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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dachte Reece, während sie ihren Nachhauseweg fortsetzte, es gab noch etwas, auf das sie stolz sein konnte. Sie hatte eine Freundin, Linda-Gail.
    Und dann war da noch der See. Er war so blau und schön mit den grünen Weiden, die ausschlugen und sich zu ihm hinunterneigten wie Tänzer, während sich die zarten Knospen der Pappeln zu Blättern entfalteten.
    Spontan ging sie ans Wasser, anstatt ihren Heimweg fortzusetzen. Sie stellte ihre Taschen ab, zog Schuhe und Strümpfe aus und krempelte die Hosenbeine hoch. Sie setzte sich ans Ufer und ließ die Füße im Wasser baumeln.
    Eiskalt! Aber das war ihr egal. Sie hielt ihre Füße in das blaue Wasser des Angel Lake, während ihr Blick auf die jäh emporsteigenden Tetons gerichtet war. In Kürze würde sie Suppe kochen, ein Kochbuch schreiben, Wäsche sortieren. Normaler ging es kaum noch. Sie musste sich beeilen, damit sie das alles noch schaffte, bevor die Arbeit anfing. Und auch das war vollkommen normal.
    Aber einen kurzen Moment lang wollte sie das alles hier noch in sich aufsaugen.
    Sie lehnte sich zurück, blickte zum Himmel empor, der genauso blau war wie der See und über den harmlose weiße Wolken trieben. Die Sonne brannte herab, aber anstatt ihre Sonnenbrille aus der Handtasche zu holen, legte sie schützend die Hand über die Augen und lauschte.
    Sie lauschte dem Plätschern des Wassers und plantschte mit den Füßen darin herum. Der Gesang der Vögel klang fröhlich und unbeschwert. Sie hörte einen Hund bellen, ein Auto vorbeifahren. Ihr Körper entspannte sich.
    Der plötzliche Knall führte dazu, dass sie einen erstickten Schrei von sich gab und beinahe ins Wasser gefallen wäre. Sie schaffte es gerade noch, sich festzuhalten und sich freizustrampeln, aber erst, nachdem sie ein Hosenbein bis zum Knie durchnässt hatte.
    »Carls Lieferwagen. Das ist Carls Lieferwagen«, fiel ihr wieder ein, als sie sich ins Gras duckte. Sie konnte sehen, wie er knatternd und scheppernd zum Lebensmittelladen fuhr. Sie ging auf alle viere und blieb eine Weile so, bis sie wieder zu Atem gekommen war.
    Und errötete, als sie sah, dass Debbie Mardson vor dem On the Trail stand und sie beobachtete. »Ja, die Verrückte ist wieder da«, zischte Reece zwischen zusammengebissenen Zähnen und zwang sich zu lächeln und ihr zuzuwinken.
    »Sie nimmt bloß gerade ein Bad im eiskalten See, und zwar in voller Montur. Nichts weiter.«
    Jetzt, wo das Idyll zerstört war, griff sie nach ihren Taschen, ihren Schuhen und lief barfuss und durchnässt nach Hause.
    Es spielte keine Rolle, was die ach so perfekte Debbie Mardson über sie dachte, beruhigte sich Reece. Oder was sonst irgendjemand dachte. Sie hatte alles Recht der Welt, am Ufer zu sitzen und ihre Füße im Wasser baumeln zu lassen. Sie hatte das Recht, wie ein Karnickel aufzuschrecken, wenn Carls verdammter Auspuff knallte wie ein Gewehrschuss.
    Sie schlüpfte aus ihrer nassen Hose und zog eine trockene an. Genauso wie sie das Recht hatte, ihre Wäsche zu waschen. Sie suchte ihre Schmutzwäsche zusammen, das Waschmittel und noch ein paar Laken.
    Steck die Wäsche ein, dachte sie, komm zurück und beginn mit der Suppe. Geh zurück und steck die Wäsche in den Trockner. Komm zurück und arbeite an deinem Kochbuch. Sie trug ihren kleinen Wäschekorb nach draußen und schlug den Weg zum Hotel ein.
    Da sie am On the Trail vorbeimusste, hielt sie die Augen starr geradeaus gerichtet und betete innerlich, dass Debbie sie wenigstens dieses Mal nicht entdecken würde. Sie rannte zwar nicht gerade an ihrem Ladenfenster vorbei, erhöhte aber deutlich das Tempo und wurde erst wieder langsamer, als sie das Hotel erreicht hatte.
    »Hi, Brenda. Waschtag. Kannst du wechseln?«
    »Klar, kein Problem.« Brenda lächelte breit und hob die Brauen. »Kann ich dir vielleicht auch mit ein paar Schuhen aushelfen?«
    »Wie bitte?«
    »Du trägst keine Schuhe, Reece.«
    »Oh. Oh, Gott .« Reece starrte auf ihre nackten Füße. Sie errötete, aber als sie sich wieder Brenda zuwandte, grinste sie die Empfangsdame so unverschämt an, dass ihr Schamgefühl in Wut umschlug. »Ich muss vergessen habe, welche anzuziehen. Du weißt ja, wie vergesslich ich bin. 25-Cent-Münzen, bitte.« Sie knallte die Geldscheine auf die Rezeption.
    Brenda zählte nach. »Pass auf, wo du hintrittst.«
    »Wird gemacht.« Da der Lift für sie nicht infrage kam, nahm Reece die Treppe nach unten. Sie hasste diesen verdammten Hotelkeller. Hasste ihn aufrichtig. Wenn Brody nicht so ein

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