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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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fuhr mit einem Finger über die Blätter. »Das gleiche Kinn, und die Augen sehen auch gleich aus. Vielleicht sind sie ja tatsächlich Brüder.«
    »Wer sind die beiden denn?«, wollte der Trinker rechts von ihm wissen, ein Mann in mittleren Jahren mit kantigem, unrasiertem Kinn und lebhaften blauen Augen.
    Doch Rebus zuckte wieder nur die Achseln. Einer der Dominospieler kam an die Theke, um eine Runde zu bestellen. Er klatschte in die Hände und machte dabei ein Gesicht, als hätte er gerade mehrere Spiele hintereinander gewonnen. »Wie geht’s dir denn so, James?«, fragte er den Trinker rechts von Rebus.
    »Nicht schlecht, Matt. Und dir?«
    »Ach, wie immer.« Er lächelte Rebus an. »Dich hab ich hier ja noch nie gesehen, mein Sohn.«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Ich war lange fort.«
    »O aye?« Ein Metalltablett mit drei Pints wurde hingestellt.
    »Bitte sehr, Matt.«
    »Danke, Dod.« Matt reichte eine Zehnpfundnote über die Theke. Während er auf sein Wechselgeld wartete, bemerkte er die Zeichnungen. »Butch und Sundance, was?« Er lachte. Rebus lächelte freundlich. »Oder eher Steptoe and Son, die beiden Lumpensammler aus dem Fernsehen.«
    »Steptoe and Brother«, schlug Rebus vor.
    »Brüder?« Matt betrachtete die Zeichnungen erneut. Dann fragte er: »Bist du von der Polizei, mein Sohn?«
    »Seh ich aus wie ein Polizist?«
    »Nicht so richtig.«
    »Auf jeden Fall nicht dick genug«, bemerkte Dod. »Was, mein Sohn?«
    »Es gibt auch dünne Polizisten«, entgegnete James. »Was ist zum Beispiel mit Stecky Jamieson?«
    »Das stimmt«, bestätigte Dod. »Der Kerl könnte sich hinter ’nem Laternenpfahl verstecken.«
    Matt hatte inzwischen das Tablett mit dem Bier von der Theke genommen. Die beiden anderen Dominospieler an seinem Tisch riefen bereits, sie würden verdursten. Matt deutete mit dem Kopf auf die Zeichnungen. »Die beiden Typen hab ich schon mal irgendwo gesehen«, sagte er, bevor er davonschlurfte.
    Rebus trank sein Glas aus und bestellte ein neues. Der Mann links von ihm, der ebenfalls ausgetrunken hatte, setzte eine karierte Mütze auf seinen Kopf und verabschiedete sich.
    »Cheerio, Dod.«
    »Aye, cheerio.«
    »Cheerio, James.«
    Das ging minutenlang so weiter. Das lange Cheerio. Rebus faltete die Zeichnungen zusammen und steckte sie in die Tasche. Mit dem zweiten Pint ließ er sich Zeit. Um ihn herum wurde über Fußball geredet, über außereheliche Affären, den nichtexistenten Arbeitsmarkt. Doch angesichts der Unmengen von Affären, die es hier anscheinend gab, fragte sich Rebus, wie überhaupt noch jemand Zeit und Energie für einen Job aufbringen sollte.
    »Wisst ihr, was aus diesem Teil von Fife geworden ist?«, fragte James. »Ein riesiger Baumarkt. Entweder man arbeitet in einem, oder man kauft dort ein. Viel mehr läuft hier nicht.«
    »Wohl wahr«, antwortete Dod mit wenig Überzeugung in der Stimme.
    Rebus trank sein zweites Pint aus und ging auf die Toilette. Dort stank es bestialisch, und die Graffiti waren langweilig. Niemand kam herein, um ein paar Worte unter vier Augen mit ihm zu wechseln — nicht dass er das erwartet hätte. Auf dem Weg hinaus blieb er bei den Dominospielern stehen.
    »Matt?«, fragte er. »Entschuldigen Sie die Störung, aber Sie haben mir nicht gesagt, wo Sie glauben, Butch und Sundance gesehen zu haben.«
    »Vielleicht auch nur einen von ihnen«, erwiderte Matt. Die Dominosteine waren gemischt worden, und er nahm sieben. »War allerdings nicht hier. Vielleicht in Lochgelly. Aus irgend’nem Grund mein ich, es war in Lochgelly.« Er legte die Dominosteine mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch und wählte den aus, den er anlegen wollte. Der Mann neben ihm passte.
    »Schlechtes Zeichen, Tarn, so früh im Spiel.« In der Tat ein schlechtes Zeichen. Rebus würde nach Lochgelly fahren müssen. Er kehrte an die Theke zurück und verabschiedete sich nun seinerseits mit einem kurzen Cheerio.
    »Oder man könnte sich ein anderes Leben malen«, sagte jemand an der Bar, der immer noch nicht gemerkt hatte, dass der Scherz längst tot geritten war.
    Die Fahrt von Cowdenbeath nach Lochgelly führte Rebus durch Lumphinnans. Sein Vater hatte immer Witze über Lumphinnans gemacht. Rebus wusste nicht mehr genau warum und konnte sich auch an keinen einzigen davon erinnern. Als er noch jung war, hing der Himmel hier voller Rauch, jedes Haus wurde mit einem Kohlefeuer im Wohnzimmer geheizt. Die Schornsteine schickten graue Rauchsäulen in die Abendluft. Das war jetzt

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