Verschlossen und verriegelt
schien.
Jetzt, da sie tagsüber nichts zu tun hatte, ging sie manchmal zu seiner Wohnung in der Armfeltsgatan, wenn sie wusste, dass er nicht zu Hause war. Sie saß dort gern und las oder hörte Schallplatten oder ging einfach nur zwischen seinen Sachen umher, die ihr immer noch so fremd erschienen, obwohl sie sich doch mittlerweile an sie gewöhnt haben sollte. Abgesehen von ein paar Büchern und Platten gab es in seiner Wohnung nichts, was sie sich jemals in ihr eigenes Zuhause gestellt hätte, aber dennoch fühlte sie sich dort auf seltsame Weise wohl. Er hatte ihr nie einen Schlüssel zu seiner Wohnung gegeben, aber sie hatte sich einen Zweitschlüssel anfertigen lassen, als er ihr einmal seinen geliehen hatte. Es war der einzige Einbruch in seine Privatsphäre gewesen, und am Anfang hatte sie deshalb ein schlechtes Gewissen gehabt.
Sie achtete stets sorgfältig darauf, dass nichts ihren Aufenthalt in seiner Wohnung verriet, und ging nur hin, wenn sie genau wusste, dass er verreist war. Sie fragte sich, wie er reagieren würde, wenn er davon wüsste. Natürlich stöberte sie gelegentlich in seinen Sachen, hatte aber nie etwas gefunden, das ihr sonderlich belastend erschienen wäre. Sie hatte sich den Schlüssel nicht besorgt, um herumzuschnüffeln, sondern um dort sein zu können, ohne dass irgendwer davon wusste. Nicht dass jemand nach ihr gesucht oder sich dafür interessiert hätte, wo sie sich aufhielt, aber es gab ihr trotzdem ein Gefühl von Unerreichbarkeit und Souveränität, das sie daran erinnerte, wie es war, wenn sie als Kind Verstecken spielten und sie ein so gutes Versteck gefunden hatte, dass kein Mensch auf der Welt sie jemals finden würde. Hätte sie ihn gefragt, hätte er ihr vermutlich einen Schlüssel gegeben, aber dann wäre alles kaputt gewesen.
Eines Tages Mitte April, als Monita ungewöhnlich rastlos und unruhig war, ging sie zu der Wohnung in der Armfeltsgatan. Sie würde in Mauritzons hässlichstem und schönstem Sessel sitzen, Vivaldi auflegen und hoffen, dass sich dieses eigentümliche Gefühl von Frieden und erst am nächsten Tag heimkehren.
Sie hängte Mantel und Schultertasche an einen Haken im Flur, nahm Zigaretten und Streichhölzer aus der Tasche und ging ins Wohnzimmer. Es hatte sich nicht verändert und war wie immer sauber und aufgeräumt. Mauritzon putzte seine Wohnung selbst, und zu Anfang ihrer Bekanntschaft hatte sie ihn gefragt, warum er keine Putzfrau anstellte, worauf er geantwortet hatte, er putze gern und habe keine Lust, dieses Vergnügen jemand anderem zu überlassen.
Sie legte Zigaretten und Streichhölzer auf die breite Armlehne des Sessels, ging ins andere Zimmer und machte den Plattenspieler an. Sie legte »Die vier Jahreszeiten« auf, und während sie den ersten Tönen des Frühlings lauschte, holte sie eine Untertasse aus dem Küchenschrank und stellte sie auf die Armlehne. Sie dachte daran, wie erbärmlich ihre Beziehung zu Mauritzon war. Sie kannten sich seit einem Jahr, und ihr Verhältnis zuein ander war in dieser Zeit weder inniger noch reifer geworden, eher im Gegenteil. Sie konnte sich nicht erinnern, worüber sie sich bei ihren Treffen unterhielten, wahrscheinlich, weil sie nie über etwas Wichtiges sprachen. Wenn sie in ihrem Lieblingssessel saß und das Bücherregal mit den vielen albernen kleinen Eimerchen und Vasen betrachtete, fand sie, dass er eine ungewöhnlich lächerliche Gestalt war, und fragte sich zum hundertsten Mal, warum sie ihm nicht den Laufpass gab und sich einen anständigen Mann suchte.
Sie zündete sich eine Zigarette an, blies den Rauch in einem schmalen Strahl zur Decke und dachte, dass sie aufhören musste, an diese Witzfigur zu denken, bevor sie wirklich schlechte Laune bekam.
Sie machte es sich im Sessel bequem, schloss die Augen und versuchte, das Denken abzuschalten, während sie die Hand mit der Zigarette sachte im Takt der Musik bewegte. Mitten im Largo stieß sie den Aschenbecher an, der auf den Fußboden fiel und zerbrach.
»So ein Mist«, murmelte sie.
Sie stand auf und ging in die Küche.
Sie öffnete den Unterschrank der Spüle und tastete nach dem Handfeger, der normalerweise rechts neben der Mülltüte hing. Er war nicht da, und sie ging in die Hocke und lugte in den Schrank hinein. Der Handfeger lag auf dem Boden, und als sie sich nach ihm streckte, fiel ihr Blick auf eine Aktentasche, die hinter der Mülltüte stand. Die Aktentasche war alt und abgewetzt, und Monita hatte sie noch nie gesehen. Er hatte
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