Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Ei.«
»Wie wollen sie die Eier?«
»Mach Spiegeleier.«
Brody ging auf Joanie zu, während Reece in der Küche verschwand. »Hast du heute Nacht überhaupt ein Auge zugetan?«
»Schlafen kann ich, wenn ich tot bin. Bist du nur da, weil du sie herumchauffierst und ihr schmachtende Blicke zuwirfst, oder hast du auch vor, dich nützlich zu machen?«
»Ich bin durchaus in der Lage, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen.«
»Dann geh nach hinten und lass dir sagen, zu was Reuben und Joe dich noch gebrauchen können. Es dauert nicht mehr lange, bis die ersten Gäste kommen. Reece, mach bitte drei von den vorher erwähnten Frühstücken.«
Reece bediente sie höchstpersönlich am Tresen, während Joanie und Bebe Tische hereinschleppten, um die fehlenden Plätze wieder herzurichten. Die üblichen Frühaufsteher tröpfelten schon herein, während der Frühschichtspüler, der regelmäßig verschlief, zur Hintertür reinschlurfte, um die Teller zu waschen.
Niemand beschwerte sich über die Unannehmlichkeiten oder Unordnung, aber den ganzen Vormittag waren sie das Gesprächsthema Nummer eins. Als sie die nachdenklichen Blicke auf sich spürte, tröstete sich Reece damit, dass das wohl das Mindeste war, was sie zu erwarten hatte. Aber man aß ihr Essen, Teller klapperten, und pünktlich um zehn nahm jemand die Jukebox in Betrieb, um das Hämmern und Sägen zu übertönen.
Die Tagessuppe befand sich bereits fertig zubereitet im gro ßen Kessel. Reece machte gerade Salsa, als Linda-Gail zu ihr hinter kam. »Was für eine schöne Bescherung! Du musst stinksauer auf mich sein.«
»Ich war stinksauer.« Reece schnitt Gemüse klein und hatte vor, die Mittagsgäste mit kleinen Bruschette zu überraschen. »Doch dann habe ich mich wieder an die Umstände erinnert und beschlossen, dass es nicht deine Schuld war. Zumindest nicht nur.«
»Ehrlich? Ich komm mir so was von blöd vor.«
»Du warst auch blöd.« Sie schwieg lang genug, um ein paar Schluck aus einer Wasserflasche zu nehmen. »Aber das war noch längst nicht alles an diesem katastrophalen Abend.«
»Ach Reece, Süße. Du Ärmste.«
»Lass uns von etwas anderem reden.« Reece hielt sich die kalte Flasche kurz gegen ihre blaue Wange. »Sieht es arg schlimm aus?«
»Natürlich nicht. Du kannst gar nicht schlimm aussehen.«
»So schlimm also? Jetzt, nach der Schlägerei im Clancy’s und dieser Bescherung hier, werden die Leute wochenlang über mich reden.«
»Du kannst nichts dafür.«
»Nein.« Anscheinend waren ihre von Selbstmitleid geprägten Tage gezählt. Hurra. »Wirklich nicht.«
»Weiß man schon, wie es passiert ist? Ich meine, wer könnte so etwas Dummes und Gemeines tun?« Linda-Gail sah sich um und beobachtete Brody und Reuben, die ein Stück Gipskarton hereintrugen. »Das Gute daran ist, dass sich Joanie schon überlegt, das ganze Lokal neu zu streichen, statt nur etwas Farbe an die Decke zu klatschen. Wir könnten eine kleine Renovierung gebrauchen.«
»Eine merkwürdige Art, Renovierungsarbeiten einzuleiten.«
Linda-Gail strich Reece ein paarmal liebevoll über den Rücken. »Es tut mir alles so leid.«
»Ist schon gut.«
»Lo redet nicht mehr mit mir.«
»Irgendwann wird er schon wieder mit dir reden. Aber vielleicht solltest du damit anfangen. Wenn man etwas will, etwas wirklich will, ist das Leben zu kurz, um Spielchen zu spielen.«
»Kann sein. Reece, ich wollte dir nur noch sagen, dass du, wenn nötig, so lange bei mir wohnen kannst, wie du willst.«
»Danke.« Sie warf einen vorsichtigen Blick über ihre Schulter. »Er hat mir zwei Schubladen freigeräumt.«
Linda-Gail riss die Augen auf. »Oh, Reece!« Sie schlang ihre Arme um Reeces Taille und wiegte sich mit ihr hin und her. »Das ist ja fantastisch!«
»Nur die Schubladen, Linda-Gail. Aber immerhin: Ein Anfang ist gemacht.«
»Linda-Gail, soweit ich weiß, bezahle ich dich hier nicht fürs Tanzen.«
Joanie kam herein und rührte die Suppe um. »Rick ist drau ßen, Reece, er will dich sprechen, sobald du Zeit hast. Du kannst mein Büro benutzen, wenn du ungestört sein willst.«
»Das wird wohl das Beste sein.« Aber dann drehte sie sich um und sah die Leute, die am Tresen und an den Tischen über ihrem Kaffee saßen. »Nein, ich glaube, ich rede lieber im Lokal mit ihm. Wenn ich hinter verschlossenen Türen verschwinde, wird erst recht über mich geklatscht werden.«
Joanie nickte und begriff. »Schlau von dir.«
Reece ließ ihre Schürze an und nahm ihr Wasser
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