Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
ruhelos und nervös neben ihm. Sie kämpfte dagegen an, gab es jedoch schließlich auf und kletterte aus dem Bett.
Sie würde nur kurz nachsehen – bloß ein einziges Mal, schwor sie sich. Sie griff nach seinem Hemd, um ihre Blöße zu bedecken, bevor sie auf Zehenspitzen das Zimmer verließ. Jedes Dielenbrett, das knarzte, ließ sie zusammenzucken, während sie die Treppe hinunterging.
Als Erstes kontrollierte sie die Vordertür. Siehst du, sie ist verschlossen, beruhigte sie sich. Sie hatte sie schließlich höchstpersönlich abgeschlossen. Trotzdem, ein bisschen Kontrolle konnte nicht schaden. Die Hintertür war bestimmt ebenfalls abgeschlossen, wie sollte es auch anders sein. Aber...
Sie lief in den rückwärtigen Teil des Hauses und überprüfte das Schloss. Einen Moment lang musterte sie seine Küchenstühle. Sie wollte schon einen unter die Klinke schieben, konnte sich aber gerade noch beherrschen.
Sie war schließlich nicht allein im Haus. Ein großer, starker Mann war bei ihr. Außerdem würde hier sowieso niemand einbrechen, und wenn, würde Brody schon mit ihm fertig.
Sie zwang sich, der Tür und den Stühlen den Rücken zuzukehren und den Raum zu verlassen.
»Gibt’s Probleme?«
Sie schrie nicht auf, aber viel hätte nicht gefehlt. Sie stolperte zurück und stieß mit einer Hüfte schmerzhaft gegen den Türknauf. Brody kam ihr entgegen. »Vielleicht bist du doch etwas unbeholfen.«
»Haha. Vielleicht. Ich wollte nur …« Sie verstummte und zuckte die Achseln. Er hatte gehört, wie sie aus dem Schlafzimmer gegangen war und hatte gedacht, sie müsse aufs Klo. Aber die Stufen hatten unter ihren Füßen geknarzt. Aus purer Neugier war er in seine Jeans geschlüpft und nach unten gegangen, um zu sehen, was sie da trieb.
»Alles ordentlich abgeschlossen?«, fragte er beiläufig.
»Ja. Ich wollte bloß … Ich muss das kontrollieren, bevor ich schlafen kann. Das ist keine große Sache.«
»Habe ich etwa das Gegenteil behauptet? Ist das mein Hemd?«
»Äh, ja. Ich wollte hier nicht nackt rumlaufen.«
»Ich wüsste nicht, warum du dich anziehen solltest. Aber da du mich vorher nicht um Erlaubnis gebeten hast, was ich verdammt unhöflich finde, solltest du deinen kleinen Hintern so schnell wie möglich wieder die Treppe hochbewegen und es mir zurückgeben.«
»Du hast ja Recht.« Sie entspannte sich sofort. »Mir ist das alles sehr peinlich.«
»Das sollte es auch.« Er nahm ihre Hand und führte sie die Treppe hoch. »Was würdest du wohl sagen, wenn ich einfach so ohne Erlaubnis in deinen Sachen herumspazieren würde?«
»Hm, sehr begeistert wäre ich wahrscheinlich nicht. Obwohl es durchaus seinen Reiz haben könnte.«
»Ja, als ob mir irgendwas von dir passen würde! Was soll ich mit der Schlafzimmertür machen?«
Sie starrte ihn einfach nur an und wunderte sich, dass er nicht hörte, wie ihm ihr Herz zu Füßen fiel. »Zumachen und abschließen, wenn es dir recht ist.«
»Kein Problem.« Er machte sie zu und schloss sie ab. »Und jetzt gib mir mein verdammtes Hemd zurück.«
Ein Traum weckte sie, ein Wirrwarr von Bildern, ein scharfer Schmerz. Sie riss die Augen auf. Sie war nicht im Abstellraum, sie blutete nicht. Aber die Schatten und Silhouetten dieses Zimmers waren ihr nicht vertraut und ließen ihr Herz rasen, bis ihr alles wieder einfiel.
Brodys Schlafzimmer. Brodys Bett. Und Brodys Ellbogen, der sich wie ein Eispickel zwischen ihre Rippen bohrte und erstaunlich beruhigend war.
Sie war nicht nur in Sicherheit, sie fühlte sich fast wie im Paradies.
Er war ein Bauchschläfer, bemerkte sie, als sie den Kopf drehte, um ihn zu betrachten. Und jemand, der sich gern breit machte. Während der Nacht hatte er sie bis ganz an die Bettkante gedrängt und ihr nur ein mickriges bisschen von der Matratze übrig gelassen. Aber das störte sie nicht weiter. Sie hatte ein paar Stunden tiefen, erholsamen Schlaf auf diesen paar Zentimetern gefunden.
Und zuvor hatte sie jeden Zentimeter dieses Bettes gründlich ausgenutzt.
Sie krabbelte aus dem bisschen Bett, das ihr noch geblieben war, und war etwas enttäuscht, als er nicht nach ihr griff. Auch gut, beruhigte sie sich und sammelte ihre Kleidungsstücke ein. Sie hatte noch einiges zu erledigen, inklusive ein Frühstück aus Brodys bescheidenen Küchenvorräten zu zaubern.
Sie schlich aus dem Zimmer und in das Bad auf der anderen Seite des Flurs. Als sie versuchte, die Tür zu verschließen, sprang der Riegel immer wieder zurück. Nach
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