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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gut.« Der Riegel bewegte sich, und sie riss die Tür auf. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich habe Kopfschmerzen und will allein sein. Und habe nicht vor, mit jemandem das Bett zu teilen.«
    Er ließ ihre Worte an sich abprallen, denn sie war totenbleich. »Du gehörst doch nicht etwa zu den Frauen, die ausflippen, nur weil man ihnen die Frisur versaut hat?«
    »Aber natürlich. Trotzdem: Meine Frisur ist fantastisch. Supergut. Aber bis ich sie hatte, verging viel Zeit, und es war nicht ganz unanstrengend. Und jetzt bin ich müde und will, dass du gehst, damit ich mich hinlegen kann.«
    Sein Blick schweifte durch den Raum und erfasste die Tüten, die auf der Theke standen. »Wie lange bist du schon wieder zurück?«
    »Keine Ahnung. Meine Güte, eine Stunde vielleicht.«
    Kopfschmerzen – von wegen! Er kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie selbst mit verstümmelten Gliedmaßen noch Kraft gehabt hätte, ihre Lebensmittel ordentlich wegzuräumen.
    »Was ist passiert?«
    »Meine Güte, würdest du jetzt bitte verschwinden? Wir haben gevögelt, jawohl, und es war toll. Die Engel haben gesungen. Wir werden es auch bald wieder tun. Aber das heißt nicht, dass ich kein Recht mehr auf ein bisschen Privatsphäre habe!«
    »Das sehe ich ganz genauso«, sagte er gelassen und überhörte ihren wütenden Tonfall. »Du bekommst Privatsphäre, so viel du willst, sobald du mir erzählt hast, was hier verdammt noch mal los ist. Und was bitte schön hast du mit deinen Händen angestellt?«
    Er griff danach, und einen furchtbaren Moment lang dachte er, Blut klebe an ihren Fingern und Handflächen. »Was ist denn das? Ist das Farbe?«
    Sie begann lautlos zu weinen. Er hatte noch nie etwas so Herzzerreißendes gesehen wie diese Tränen, die einfach so über ihre Wangen liefen, ohne dass sie das geringste Geräusch machte.
    »Um Himmels willen, Reece, was ist los?«
    »Ich krieg’s nicht mehr ab. Ich krieg’s nicht mehr ab und kann mich nicht erinnern, das getan zu haben. Ich kann mich nicht erinnern, und es geht nicht mehr ab.«
    Sie schlug die beschmierten Hände vors Gesicht. Sie wehrte sich nicht, als er sie hochhob, zum Bett trug und sie in seinen Armen wiegte.

17
     
    Teile der Wände und des Bodens waren verschmiert, wo sie sich wahrscheinlich mit dem nassen Handtuch zu schaffen gemacht hatte, das jetzt in der Wanne lag. Das Handtuch konnte man bestimmt vergessen, was sie ebenfalls aufregen würde, sobald sie sich wieder etwas gefasst hätte.
    Sie hatte die Zeichnung vom Spiegel gerissen, sodass nur noch ein paar Fetzen und Klebestreifen übrig geblieben waren. Sie hatte sie zusammengeknüllt und in den Mülleimer neben dem Waschbecken geworfen.
    Er konnte sich vorstellen, wie furchtbar sie sich gefühlt hatte, als sie das Handtuch hektisch von der Stange gerissen und es im Waschbecken eingeweicht hatte. Wie sie geschrubbt und geschrubbt und geschrubbt hatte, während das Wasser tropfte und spritzte und sie stöhnte und schluchzte. Und trotzdem konnte man die Botschaft immer noch lesen.
    Bin ich das?
    »Ich kann mich nicht erinnern, das geschrieben zu haben.«
    Er drehte sich nicht zu ihr um, sondern betrachtete unverwandt die Wände. »Wo ist der rote Filzstift?«
    »Ich … ich weiß nicht. Ich muss ihn zurückgelegt haben.« Benommen von Kopfschmerzen und Tränen ging sie zurück in die Küche und öffnete die Schublade.
    »Er ist nicht mehr da.« Eine weitere Woge der Verzweiflung erfasste sie. Sie wühlte die Schublade durch, riss eine zweite auf, dann eine dritte.
    »Hör auf damit.«
    »Er ist nicht mehr da. Ich muss ihn mitgenommen, ihn weggeworfen haben. Ich kann mich nicht daran erinnern. Genauso wenig wie an die anderen Male.«
    Er zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, aber seine Stimme blieb unbeeindruckt. Ruhig und bestimmt. »Welche anderen Male?«
    »Ich glaube, ich muss mich übergeben.«
    »Nein, das musst du nicht.«
    Sie knallte die Schublade zu, ihre Augen waren ganz rot vom vielen Weinen, vor lauter Wut. »Erzähl mir bloß nicht, was ich tun muss und was nicht.«
    »Du wirst dich nicht übergeben«, wiederholte er, ging zu ihr herüber und fasste sie am Arm, »weil du mir noch nichts von den anderen Malen erzählt hast. Komm, wir setzen uns hin.«
    »Ich kann nicht.«
    »Gut, dann bleiben wir eben stehen. Hast du Brandy da?«
    »Ich will keinen Brandy.«
    »Ich hab dich nicht danach gefragt.« Er fing an, die Schränke aufzumachen, bis er eine kleine Flasche

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