Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
sie jeden seiner heftigen Stöße empfing.
Dann ließ sie los, schlang ihre Arme um ihn, damit sie gemeinsam davonfliegen konnten.
Jegliche Energie wich aus ihr, und ihre Arme fielen schlaff zur Seite. Sein Gewicht lastete immer noch auf ihr, aber sie spürte es nicht, so als seien sie miteinander verschmolzen. Das Einzige, was sie noch wahrnahm, war sein Herz, das gegen das ihre pochte.
So ließ sie sich treiben, während sein wild klopfendes Herz den Mittelpunkt ihrer Welt bildete.
Als er sich bewegte, versuchte sie ihn zu stoppen. Aber er ließ sich schon auf den Rücken rollen – und verschränkte seine Finger mit ihren. Und sie ließ ihren schwindeligen Kopf auf seine Schulter sinken.
Er stand im Schatten der Bäume und beobachtete das Haus. Beobachtete das Schlafzimmerfenster, während das Licht des zu drei Vierteln vollen Mondes gerade ausreichte, dass er die Silhouetten, Schatten, Bewegungen hinter der Scheibe wahrnehmen konnte.
Es war noch zu früh, um schlafen zu gehen, das war auch ihm klar. Aber nie zu früh für Sex. Doch er konnte warten. Geduld war eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg, für das Überleben.
Er besaß mehrere Möglichkeiten, mehrere Pläne. Und das war eine andere wichtige Voraussetzung. Er würde sie den vorhandenen Gegebenheiten anpassen.
Sie hatte sich nicht so leicht einschüchtern lassen, wie er gedacht, oder besser, gehofft hatte. Darauf musste er reagieren. Anstatt zu fliehen, schien sie sich hier richtig einnisten zu wollen. Aber auch damit würde er fertig werden.
Anders herum wäre es ihm lieber gewesen, aber man konnte eben nicht immer haben, was man wollte. Doch das, was er bereits hatte, wollte er sich um keinen Preis zerstören lassen.
Als das Licht im Schlafzimmer anging, beobachtete er sie weiter. Er konnte Reece durch die Scheibe erkennen. Sie war nackt und reckte sich ausgiebig, ein Zeichen, dass sie sexuell befriedigt worden war.
Ihr Anblick erregte ihn nicht, und er verspürte auch kein Ziehen in seinen Lenden. Er war schließlich kein Spanner. Außerdem war sie sowieso nicht sein Typ. Zu dürr, zu kompliziert. Er nahm sie kaum als Frau wahr.
Sondern als Störfaktor, ja als Herausforderung. Und er liebte Herausforderungen.
Er sah, wie sie lachte, wie sich ihre Lippen bewegten, als sie in ein Hemd schlüpfte, das eindeutig Brody gehörte, da es ihr mehrere Nummern zu groß war.
Er sah, wie sie zur Tür ging, stehen blieb, sich umdrehte und etwas zu ihm sagte.
Also passte er seine Pläne den vorhandenen Gegebenheiten an.
»Ich brauche als Erstes einen Schluck Wasser«, wiederholte Reece. »Ich sterbe vor Durst.«
»In der Dusche gibt es Wasser, soweit ich weiß.«
»Ich werde nicht mit dir unter die Dusche gehen – das führt nur zu einer weiteren Dehydrierung, und ich benötige dringend etwas Flüssigkeit. Ich kann uns schnell was zaubern.«
»Du meinst, was zu essen?«
»Ich glaube nicht, dass das bisschen Brot und Käse lange bei dir vorhalten werden, und erst recht nicht nach dem, was wir veranstaltet haben. Ich mach uns schnell was im Wok.«
Sein zufriedener Gesichtsausdruck wich sofort einem finsteren Stirnrunzeln. »Du wolltest was zu essen machen, nicht bloß Gemüse.«
»Du wirst es mögen.«
Gelöst und entspannt vom Sex, schwebte Reece regelrecht aus dem Raum. Ein ganz unkompliziertes Essen, dachte sie. Zum Beispiel könnte sie ein paar von den marinierten Hühnerbrüsten klein schneiden, die sie eingefroren hatte. Sie mit Knoblauch, Zwiebeln, Brokkoli, Karotten und Blumenkohl anbraten. Und als Beilage würde es Reis geben mit etwas von ihrer Ingwersauce.
Die gehörte unbedingt dazu.
Sie wünschte, sie hätte auch ein paar Wasserkastanien, aber was soll’s.
Sie fuhr sich über ihren Hals und glaubte literweise Wasser trinken zu können. Kein Wunder, nachdem sie übereinander hergefallen waren wie die Tiere. Fantastisch.
Wahrscheinlich würde sie jetzt an den unmöglichsten Stellen blaue Flecken bekommen – aber er bestimmt auch. Beim Gedanken daran hielt sie inne und führte einen kleinen Freudentanz auf. Dann krempelte sie die Ärmel von Brodys Hemd hoch und ging in die Küche.
Sie machte das Licht an und griff zuerst nach dem Wasser. Sie stützte sich mit einer Hand gegen den Kühlschrank und trank es direkt aus der Flasche wie ein Kamel, das in einer Wüstenoase wieder auftankt.
Ein leises Klopfen ließ sie zum Fenster über der Spüle schauen.
Sie sah seine Umrisse. In einen schwarzen Mantel
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