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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Zimmer.«
    »Mein Gott, ich wusste doch überhaupt nicht, dass Mrs MacKenzie gegenüber einer Grundschule wohnt!«
    »Sie könnten trotzdem umziehen. Die Tatsache, dass Sie sich eine solche Bleibe ausgesucht haben, wird Maclean nur noch mehr reizen.«
    McPhail starrte Rebus wütend an. »Sie sind widerlich«, sagte er. »Was auch immer ich angestellt habe, ich möchte wetten, Sie haben Schlimmeres getan. Lassen Sie mich in Ruhe, ich passe schon auf mich auf.« McPhail ging demonstrativ an Rebus vorbei zur Tür.
    »Immer schön vorsichtig!«, rief Rebus ihm nach.
    »Mein Gott«, sagte der Dienst habende Sergeant, »wer war denn das?«
    »Das«, sagte Rebus, »war jemand, der gerade erfährt, was für ein Gefühl es ist, Opfer zu sein.«
    Trotzdem hatte er ein schlechtes Gewissen. Wenn sich McPhail nun tatsächlich geändert hatte und Maclean ihm ernsthaft was antat? Panisch wie er war, könnte McPhail sogar zu dem Schluss kommen, dass seine einzige Chance, sich zu verteidigen, darin bestand, als Erster zuzuschlagen. Nun ja, Rebus hatte Wichtigeres zu tun.
    Im Großraumbüro der Detectives sah er sich die einzigen Verbrecherfotos an, die es von Tarn und Eck Robertson gab. Sie waren vor mehr als fünf Jahren aufgenommen worden. Er bat einen Constable, ihm einige Fotokopien davon zu machen, doch dann hatte er eine bessere Idee. Es war zwar gerade kein Polizeizeichner im Haus, doch das war für Rebus kein Problem. Er wusste, wo er immer einen Künstler antreffen würde.
    Es war fünf Uhr, als er McShane’s Bar am unteren Ende der Royal Mile betrat. McShane’s war eine Zufluchtsstätte für bärtige Folksfans in dicken Wollpullovern. Im ersten Stock gab es immer Musik, entweder von einem professionellen Künstler oder irgendeinem Gast, der sich auf die Bühne stellte, um »Will Ye Go Lassie Go« oder »Both Sides O’ The Tweed« zu schmettern.
    Midgie McNair machte im McShane’s gute Geschäfte, indem er schmeichelhafte Porträts von Gästen zeichnete, die für diese Ehre zahlten und häufig auch noch die Drinks spendierten.
    Zu dieser frühen Stunde saß Midgie im Erdgeschoss und las an einem Tisch in der Ecke in einem Taschenbuch. Sein Zeichenblock lag neben ihm auf dem Tisch, dazu ein halbes Dutzend Bleistifte. Rebus stellte zwei Pints auf den Tisch, dann setzte er sich und zog die Fotos von den Bru-Head Brothers hervor.
    »Nicht gerade Butch und Sundance, was?«, meinte Midgie McNair.
    »Nicht so ganz«, sagte Rebus.

14
    John Rebus hatte Cowdenbeath einst sehr gut gekannt, weil er dort zur Schule gegangen war. Es war eine dieser Bergarbeiterstädte in Fife, die Ende des neunzehnten bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts aus kleinen Dörfern entstanden waren, zu einer Zeit, als die Nachfrage nach Kohle groß war, so groß, dass die Förderkosten fast keine Rolle spielten. Doch das Kohlerevier von Fife existierte nicht lange. Tief in der Erde gab es zwar immer noch reichlich Kohle, doch der Abbau dieser dünnen, welligen Schichten war schwierig und deshalb teuer. Rebus vermutete, dass an einigen Stellen noch ein wenig Tagebau betrieben wurde — irgendwann hatte sich das westliche Fife mal gerühmt, Europas größtes Loch in der Erde zu besitzen —, doch die tiefen Gruben waren alle zugeschüttet worden. In Rebus’ Jugend hatte es für einen fünfzehnjährigen Jungen nur drei Berufsmöglichkeiten gegeben: das Bergwerk, die Werft von Rosyth oder die Armee. Rebus hatte sich für Letztere entschieden. Heutzutage war das vermutlich die einzige Möglichkeit überhaupt.
    Ebenso wie die umliegenden Dörfer und Städte machte Cowdenbeath einen trostlosen und deprimierenden Eindruck. Geschlossene Läden und triste Klamotten aus Billigkaufhäusern. Doch er wusste, dass die Leute zäher waren, als ihre Situation vermuten ließ. Die Armut brachte einen beißenden Humor hervor und härtete die Menschen gegen alle Unwägbarkeiten des Lebens ab. Er wollte nicht zu sehr darüber nachdenken, doch irgendwie hatte er das Gefühl, als kehre er »nach Hause« zurück. Obwohl er seit zwanzig Jahren in Edinburgh wohnte, war er im Grunde ein Fifer. Manche Leute bezeichneten die Fifer als gerissen. Und Rebus war darauf gefasst, es mit einigen äußerst gerissenen Leuten aufzunehmen.
    Montag war überall im Land der ruhigste Abend für die Pubs. Der Lohn oder das Arbeitslosengeld hatte sich übers Wochenende in Wohlgefallen aufgelöst. Montags blieb man zu Hause. Anders im Midden. Sein Name — Mülleimer — tat dem Pub Unrecht. Drinnen

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