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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einfach, sagte sie sich, als sie am Joanie’s vorbei zu ihrem Wagen ging. Sie würde nicht so tun, als ob sie nicht gesehen hätte, was sie tatsächlich gesehen hatte. Sie hatte nicht vor, die Zeichnungen in irgendeine Schublade zu legen und sie dort zu vergessen.
    Und sie würde nicht zulassen, dass ihr dieses Erlebnis den Tag vermieste, heute nicht. Heute würde sie in die Stadt fahren und sich eine neue Frisur machen lassen, verdammt noch mal!
     
     
    Die Salbeiwiesen standen kurz vor der Blüte. Reece glaubte förmlich hören zu können, wie sie lang und tief einatmeten, um beim Ausatmen ein wahres Feuerwerk an Farben zu entfachen.
    Ein Trio Pelikane flog in militärischer Formation über das Sumpfland, aber das war das erste Mal, dass sie einen Kojoten über die Wiese schleichen sah. Sie bat Linda-Gail, kurz anzuhalten.
    Obwohl ihn Linda-Gail eine überdimensional große Ratte nannte, tat sie Reece den Gefallen.
    »Der sieht aber gefährlich aus.«
    »Widerliches Mistvieh«, lautete Linda-Gails Kommentar.
    »Vielleicht, aber ich würde gern mal einen heulen hören – so wie im Kino.«
    »Ich hätte beinahe vergessen, dass du eine waschechte Großstadtpflanze bist. Bald ist es warm genug, dass man nachts das Fenster auflassen kann. Dann kann man sie manchmal hören.«
    »Ich werd’s mir merken. Danke, dass du für die Großstadtpflanze angehalten hast.«
    »Kein Problem.« Dann steuerten sie Jackson Hole an, während Martina McBride gerade passenderweise das Lied This one for the girls anstimmte.
     
     
    Wenn Reece Angel’s Fist mit einem ungeschliffenen, interessanten kleinen Rohdiamanten verglich, war Jackson Hole mit seinem Western-Flair und den bunten Neonreklamen ein richtiger Brillant. Überall Geschäfte, Restaurants, Galerien, Holzstege und viel befahrene Straßen. Auch die Menschen hier wirkten sehr geschäftig, schienen alle ein Ziel zu haben. Vielleicht hatten sie noch etwas in der Stadt zu erledigen, bevor sie in einen der großen Parks strömten, jetzt, wo der Sommer vor der Tür stand. Manche waren zum Einkaufen hergekommen, für eine Verabredung zum Mittagessen oder für eine geschäftliche Besprechung.
    Der Ort pulsierte nur so vor Leben, dachte sie. Aber hinter den Gebäuden und der hektischen, modernen Zivilisation erhoben sich die weiß überzogenen Berge in all ihrer atemberaubender Pracht. Dagegen nahm sich alles von Menschenhand Gemachte geradezu winzig aus, und im Sonnenlicht funkelten die Berge heller als jeder Diamant.
    Reece brauchte keine zwei Minuten, um zu begreifen, dass sie es trotz der atemberaubenden Aussicht mit Angel’s Fist besser getroffen hatte.
    Viel zu viele Leute, dachte sie. Viel zu viel los hier. Hotels, Motels, Freizeitcenter, Wintersport, Sommersport, Maklerbüros.
    Sie hatte das Stadtzentrum gerade erst erreicht und wollte schon wieder weg.
    »Das wird ein Spaß!« Linda-Gail schlängelte sich durch den Verkehr, als sei es das reinste Vergnügen. »Wenn du es mit der Angst bekommst oder so: Mach einfach die Augen zu.«
    »Damit ich den Unfall nicht sehen muss?«
    »Ich bin eine fantastische Autofahrerin.« Was Linda-Gail umgehend bewies, indem sie sich zwischen einen Jeep und ein Motorrad drängte, beiden Fahrern fröhlich zuwinkte, um dann bei Gelb noch ganz schnell abzubiegen. »Kann sein, dass es schon rot war.«
    »Kann sein, dass ich schon grün bin. Linda-Gail …«
    »Wir sind gleich da. Irgendwann einmal müssen wir eine echte Einkaufsorgie veranstalten und uns ein komplettes Verwöhnprogramm in einem der Day-Spas gönnen. Es gibt hier nämlich ganz unglaubliche Spas. Ich will, dass mich jemand mit Schlamm einschmiert, mich mit Kräutern abrubbelt – gro ßer Gott, ein Parkplatz!«
    Sie schoss direkt darauf zu, oder besser auf eine Mordskarre von einem Ford Bronco. Reeces Angst vor den vielen Menschen, dem Verkehr, dem Friseur war wie weggeblasen und wich der Verzweiflung über ihren herannahenden Tod.
    Noch bevor sie ein Stoßgebet zum Himmel schicken konnte, hatten sie am Randstein geparkt. »Es sind zwar noch ein paar Blocks, aber man weiß ja nie. Außerdem bekommst du so wenigstens noch etwas von der Stadt zu sehen.«
    »Ich glaube, mir versagen die Beine.«
    Kichernd gab Linda-Gail Reece einen Schubs zwischen die Rippen. »Los, komm schon. Lassen wir uns eine neue Frisur verpassen!«
    Reeces Beine zitterten zwar, aber sie trugen sie bis auf den Bürgersteig. »Wie viele Strafzettel bekommst du so pro Jahr? Besser gesagt: Wie viele Fahrzeuge

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