Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
ich eigentlich auch nicht vor. Es ist einfach so passiert. Außerdem habe ich keine Schlägerei angezettelt.«
»Sie haben Jud Horst in Robert Gavin geschubst und das Ganze damit überhaupt ausgelöst. Sie haben mit Ihrem Bierglas um sich geworfen.«
»Nein, das habe ich nicht! Ich habe mein Bier umgestoßen, als ich versuchte, aufzustehen, und bin in Jud reingestolpert. Es war ein Unfall.«
»Sie haben getrunken«, fuhr Rick fort.
»Ein halbes Glas Bier. Mein Gott, ich war in einer Kneipe – natürlich habe ich getrunken. Genau wie alle anderen auch. Aber ich war nicht betrunken. Ich bin in Panik geraten, zugegeben. Na schön. Ich hatte Panik. Ich sah …«
»Sie sahen was?«
»Ich sah einen Mann mit einer orangeroten Jagdmütze in der Menge.«
Ricks müder, genervter Gesichtsausdruck wich äußerster Konzentration. »Sie haben den Mann erkannt, den Sie neulich am Fluss gesehen haben?«
»Ich weiß es nicht. Ich konnte ihn nicht gut genug erkennen. Es ging alles so schnell. Ich bin aufgesprungen. Ich wollte nur noch weg. Ich wollte genauer hinsehen.«
»Ja was denn nun?«
»Beides«, blaffte sie zurück. »Ich hatte Angst, ich habe mein Bier umgeworfen. Ich bin ausgerutscht. Und das war’s dann auch schon.«
Er seufzte laut. Er war von einem hysterischen Anruf einer der Kellnerinnen aus dem Clancy’s aus dem Bett geholt worden. Er war gerade erst eingeschlafen, als er wieder aufstehen, sich anziehen und herfahren musste, um der Kneipenschlägerei ein Ende zu machen.
Jetzt hatte er es mit Sachbeschädigung, Körperverletzungen und eventuell noch mit Zivil- und Strafrechtsklagen zu tun, um die er sich kümmern musste.
»Min Hobalt hat ausgesagt, Sie hätten sie geschlagen. Und laut einer anderen Aussage sollen Sie einen Tisch umgestoßen haben, woraufhin ein Bierkrug auf dem Fuß einer gewissen Ms. Lee Shanks aus San Diego gelandet ist. Ich habe hier eine Touristin mit einem gebrochenen Zeh.«
»Ich habe niemanden geschlagen.« Oder etwa doch? »Jedenfalls nicht mit Absicht. Ich habe versucht, da rauszukommen. Ich bekam eine verpasst, ich habe Sternchen gesehen. Ich hatte Angst. Ich bin gegen den Tisch gefallen , und das ist etwas völlig anderes, als ihn umzustoßen. Ich wurde ins Gesicht geschlagen«, fuhr sie fort. »Ich habe überall blaue Flecken.«
Er seufzte erneut. »Wer hat zuerst zugeschlagen?«
»Keine Ahnung. Dieser Typ namens Chuck hat Lo einen kleinen Schubs gegeben, dann hat ihm Lo einen Schubs gegeben. Und dann habe ich … die Mütze gesehen.«
»Sie haben die Mütze gesehen.«
»Ich weiß selbst, wie lächerlich das klingt. Und ich weiß sehr wohl, wie viele Männer hier solche Mützen tragen. Aber ich war nervös, weil ich sah, dass eine Schlägerei drohte. Dann sah ich die Mütze und bin ein bisschen durchgedreht. Überraschung!«
»Clancy sagt, er sei dazwischengegangen, um die Auseinandersetzung zu beenden, als das Glas zu Boden fiel. Er sagt, das sei wie ein Startgong im Boxring gewesen. Und als dieser Cowboy dann noch den Touristen anrempelte, war die Hölle los.«
»Es ist also alles meine Schuld«, sagte Reece beherrscht. »Na prima. Bestrafen Sie mich dafür, dass ich eine Schlägerei angezettelt habe. Egal was – Hauptsache, Sie geben mir ein gottverdammtes Aspirin, bevor Sie mich einsperren.«
»Niemand hier will Sie einsperren, verdammt noch mal.« Rick rieb sich das Gesicht und kniff sich in die Nasenwurzel. »Aber überall, wo Sie auftauchen, ist die Hölle los. Wie ich hörte, hatten Sie heute auch Ärger im Waschkeller des Hotels?«
»Ich …« Natürlich wusste er Bescheid. Brenda war dick mit Debbie befreundet, und Debbie war die Frau des Sheriffs. Reece konnte sich vorstellen, dass sie das Hauptgesprächsthema am Abendbrottisch der Mardsons gewesen war.
»Das war etwas völlig anderes. Jemand hat mir einen Streich gespielt. Den ich übrigens kein bisschen komisch fand.« Während er fragend die Brauen hob und darauf wartete, dass sie weiterredete, überlegte Reece, ob sie ihm überhaupt die Wahrheit sagen sollte.
Denn die Wahrheit, beschloss sie, klang im Moment alles andere als überzeugend. »Ach, nichts. Egal. Verhören Sie eigentlich jeden, der mal einer Hotelangestellten gegenüber laut wird oder nur mich?«
Sein Gesicht wurde grimmig. »Ich erledige hier nur meinen Job, Reece, ob Ihnen das nun gefällt oder nicht. Und jetzt muss ich mich mit diesem Mist hier rumärgern. Kann sein, dass ich Sie morgen noch mal befragen muss.«
»Dann darf ich
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