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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Decke um die Schultern, der andere ein Arzt, den man offensichtlich aus dem Bett geholt hatte. Weitere Männer standen draußen: Polizisten, der Besitzer eines Hotels am Hafen und der Kapitän, der Michael möglicherweise das Leben gerettet, aber auf jeden Fall verhindert hatte, dass er verrückt geworden wäre.
    »John, Gott sei Dank.« Michael zitterte. Alle Farbe schien aus seinem Gesicht gewichen zu sein. Der Arzt hielt eine Tasse mit was Heißem in der Hand und versuchte, Michael zum Trinken zu bewegen.
    »Trink das, Mickey«, sagte Rebus. Michael sah erbärmlich aus, und Rebus spürte, wie eine unendliche Traurigkeit ihn ergriff. Michael hatte etliche Jahre im Gefängnis gesessen, wo weiß Gott was mit ihm geschehen war. Und als er dann entlassen wurde, hatte er, bis er nach Edinburgh kam, nur Pech gehabt. Seine draufgängerische Art, die Nächte, die er mit den Studenten in irgendwelchen Kneipen verbrachte — Rebus erkannte plötzlich, was tatsächlich dahinter steckte. Es war bloße Fassade, ein Versuch, all die Ängste der letzten Jahre hinter sich zu lassen. Und nun war das hier passiert und hatte ihn zu einer erbarmungswürdigen, zitternden Kreatur gemacht.
    »Ich bin gleich wieder da, Mickey.« Rebus winkte Hart an eine Seite der Hütte. »Was hat er Ihnen erzählt?« Er versuchte, seine Wut zu unterdrücken.
    »Er hat gesagt, er war in Ihrer Wohnung gewesen, Sir, allein.«
    »Wann?«
    »Heute Nachmittag, so gegen vier. Es klingelte an der Tür, also hat er geöffnet. Sofort drängten sich drei Männer in die Wohnung und warfen ihm einen Sack über den Kopf. Dann haben sie ihn auf den Boden gedrückt und gefesselt, den Sack abgenommen, ihm den Mund zugeklebt und den Sack wieder übergestülpt.«
    »Er hat sie nicht gesehen?«
    »Sie haben ihm das Gesicht auf den Boden gedrückt. Er hat sie nur ganz kurz gesehen, als er die Tür öffnete.«
    »Und weiter.« Rebus bemühte sich, nicht zu der Eisenbahnbrücke hinaufzuschauen, und sich stattdessen auf die blinkende Ampel auf der etwas weiter entfernten Autobrücke zu konzentrieren.
    »Sie haben ihn anscheinend in eine Art Teppich gewickelt, die Treppe hinuntergetragen und in einen Lieferwagen geschoben. Dort war es ziemlich eng, sagte Ihr Bruder. Er hatte den Eindruck, dass auf beiden Seiten von ihm Kisten standen.« Hart hielt inne. Ihm gefiel der konzentrierte Ausdruck auf dem Gesicht des Inspectors nicht.
    »Und?«, blaffte Rebus.
    »Er sagt, sie wären stundenlang rumgefahren, ohne irgendwas zu sagen. Dann hätten sie ihn aus dem Wagen geholt und in so was wie einen Keller oder Laderaum gebracht. Er hatte die ganze Zeit den Sack über dem Kopf, deshalb weiß er es nicht genau.« Hart zögerte. »Ich wollte nicht zu sehr in ihn dringen, Sir, in seinem derzeitigen Zustand.«
    Rebus nickte.
    »Schließlich haben sie ihn hierher gebracht, ihn mit einem Seil an das Brückengeländer gebunden und heruntergelassen. Sie hatten immer noch kein Wort gesprochen. Doch als sie ihn langsam abseilten, haben sie ihm wenigstens den Sack vom Kopf genommen.«
    »O Gott.« Rebus kniff die Augen zusammen. Das rief die schaurigsten Erinnerungen an seine SAS-Ausbildung in ihm wach, wie sie versucht hatten, Informationen aus ihm herauszukriegen. Sie hatten ihn mit einem Sack über dem Kopf in einen Hubschrauber gepackt, waren losgeflogen und hatten dann gedroht, ihn rauszuwerfen … und diese Drohung auch in die Tat umgesetzt. Allerdings nur drei Meter über dem Boden und nicht aus den Hunderten Meter Höhe, die er sich vorgestellt hatte. Grauenhaft das Ganze. Er ließ Hart einfach stehen, stieß den Arzt zur Seite und beugte sich hinab, um Michael zu umarmen. Als Michael zu heulen anfing, drückte er ihn fest an sich und ließ ihn auch nicht los, als das Weinen nicht aufhören wollte.
    Dann war es endlich vorbei. Ein heftiges, trockenes Husten, und Michael schien sich gefasst zu haben. Sein Gesicht war tränennass. Rebus gab ihm ein Taschentuch.
    »Der Krankenwagen wartet«, sagte der Arzt leise. Rebus nickte. Michael hatte offensichtlich einen Schock erlitten; man würde ihn über Nacht dabehalten.
    Nun hab ich zwei Patienten zu besuchen, dachte Rebus. Außerdem vermutete er ähnliche Motive hinter den beiden Überfällen. Sehr ähnliche Motive, wenn man es genau bedachte. Die Wut begann wieder in ihm hochzukochen, und seine Kopfhaut kribbelte wie verrückt. Doch als er Michael zum Krankenwagen geleitete, beruhigte er sich wieder.
    »Möchtest du, dass ich mitkomme?«, fragte

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