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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gehen.
    Als sie das Büro betrat, hatte Hank O’Brien Dienst. Er hatte einen schwarzen Vollbart, eine Vorliebe für panierte Putenbrust sowie eine Shoshonen-Großmutter, die im ganzen Ort für ihre Töpferarbeiten bekannt war.
    Im Moment trank Hank mit einer Hand Kaffee, während er mit der anderen irgendetwas in seine Tastatur hackte. Er drehte sich zu ihr um. »Wie geht es Ihnen, Reece?«
    »Gut, danke. Und Ihrer Großmutter?«
    »Sie hat jetzt einen Freund. Ein Stammesältester, der vor etwa einem Jahr die Frau verloren hat. Der Kerl ist dreiundneunzig, weicht nicht von ihrer Seite, schenkt ihr Blumen und Süßigkeiten. Keine Ahnung, was ich davon halten soll.«
    »Das ist aber süß.« Aber da er wenig begeistert schien, fügte sie hinzu, »außerdem hat sie ja noch Sie, und Sie werden schon auf sie aufpassen. Ist der Sheriff sehr beschäftigt? Ich wollte nur kurz …«
    Noch während sie sprach, hörte sie Gelächter. Mardson kam aus seinem Zimmer – Hand in Hand mit seiner Frau.
    Das war aber auch süß, dachte Reece. Ein glückliches Paar. Mardson lächelte entspannt, und Debbie lachte immer noch, während beide im Gehen mit ihren verschränkten Händen schlenkerten.
    Sie war hübsch, eine sportliche Blondine mit einer kurzen Strubbelfrisur und smaragdgrünen Augen. Sie trug bequeme Jeans, kastanienbraune Cowboystiefel und eine rote Bluse unter der verwaschenen Jeansjacke. Ein Anhänger baumelte von einem funkelnden Goldkettchen um ihren Hals. Strahlend wie die Sonne, bemerkte Reece. Hübsch.
    Debbie führte den Sportausrüsterladen On The Trail gleich neben dem Hotel, organisierte Wandertouren und verkaufte Angel- und Jagdscheine. Sie war eng mit Brenda befreundet. Sonntagnachmittags kam sie mit ihren drei Töchtern regelmäßig ins Joanie’s, um ihnen einen Eisbecher zu spendieren.
    Sie schenkte Reece ein flüchtiges, freundliches Lächeln. »Hallo! Ich dachte, Sie wollten heute nach Jackson Hole.«
    »Hm ja, später.«
    »Ich habe gestern zufällig Linda-Gail getroffen. Das sind ja große Pläne. Sie lassen sich die Haare schneiden? Dabei sehen sie so hübsch aus – hängen einem aber immer im Gesicht rum, besonders am Grill, nehme ich an. Trotzdem, Männer mögen Frauen mit langen Haaren, stimmt’s? Armer Rick«, sagte sie und lachte erneut. »Ich lass meine immer abschneiden.«
    »Mir gefällt’s trotzdem.« Er beugte sich vor, um ihr die Wange zu tätscheln, und fuhr ihr durch die kurzen Strähnen. »Du bist mein Sonnenschein.«
    »Hören Sie das?« Strahlend versetzte Debbie Rick einen zärtlichen Stoß zwischen die Rippen. »Was für ein Süßholzraspler. Und das, nachdem ich vergeblich versucht habe, ihn zu überreden, sich eine Stunde freizunehmen und einen Ausritt mit mir zu machen. Er hat mich glatt abblitzen lassen.«
    »Nicht jeder kann einfach so blaumachen. Wenn diese Frau hier erst einmal auf einem Pferd sitzt, dauert die Stunde einen ganzen Tag. Gibt es irgendwas, was ich für Sie tun kann, Reece?«
    »Ich dachte, ich schau nur mal kurz vorbei, ob sich was Neues ergeben hat.« Sie wartete einen Herzschlag lang und zog dann eine der Zeichnungen hervor. »Über sie hier.«
    »Ich wünschte, es wäre so. Niemand aus unserer Gegend hat eine Person vermisst gemeldet, auf die Ihre Beschreibung passt. Und niemand hat sie wiedererkannt. Mehr kann ich leider nicht tun.«
    »Nein. Nun, ich weiß, dass Sie tun, was Sie können. Vielleicht habe ich in Jackson Hole mehr Glück. Wenn ich schon mal da bin, werde ich die Zeichnung auch dort herumzeigen.«
    »Ich will Ihnen das ja nicht ausreden«, sagte Rick langsam. »Nichts gegen den Doc, aber Sie müssen wissen, dass das eine ziemlich grobe Skizze ist. Aufgrund der fehlenden Details werden Sie höchstwahrscheinlich viele Leute finden, die so jemanden gesehen haben wollen. Und dann werden Sie so manch falscher Spur nachjagen.«
    »Wahrscheinlich haben Sie Recht.« Reece steckte die Zeichnung wieder ein. Debbies Gesichtsausdruck war ihr nicht verborgen geblieben. Wenn es etwas gab, das Reece sofort spürte, dann stillschweigendes Mitleid. »Trotzdem, ich möchte nichts unversucht lassen. Aber ich will Sie nicht länger aufhalten. Danke, Sheriff. Schön, Sie getroffen zu haben, Debbie. Tschüss, Hank.«
    Sie spürte, wie ihr Hals ganz heiß wurde, als sie das Büro verließ. Denn neben dem Mitleid, das ihr gegolten hatte, hatte sie auch gespürt, wie über sie gemutmaßt wurde.
    Wie verrückt war Reece Gilmore eigentlich?
    Vergiss es. Vergiss es

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