Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
die Ihnen das erzählt hat, dieser mysteriöse El ist?« Holmes nickte. »Dann brauchen Sie mir nur noch eines zu verraten, Brian. Wer, zum Teufel, ist El?«
In diesem Augenblick öffnete eine Schwester die Tür und kam mit Medikamenten und einem Essenstablett herein.
»Ich bin völlig ausgehungert«, erklärte er Rebus. »Das ist erst meine zweite Mahlzeit, seit ich aufgewacht bin.« Er entfernte die Alufolie vom Teller. Eine blassrosa Scheibe Fleisch, wässriges Kartoffelpüree und klein geschnittene grüne Bohnen kamen zum Vorschein.
»Hmm, lecker«, sagte Rebus. Doch Holmes schien es selbst zu schmecken. Er schaufelte sich Kartoffelpüree mit Soße in den Mund.
»Wo Sie schon den schwierigen Teil rausgekriegt haben«, sagte er, »hätte ich gedacht, dass Sie mit El keine Probleme haben.«
»Da muss ich Sie leider enttäuschen. Wer ist es?«
»Elvis«, sagte Brian Holmes. »Elvis persönlich hat es mir gesagt.« Er führte eine weitere Gabel mit Kartoffelpüree zum Mund und schluckte es hinunter.
12
Rebus studierte die Speisekarte, fand jedoch wenig, das ihn ansprach, bis auf die oft peinlichen Wortspiele. Das Heartbreak Café war den ganzen Tag geöffnet, doch er kam gerade rechtzeitig für das spezielle Mittagsmenü. Eine dreißig Zentimeter lange Wurst mit einem Brötchen hieß, wie zu erwarten, wenn auch wenig verlockend, »Hound Dog«. Rebus konnte nur hoffen, dass der Name nicht wörtlich zu nehmen war. Noch obskurer sah die Getränkekarte aus, auf der sich ein Wein »Mama Liked the Rose« nannte. Rebus kam zu dem Schluss, dass er eigentlich gar keinen Hunger hatte. Stattdessen nahm er an der Bar ein »Teddy Beer« und gab dem jugendlichen Mann an der Theke die Speisekarte zurück.
»Ist Pat nicht da?«, fragte er beiläufig.
»Der ist einkaufen. Kommt später wieder.«
Rebus nickte. »Aber Eddie ist da?«
»In der Küche, yeah.« Der Barmann warf einen Blick zum Restaurantbereich. In seinem linken Ohr hatte er drei goldene Stecker. »Da wird er aber gleich fertig sein, wenn er nicht was Besonderes für heute Abend vorbereitet.«
»Gut«, sagte Rebus. Kurz darauf nahm er sein Bierglas und schlenderte zur großen Jukebox, die neben den Toiletten stand. Als er feststellte, dass es sich um ein reines Dekorationsstück handelte, betrachtete er einige der Presley-Memorabilien an den Wänden, einschließlich eines signierten Fotos vom Vegas-Elvis und einer Platte, die nach einer der seltenen Sun-Records-Pressungen aussah. Beide Stücke wurden von einem dicken Glasrahmen geschützt und von Spots angestrahlt, die sie aus der düsteren Umgebung hervorhoben. Wie durch Zufall stand Rebus plötzlich vor der Küchentür, stieß sie mit einer Schulter auf und ließ sie hinter sich zuschwingen.
Eddie Ringan kreierte gerade ein neues Gericht. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Dünne Haarsträhnen klebten ihm an der Stirn, während er eine kleine Bratpfanne über einer Gasflamme hin und her schwenkte. Die Einrichtung sah beeindruckend aus. Sauberer, als Rebus erwartet hatte, und mit viel mehr Herden, Töpfen und Arbeitsflächen ausgestattet. Hier war eine Menge Geld investiert worden; das Café war nicht bloß eine Designerfassade. Amüsiert stellte Rebus fest, dass hier eine andere Musik lief als die permanente Presley-Berieselung in der Bar. Eddie Ringan hörte Miles Davis.
Der Koch hatte Rebus noch nicht bemerkt und der wiederum nicht den Hilfskoch, der gerade etwas aus einem der Kühlschränke im hinteren Teil der Küche holte.
Rebus beobachtete, wie Eddie in der Arbeit innehielt, eine Flasche Jim Beam am Hals packte, sie an die Lippen setzte und trank. Mit einem zufriedenen Seufzer stellte er sie wieder ab.
»Hey«, sagte der Hilfskoch, »hier darf keiner rein.« Eddie blickte von der Pfanne auf und stieß einen Freudenschrei aus.
»Genau der Mann, den ich brauche!«, rief er. »Nicht zu fassen! Kommen Sie mal her.«
Wenn das überhaupt möglich war, hörte er sich noch betrunkener an als bei ihrer ersten Begegnung. Allerdings hatte sich da die Anwesenheit von Pat Calder ein wenig mäßigend auf Ringan ausgewirkt und auch die ernüchternde Tatsache, dass Brian Holmes gerade überfallen worden war.
Rebus ging zum Herd. Es war so heiß, dass er ebenfalls zu schwitzen anfing.
»Das«, sagte Eddie Ringan und deutete mit dem Kopf auf die Pfanne, »ist meine jüngste Kreation. Roquefortstücke, eingesperrt in einer Kruste aus Paniermehl und Gewürzen. Entweder in der Pfanne gebraten oder frittiert, das
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