Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
stand ihr Wäschekorb dann auf der Waschmaschine statt auf dem kleinen Klapptisch, wo sie ihn mit absoluter Sicherheit hatte stehen lassen?
Behutsam hob sie ihn hoch und öffnete dann langsam die Waschtrommel. Ihre Kleider lagen darin, immer noch klatschnass.
»Ich hab sie in den Trockner getan.« Sie griff zitternd in ihre Hosentasche und fand darin nur die einzelne Münze, die ihr noch geblieben war, nachdem sie die anderen in die Geräte gesteckt hatte. »Ich habe sie in den Trockner getan. Das ist mein dritter Gang, mein dritter. Ich hab sie nicht in der Waschmaschine liegen lassen.«
Sie zerrte sie heraus und riss wütend an den nassen Klamotten, um sie in den Korb zu räumen. Ein wasserfester Filzstift fiel klappernd zu Boden.
Ein roter Filzstift. Ihr roter Filzstift. Mittlerweile am ganzen Körper zitternd, warf ihn Reece in den Korb mit den Kleidern, die, wie sie erst jetzt bemerkte, mit roten Flecken übersät waren.
Irgendjemand hatte ihr das angetan, jemand, der ihr weismachen wollte, sie sei verrückt.
Jemand, der unter Umständen sogar hier unten war und sie beobachtete.
Ihr Atem ging pfeifend, als sie den Kopf ruckartig nach rechts und links bewegte. Sie unterdrückte ein Stöhnen, schnappte sich den Korb und rannte los. Das plötzliche Scheppern eines Rohres führte dazu, dass sie einen Riesensatz machte, gleichzeitig entfuhr ihr ein erstickter Schrei. Das Klappern ihre eigenen Absätze auf dem Zementboden ließ ihr das Herz bis zum Hals schlagen.
Dieses Mal hörte sie nicht auf zu rennen, als sie die Lobby erreichte, sondern sprintete direkt zur Rezeption. Brenda, die mittlerweile wieder an ihrem Platz saß, starrte sie mit offenem Mund an.
»Irgendjemand ist da unten. Irgendjemand ist da runter.«
»Was? Wer? Alles in Ordnung?«
»Meine Kleider. Man hat meine Kleider in die Waschmaschine zurückgetan.«
»Aber … Reece, du hast die Waschmaschine doch selbst gefüllt.« Brenda sprach langsam, wie zu einem Kind, das schwer von Begriff ist. »Weißt du noch? Du bist runtergegangen, um deine Wäsche zu waschen.«
»Danach! Ich hab sie in den Trockner getan, aber sie war wieder in der Waschmaschine. Du hast mich ja gesehen, als ich kam, um sie in den Trockner zu tun.«
»Nun ja … stimmt, ich habe dich zurückkommen und in den Keller gehen sehen. Vielleicht hast du vergessen, sie da reinzutun. So wie du vergessen hast, deine Schuhe anzuziehen. Mir passiert so was andauernd«, fügte Brenda hinzu, doch diesmal grinste sie nicht. »Du weißt schon, aus lauter Zerstreutheit und Vergesslichkeit …«
»Ich habe die Wäsche nicht vergessen. Ich habe sie in den Trockner getan. Sieh doch.« Sie holte ein einzelnes 25-Cent-Stück aus ihrer Hosentasche. »Das ist alles, was ich noch übrig habe, weil ich die anderen Münzen für die Waschmaschine und den Trockner verbraucht habe. Wer ist in den Keller gegangen?«
»Hör mal, beruhige dich wieder. Ich habe niemanden außer dir runtergehen sehen.«
»Vielleicht bist du in den Keller.«
»Meine Güte, Reece.« Aufrichtiges Entsetzen spiegelte sich in Brendas Gesicht.
»Warum sollte ich etwas Derartiges tun? Du musst wieder zur Vernunft kommen. Wenn du noch mehr Münzen brauchst, kann ich dir gern welche …«
»Ich brauche gar nichts.«
Wut und Panik stiegen in ihr auf und raubten ihr den Atem, während sie hinausraste und mit ihrem Korb nasser Wäsche die Straße entlangrannte.
Bloß schnell nach Hause, war alles, was sie denken konnte. Bloß schnell zurück in die Wohnung. Schließ hinter dir ab.
Als eine laute Hupe ertönte, stolperte sie und wirbelte herum, hielt den Korb schützend vor sich. Sie sah, wie ihr eigener Wagen auf seinen angestammten Parkplatz gefahren wurde. Lynt stieg aus.
»Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
Sie schaffte es, zu nicken. Warum sah er sie so merkwürdig an – so als käme sie von einem anderen Stern? Warum sahen sie die Leute so merkwürdig an?
»Äh, die Reifen sind in Ordnung. Es war nur sehr wenig Luft drin. Extrem wenig. Ich hab sie wieder aufgepumpt.«
»Oh, danke. Danke sehr.«
»Und, äh, da ich schon dabei war, wollte ich mir auch gleich Ihren Reservereifen ansehen. Aber …«
Sie fuhr sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. »Stimmt irgendwas mit dem Reservereifen nicht?«
»Die Sache ist die …« Er zupfte am Schirm seines Käppis und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Er ist da drin mehr oder weniger begraben.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.« Sie zwang
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