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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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explodierte sie. »Ich bin instabil. Brody, verdammt noch mal! Ich habe Halluzinationen von Morden und schreibe Botschaften an die Wände.«
    »Was, wenn du das gar nicht warst?«, wiederholte er ungerührt. »Glaub mir, ich verdiene ganz gut mit meinen ›Was wäre wenns‹. Was, wenn du wirklich gesehen hast, was du gesehen hast?«
    »Ja und dann? Das ändert auch nichts.«
    »Das ändert alles. Hast du jemals den Film Das Haus der Lady Alquist gesehen?«
    Sie starrte ihn an. »Vielleicht fühle ich mich deshalb so zu dir hingezogen. Du bist genauso plemplem wie ich. Was zum Teufel hat Das Haus der Lady Alquist damit zu tun, dass ich durchdrehe und mein ganzes Bad vollkritzle?«
    »Was, wenn gar nicht du es warst, die das Bad vollgekritzelt hat?«
    Der Kopf tat ihr weh, und ihr Magen war ganz wund vom vielen Würgen. Da sie zu erschöpft war, sich einen Stuhl zu suchen, setzte sie sich einfach auf den Boden und lehnte sich gegen den Kühlschrank. »Wenn du glaubst, hier spielt jemand Charles Boyer, bist du genauso verrückt wie ich.«
    »Was macht dir mehr Angst, Reece?« Er ging in die Hocke und sah ihr in die Augen. »Zu glauben, dass du wieder einen Nervenzusammenbruch hattest oder dass dir jemand genau das weismachen will?«
    Sie zitterte am ganzen Körper. »Ich weiß es nicht.«
    »Das ist nur eine Vermutung, aber denk doch mal nach: Was, wenn du gesehen hast, wie eine Frau ermordet wurde, etwas, das niemand anders beobachtet hat. Du meldest den Vorfall, und die Sache spricht sich herum. Was, wenn der Mörder Wind davon bekommen hat oder – was wir auch schon überlegt hatten – dich gesehen hat? Dann ist er nicht wirklich mit heiler Haut davongekommen. Er hat zwar seine Spuren verwischt, aber mit heiler Haut davongekommen ist er nicht.«
    »Weil es eine Zeugin gibt«, flüsterte sie.
    »Ganz genau. Aber die einzige Zeugin hatte früher psychische Probleme, weil sie einmal selbst einer Gewalttat zum Opfer fiel. Das kann er sich zunutze machen. Außerdem glauben ihr nur wenige – sie ist neu im Ort und noch ein bisschen wacklig auf den Beinen. Aber da sie einfach nicht lockerlässt, muss man sie wohl ein wenig mehr aus dem Gleichgewicht bringen.«
    »Meine Güte. Warum schießt er mir dann nicht gleich in den Kopf und bringt es hinter sich?«
    »Noch ein Mord? Dann wird man dich erst recht ernst nehmen.«
    »Sozusagen posthum.«
    »Genau.« Die Frau besaß also doch noch etwas Rückgrat, dachte er. Ein etwas angeknackstes vielleicht, doch brechen würde es nicht. »Aber wenn man ihr ein paar subtile Stöße zwischen die Rippen gibt, stehen die Chancen gut, dass sie entweder durchdreht und nackt auf der Straße herumgrölt oder dass sie das Weite sucht und woanders durchdreht. In beiden Fällen wird man ihre Meldung, sie habe einen Mord beobachtet, nicht weiter ernst nehmen.«
    »Aber das ist ja …«
    »Wahnsinn? Nein, nicht im Geringsten. Das ist äußerst kaltblütig und durchtrieben.«
    »Anstatt zu glauben, dass ich emotional und mental völlig am Ende bin, soll ich jetzt also glauben, dass mir ein Mörder auf den Fersen ist, der in meine Wohnung einbricht und versucht, mich in den Wahnsinn zu treiben.«
    Er nahm noch einen großen Schluck Bier. »Das ist bloß so eine Theorie.«
    So langsam drang bis zu ihr durch, was er da gesagt hatte, und ihre Kehle wurde staubtrocken. »Die erste Variante ist mir lieber. Damit kenne ich mich wenigstens aus.«
    »Das glaube ich gern. Aber du bist niemand, der den Weg des geringsten Widerstands wählt.«
    »Komisch, dass du das ausgerechnet zu jemandem sagst, der einen Großteil des Jahres vor allem davongelaufen ist, einschließlich vor sich selbst.«
    »Wenn du das so siehst, bist du wirklich plemplem.«
    Er stand auf und hielt ihr wie zufällig die Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Nach kurzem Zögern ergriff sie sie. Und sah ihm direkt in die Augen.
    »Und was glaubst du?«
    »Ich sehe eine Frau vor mir, die überlebt hat. Ihre Freunde, die fast so etwas wie Familie für sie waren, wurden ermordet – eine Freundin direkt vor ihren Augen, während sie selbst angeschossen und für tot gehalten wird. Sie ist in der Dunkelheit gefangen, und sie blutet. Alles, was ihr vertraut war und was sie geliebt hat, wurde ihr genommen, einfach so. Danach hat sie keinerlei Vertrauen mehr und ist psychisch schwer angeschlagen. Zwei Jahre später ist sie hier, weil sie gekämpft hat und sich ihr Terrain Schritt für Schritt zurückerobert hat. Ich halte sie für einen der

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