötzlich begriff sie, was er mit der Aktentasche vorhatte. Er wollte sie im Meer versenken! Naja, zumindest im Strömmen. Aber warum?
Sie bückte sich und begann, die Tasche auszupacken, und während sie die Steine in einem Haufen auf dem Fußboden aufschichtete, fiel ihr auch wieder ein, wo sie solche Schieferstücke gesehen hatte. Unten im Hauseingang, vor der Tür zum Hof, lag ein Stapel Schieferplatten, mit denen der Hof hinter dem Haus gepflastert werden sollte. Dort musste er sich die Bruchstücke geholt haben.
Als sie dachte, sie hätte die Tasche bald geleert, spürte sie etwas Hartes und Glattes unter den Fingerspitzen. Sie hob den Gegen stand hoch, hielt ihn in der Hand und musterte ihn, während allmählich ein Gedanke, der schon lange in den hintersten Winkeln ihres Bewusstseins gegärt hatte, Gestalt annahm. Hier hatte sie vielleicht die Lösung; in diesem glänzenden stählernen Ding lag vielleicht die Freiheit, von der sie geträumt hatte.
Die Pistole war ungefähr zwanzig Zentimeter lang, hatte einen kräftigen Lauf und einen massiven Kolben, und auf dem blanken, blauschimmernden Stahl über dem Abzugsbügel stand ein Name eingraviert: Llama. Sie wog die Waffe in der Hand. Sie war schwer. Monita ging in den Flur und legte die Pistole in ihre Tasche. Dann kehrte sie in die Küche zurück, packte alle Steine in die Tasche zurück, umwickelte sie mit der Schnur, versuchte sie so zu verknoten wie zuvor und stellte die Aktentasche wieder in den Schrank zurück.
Anschließend nahm sie den Handfeger, kehrte die Scherben im Wohnzimmer auf, ging in den Hausflur und kippte sie in den Müllschlucker. Als sie wieder hereinkam, schaltete sie den Plattenspieler ab, stellte die Platte an ihren Platz zurück und ging in die Küche, wo sie zog ihren Mantel an, machte ihre Tasche zu und hängte sie sich über die Schulter, und ehe sie die Wohnung verließ, drehte sie eine Runde durch die Zimmer, um zu kontrollieren, dass alles so war, wie es sein sollte. Sie vergewisserte sich, dass der Schlüssel in der Tasche lag, ehe sie die Tür zuschlug und die Treppen hinablief. Sobald sie zu Hause war, würde sie nachdenken.
25
Gunvald Larsson stand am Freitag, dem 7. Juli, sehr früh am Morgen auf. Zwar nicht bei Sonnenaufgang, aber das wäre auch ein wenig übertrieben gewesen. Namenstag hatte laut Kalender an diesem Tag jeder, der Klas hieß, und die Sonne zeigte sich bereits elf Minuten vor drei über dem Horizont von Stockholm.
Um halb sieben hatte er geduscht, gefrühstückt und sich angezogen, und eine halbe Stunde später stand er bereits auf der Treppe des Reihenhauses am Sängarvägen in Sollentuna, das Einar Rönn vier Tage zuvor besucht hatte. Alles würde an diesem Freitag passieren. Mauritzon würde sich erneut mit Bulldozer Olsson konfrontiert sehen, diesmal allerdings in hoffentlich weniger herzlicher Atmosphäre. Außerdem war unter Umständen der Moment gekommen, Malmström und Mohren zu schnappen und ihren großen Coup zu vereiteln. Doch ehe die Sonderkommission in Aktion trat, gedachte Gunvald Larsson ein kleines Problem zu lösen, das ihn die ganze Woche irritiert hatte. In einem
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