Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
strich den Bettüberwurf glatt und dachte nebenbei, dass ein paar bunte Zierkissen das Zimmer gleich wesentlich lebendiger machen würden.
»Ich werde eine italienische Hochzeitssuppe für Joanie kochen. Du kannst mittags was davon kosten, mal sehen, ob sie den Test besteht. Ich kann einen Auflauf oder was Schnelles vorbereiten, was du dir am Abend aufwärmen kannst, wenn ich in der Abendschicht bin. Oh, und außerdem habe ich mir überlegt, dass ich in der Zwischenzeit eine Wäsche machen könnte. Soll ich was für dich mitwaschen?«
Hochzeitssuppe? War das irgendeine unterschwellige Botschaft? Und dann wollte sie was tun? Seine Unterhosen waschen? Himmelherrgott!
»Eines lass uns bitte ein für allemal klarstellen.«
Sie lächelte ihn verwirrt an. »Okay.«
»Meinetwegen brauchst du weder Frühstück, Mittag-, Abendessen noch irgendeinen verdammten Mitternachtssnack extra einzuplanen.«
Ihr Lächeln wich einem ungläubigen Staunen. »Na ja …«
»Und du bist auch nicht hier, um Wäsche zu waschen, das Bett zu machen und Aufläufe zu kochen.«
»Nein«, sagte sie langsam. »Aber da ich nun schon mal da bin, möchte ich mich gern etwas nützlich machen.«
»Ich will nicht, dass du hier so ein Trara veranstaltest.« Da war er wieder, dieser abwehrende Ton, bei dem er sich schon am Vortag beim Doc ertappt hatte. Und der störte ihn gewaltig. »Ich bin durchaus in der Lage, meinen Haushalt selbst zu erledigen. Und zwar schon seit Jahren.«
»Natürlich, ganz wie du willst. Anscheinend habe ich da was missverstanden. Ich dachte, ich soll für dich kochen.«
»Das ist was anderes.«
»Was anderes als, sagen wir mal, zu waschen. Weil das für dich die Art Beziehung symbolisiert, die du nicht willst. Gott, ist das albern!«
Und wenn schon. »Du brauchst meine Wäsche nicht zu waschen oder mir einen Auflauf hinzustellen. Du bist schließlich nicht meine Mutter.«
»Das bin ich definitiv nicht.« Sie ging zurück zum Bett, schlug den Bettüberwurf zurück und riss das Laken unter der Matratze hervor. »Besser so?«
»Wer ist hier jetzt albern?«
»Oh, keine Sorge, du hast gewonnen. Glaubst du wirklich, dass ich dich – nur weil ich dich liebe – in die Enge treiben will, indem ich deine verdammten Stinkesocken wasche, Hähnchen brate und Klöße koche? Du bist ein Idiot, Brody, und viel zu sehr auf dich selbst fixiert. Das Beste wird sein, ich lasse dich allein, damit du dich in deiner eigenen Pracht und Herrlichkeit sonnen kannst.«
Sie ging zur Tür. »›Du bist schließlich nicht meine Mutter‹ – meine Güte! Und die kann nicht mal kochen !«
Er blickte irritiert auf das Bett und massierte sich gereizt seinen verspannten Nacken. »Na prima«, murmelte er. Und zuckte zusammen, als die Haustür unten derart zugeknallt wurde, dass die Fenster schepperten.
Reece schnappte sich, was gerade in der Nähe war, und packte es ins Auto. Um ihre anderen Sachen – viel war das sowieso nicht – würde sie sich später kümmern.
Sie würde sich die Zutaten für die Suppe aus ihren eigenen sowie aus Joanie’s Vorräten zusammensuchen. Sie würde sich Geld wechseln lassen und ihre Wäsche – und zwar ausschließlich ihre Wäsche – in einer der ramponierten Waschmaschinen im Keller des Hotels waschen. Es war ja nicht das erste Mal.
Oder aber ihr konnte das alles den Buckel runterrutschen, und sie würde eine kleine Ausfahrt machen, nachsehen, ob die Wiesen schon blühten.
Sie fuhr in Richtung Ortskern und runzelte die Stirn, da ihr Wagen merkwürdig ruckelte. »Was ist denn jetzt los?«, murmelte sie, als das Lenkrad klemmte. Sie gab ihm einen ungeduldigen Klaps. Dann ergab sie sich ihrem Schicksal und fuhr zu Lynt.
Die Türen seiner Werkstatt standen weit offen, und sie erkannte einen alten aufgebockten Kombi. Lynt kroch darunter hervor, ein zierlicher Vierzigjähriger in einem Baumwollhemd, dessen Ärmel hochgekrempelt waren und seine sehnigen Arme freigaben. Ein ölverschmierter Lappen hing aus seiner hinteren Hosentasche, und die Baseballkappe, die er trug, war ähnlich ölverschmiert. In einer Backentasche bunkerte er einen Kaugummi.
Er schürzte die Lippen und schob sein Käppi in den Nacken, als Reece aus dem Wagen stieg.
»Sie stecken in Schwierigkeiten, was?«
»Sieht ganz so aus.« Als sie merkte, wie angespannt ihr Kiefer war, ließ sie bewusst locker. »Es lenkt sich komisch, das Lenkrad klemmt irgendwie.«
»Kein Wunder, Ihre Hinterreifen sind so gut wie platt.«
»Platt?« Sie drehte
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