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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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von unten ließ sie erstickt aufschreien, der Hörer fiel ihr aus der Hand. Ein Schuss? War das ein Schuss gewesen? War er echt oder bloß Einbildung?
    Keuchend kletterte sie zurück übers Bett. Und griff nach dem Messer. Sie hatte die Tür nicht abgesperrt. Denn wenn sie das tat, wäre Brody auf der einen und sie auf der anderen Seite gefangen. Er könnte verletzt sein. Er könnte sterben, während sie hilflos daneben stand.
    Ginny war gestorben, während sie hilflos zusehen musste.
    Sie stand auf. Ihre Beine fühlten sich an wie Watte, Watte, die ihre Ohren, ihre Nase, ihre Augen verstopfte. Und als sie auf die Tür zuging, hörte sie über das dumpfe Brummen in ihrem Kopf hinweg Schritte auf der Treppe. Diesmal würden sie sie kriegen, und diesmal würden sie merken, dass sie nicht tot war. Sie würden es merken und die Sache zu Ende bringen.
    »Reece, alles in Ordnung. Ich bin’s, Brody. Schließ die Tür auf.«
    »Brody.« Sie sprach seinen Namen aus, lauschte seinem Klang nach. Dann entrang sich ihr ein Seufzer der Erleichterung, der beinahe wehtat in seiner Heftigkeit. Sie riss die Tür auf und starrte ihn an. Schwankte.
    »Alles in Ordnung«, wiederholte er und nahm ihr das Messer ab. »Er ist weg.«
    Sie sah Sternchen, ein schwarzweißes Krisseln. Als es an den Rändern rot wurde, bugsierte er sie in einen Sessel und drückte ihren Kopf zwischen ihre Knie.
    »Hör auf damit. Hör auf damit und atme aus. Jetzt.«
    Seine Stimme durchdrang den Schwindel, die Übelkeit, befreite sie von der schweren Last auf ihrer Brust. »Ich dachte … ich hörte …«
    »Ich bin ausgerutscht – Wasser auf dem Küchenboden. Ich bin über einen Sessel gestolpert. Ganz ruhig weiteratmen.«
    »Du bist nicht angeschossen. Nicht angeschossen.«
    »Seh ich so aus?«
    Langsam hob sie den Kopf. »Ich wusste nicht mehr, was real war, wo ich war.«
    »Du bist hier, bei mir. Er ist weg.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Nein. Der feige Mistkerl ist abgehauen. Nur daran musst du denken.« Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Er ist ein Feigling.« Er hörte die Polizeisirenen, sah ihr aber weiter in die Augen. »Da sind sie schon. Zieh dir was an.«
    Nachdem sie sich angezogen hatte, ging sie die Treppe herunter und sah, dass die Hintertür aufstand und das Flutlicht an war. Sie konnte Stimmengemurmel hören. Um sich zu beruhigen, setzte sie Kaffee auf und wischte den Boden.
    Sie machte sich Tee und stellte Tassen, Milch und Zucker auf den Tisch, als Brody mit Denny hereinkam.
    »Kaffee?«
    »Gern. Haben Sie sich so weit beruhigt, dass Sie eine Aussage machen können, Reece?«
    »Ja. Sie trinken ihn wie immer oder?«
    »Wie bitte?«
    »Mit Milch und zwei Stück Zucker?«
    »Ja.« Denny zupfte an seinem Ohrläppchen. »Sie haben ein wirklich gutes Gedächtnis. Wollen wir uns setzen?« Er nahm am Tisch Platz und holte seinen Block heraus. »Können Sie mir schildern, was passiert ist?«
    »Ich bin nach unten gegangen. Ich hatte Durst und wollte uns was zum Abendessen kochen. Brody stand unter der Dusche.«
    Sie goss Kaffee ein und sah ihm ins Gesicht. Da er errötete, nahm sie an, dass Brody ihm erzählt oder zumindest angedeutet hatte, was sie vorher getan hatten.
    »Ich habe eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank geholt«, fuhr sie fort und stellte seinen und Brodys Kaffee auf den Tisch, bevor sie sich ihrem Tee zuwandte. »Ich habe ein Geräusch gehört, eine Art Klopfen, am Fenster. Als ich hingesehen habe, stand er da.«
    »Was haben Sie genau gesehen?«
    »Einen Mann. Schwarzer Mantel, orangerote Mütze, Sonnenbrille.« Sie setzte sich und starrte in ihren Tee.
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    »Es war dunkel«, sagte sie vorsichtig. »Und das Küchenlicht hat sich in den Fenstern gespiegelt. Ich konnte ihn nicht deutlich erkennen. Dann war er plötzlich verschwunden. Ich sah, wie sich der Türknauf der Hintertür bewegte. Ich hörte, wie er sich drehte. Ich habe ein Messer aus dem Messerblock neben dem Herd gerissen. Die Tür ging auf, und er stand da, stand einfach da. Ich bin nach oben gerannt.«
    »Größe, Körpergewicht? Hautfarbe?«
    Sie kniff die Augen zu. Er war ihr riesig vorgekommen, unglaublich riesig. Wie hätten ihre Blicke diesen Nebel aus Angst nur durchdringen können? »Ein Weißer, gut rasiert. Mehr weiß ich nicht. Ich habe ihn nur ganz kurz gesehen, es war dunkel, und ich hatte wahnsinnige Angst.«
    »Hat er irgendwas gesagt?«
    »Nein.« Sie sprang auf, als sie einen Wagen vorfahren hörte.
    »Das wird der

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