Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Stress bist …«
»Ich habe nichts dergleichen erwähnt.« Joanie goss Pfannkuchenteig auf das Kuchenblech.
»Ja, aber jetzt, wo es aufklart, wird man dir heute Mittag bestimmt die Bude einrennen. Ich habe kein Problem damit, auszuhelfen.«
»Ich habe den Laden auch schon geschmissen, bevor du hier aufgetaucht bist.«
»Klar, logisch. Aber falls du heute doch noch Verstärkung brauchst …«
»Siehst du nicht, dass Beck da ist?«
Beck, stabil wie eine Eiche und so aufregend wie ein Topf zu weich gekochter Reis, grinste ihr zu und fuhr damit fort, Kohl in Streifen zu schneiden.
»Die wird mich fertigmachen, Reece, wenn du nicht da bist, um mich zu beschützen.«
»Wenn du diesen Kohl nicht Punkt elf fertig hast, kann nicht mal sie dich davor schützen, dass ich dir den Hintern versohle.«
»In Ordnung, Joanie«, sagte er wie immer.
»Willst du dich nützlich machen?«, wandte sie sich an Reece. »Dann schenk Mac Kaffee nach – beim Hinausgehen.«
»In Ordnung. Ich hab mein Handy dabei, falls du deine Meinung änderst. Ich bin noch mindestens eine Stunde hier.«
Sie schlurfte ein wenig, griff aber nach der Kanne und trug sie zum Tresen, wo Mac auf seine Pfannkuchen wartete.
»Du und Joanie, streitet ihr gerade?«
»Hm? Oh nein, nichts dergleichen.« Sie schenkte ihm Kaffee nach. »Ich hab bloß kurz vorbeigeschaut. Heute ist mein freier Tag.«
»Ach ja? Irgendwelche Pläne?«
»Ja. Sozusagen. Linda-Gail und ich fahren nach Jackson Hole.«
»Shopping, was?«
»So was Ähnliches.« Linda-Gail hatte schon so etwas angedroht. »Ich lass mir die Haare schneiden.«
»Sie fahren bis nach Jackson Hole, bloß um sich die Haare schneiden zu lassen?« Seine Loyalität Angel’s Fist gegenüber ließ ihn die Stirn runzeln. »Wir haben doch hier den Curry Comb .«
Der Curry Comb war ein Salon mit zwei Stühlen, der sich auf Schädelrasuren und Pudelfrisuren spezialisiert hatte. Trotzdem musste Reece lächeln, als sie ihm die Zuckerdose reichte. »Klingt verrückt, was? Laut Linda-Gail haben wir eine richtige Kauforgie vor uns. Dabei brauche ich das eigentlich gar nicht.«
»Raus hier.« Joanie brachte die Pfannkuchen mit Elchwurst höchstpersönlich an seinen Tisch.
»Bin schon weg.« Reece griff nach ihrem Geldbeutel und der Mappe, die sie mitgebracht hatte. »Ich dachte, ich zeig die Zeichnung vom Doc herum, wenn ich schon mal dort bin. Sie sind noch niemandem begegnet, der sie wiedererkannt hat?«
Rein gewohnheitsmäßig zog Reece eine der Kopien hervor und zeigte sie Mac erneut.
»Nö. Ich hab die Zeichnung gleich vorn an die Ladentheke geheftet, nur für den Fall.«
»Ich weiß das sehr zu schätzen. Na ja, Jackson Hole ist ziemlich groß.« Reece schob das Papier zurück in die Mappe. »Vielleicht habe ich dort mehr Glück.«
»Komm nachher bloß nicht angelaufen und jammere, wenn sie dich dort skalpieren«, rief ihr Joanie hinterher. Als Reece daraufhin ganz blass wurde, brach sie in röhrendes Gelächter aus. »Verdient hättest du’s, dafür, dass du deinen Lohn nicht hier in Angel’s Fist ausgibst. Und morgen früh um sechs stehst du hier pünktlich auf der Matte, egal, wie du aussiehst.«
»Du kannst ja immer noch eine Mütze tragen«, schlug Mac vor.
»Danke. Vielen Dank auch. Ich bin weg.«
Sie rauschte davon und achtete darauf, dass sie außer Sichtweite der großen Panoramascheibe war, bevor sie sich mit der Hand durchs Haar fuhr. Sie würde Linda-Gail den Vortritt geben und die Sache ganz langsam angehen. Sie musste sich schließlich nicht die Haare schneiden lassen. Es war eine Option, mehr nicht. Eine Möglichkeit.
Aber nach Jackson Hole zu fahren, war eine gute Idee, weil ihr das Gelegenheit gab, die Kopien mit der Zeichnung zu verteilen. In Angel’s Fist hatte es keine einzige Reaktion darauf gegeben. Von Liquor-Store-Jeffs Behauptung, dass sie wie Penelope Cruz aussehe, einmal abgesehen.
Wenn die Frau hier Urlaub gemacht hatte, standen die Chancen nicht schlecht, dass sie sich statt dem winzigen Angel’s Fist einen größeren, schickeren Ort wie Jackson Hole ausgesucht hatte.
Da Reece nur noch wenig Zeit blieb, bis sie sich mit ihren Haaren beschäftigen musste, lief sie zum Büro des Sheriffs.
Es war beinahe wieder eine Woche her, dass sie Sheriff Mardson nach Neuigkeiten gefragt hatte. Natürlich hatte sie während der letzten Woche viel Zeit mit Arbeiten und auch in Brodys Bett verbracht. Dank dieser Ablenkungen konnte ihr Mardson kaum vorwerfen, ihm auf die Nerven zu
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