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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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passte; denn schließlich war das hier ja so etwas wie Rebus’ Höhle.
    Er nahm den Telefonhörer ab und rief Patience an. Ihre Stimme kam vom Band; die Nachricht war neu.
    »Ich bringe Susan und Jenny zurück zu ihrer Mutter. Hinterlassen Sie Ihre Nachricht nach dem Piepton.«
    Rebus’ erster Gedanke war, wie leichtsinnig Patience sich doch verhielt. Die Ansage ließ jeden Anrufer — wirklich jeden — wissen, dass sie nicht zu Hause war. Es war bekannt, dass Einbrecher häufig zuerst anriefen. Manchmal suchten sie sich sogar mehr oder weniger willkürlich Nummern aus dem Telefonbuch heraus und probierten so lange, bis sie auf eine Adresse mit einem Anrufbeantworter stießen oder wo niemand ranging. Man musste also seine Ansage möglichst vage formulieren.
    Wenn sie zu ihrer Schwester gefahren war, überlegte Rebus, würde sie frühestens am nächsten Abend zurück sein, vielleicht sogar bis Montag bleiben.
    »Hi, Patience«, sagte er zu der Maschine. »Ich bin bereit, über alles zu reden, wann immer du willst. Ich … vermisse dich. Tschüs.«
    Die Mädchen waren also fort. Vielleicht würde die Situation sich jetzt wieder normalisieren. Kein Pulverfass Susan mehr, keine sanfte Jenny. Sie waren zwar nicht der Grund für das Zerwürfnis zwischen Rebus und Patience, aber sie hatten die Dinge nicht gerade erleichtert. Nein, das hatten sie bestimmt nicht.
    Er machte sich eine Tasse »Kaffeeersatz« und überlegte, ob er nicht in den Laden Ecke Marchmont Street gehen sollte. Aber die hatten nur Pulverkaffee, der außerdem noch teuer war, und vielleicht schmeckte dieses Zeug hier ja gar nicht so schlecht.
    Es schmeckte grauenhaft und war absolut koffeinfrei. Deshalb schlief er vermutlich auch während einem der öden Filme ein, die an diesem Abend zur besten Sendezeit im Fernsehen liefen.
    Und wurde vom Klingeln des Telefons geweckt. Irgendwer hatte den Fernseher ausgeschaltet, vermutlich derjenige, der auch eine Decke über ihn geworfen hatte. Das wurde allmählich zur Gewohnheit. Er war ganz steif, als er sich aufrichtete und nach dem Hörer griff. Seine Uhr zeigte ein Uhr fünfzehn.
    »Hallo?«
    »Ist dort Inspector Rebus?«
    »Am Apparat.« Rebus fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
    »Inspector, hier ist PC Hart. Ich bin in South Queensferry.«
    »Ja?«
    »Hier ist jemand, der behauptet, er wäre Ihr Bruder.«
    »Michael?«
    »Den Namen hat er angegeben.«
    »Was ist passiert? Ist er voll gedröhnt?«
    »Nichts in der Richtung, Sir.«
    »Was dann?«
    »Nun ja, Sir, wir haben ihn gerade gefunden …«
    Jetzt war Rebus hellwach. »Wo gefunden?«
    »Er hing an der Forth-Eisenbahnbrücke.«
    »Was?« Rebus spürte, wie er fast den Telefonhörer zerquetschte. »Er hing?«
    »So hab ich das nicht gemeint, Sir. Tut mir Leid, wenn ich …« Rebus’ Griff lockerte sich.
    »Nein, ich meinte, er hing an den Füßen, sah aus, als schwebte er in der Luft.«
    »Zuerst haben wir geglaubt, es handle sich um einen makabren Scherz. Sie wissen schon, Bungeespringer und so.« PC Hart führte Rebus zu einer Hütte am Kai von South Queensferry. Der Firth of Forth lag dunkel und still da. Rebus konnte jedoch hoch über ihm die Umrisse der Eisenbahnbrücke erkennen. »Aber das passte nicht zu dem, was er uns erzählt hat. Außerdem war klar, dass er nicht freiwillig gesprungen ist.«
    »Wieso war das klar?«
    »Seine Hände waren gefesselt, Sir. Und man hatte ihm den Mund mit Klebeband zugeklebt.«
    »O Gott.«
    »Der Arzt sagt, er kann von Glück reden. Wenn die ihn über das Geländer geworfen hätten, hätte er sich die Beine auskugeln können. Der Arzt vermutet, dass sie ihn langsam heruntergelassen haben.«
    »Wie sind die denn überhaupt auf die Brücke gekommen?«
    »Das ist ziemlich einfach, wenn man schwindelfrei ist.«
    Rebus, der nicht schwindelfrei war, hatte bereits das Angebot abgelehnt, oben auf der ockerfarbenen Eisenkonstruktion die Stelle zu besichtigen, an der man Michael gefunden hatte.
    »Sieht aus, als hätten die so lange gewartet, bis sie sicher waren, dass keine Züge mehr kamen. Allerdings fuhr noch ein Schiff unter der Brücke durch, und der Kapitän glaubte was zu erkennen, also hat er seine Beobachtung per Funk durchgegeben. Ansonsten hätte er möglicherweise die ganze Nacht dort oben zugebracht.« Hart schüttelte den Kopf. »Bei der Kälte nicht gerade angenehm.«
    Sie waren jetzt an der Hütte angekommen. Drinnen gab es gerade genug Platz für zwei Männer. Einer von ihnen war Michael, mit einer

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