Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Dusche, als sie hereingestürmt kam. Ich habe sie zurück ins Schlafzimmer gebracht, habe meine Hose angezogen, mir meinen Baseballschläger geschnappt und ihr gesagt, sie soll die 911 anrufen.«
Rick sah fragend zu Denny hinüber, der gerade hereinkam und den Kopf schüttelte. »Na gut. Für heute hattet ihr genug Aufregung, würde ich sagen. Ich kann morgen noch mal vorbeischauen und mir das Ganze bei Tageslicht ansehen. Du fährst schon mal vor, Denny, und schreibst den Bericht. Brody, würdest du so nett sein und mich nach draußen begleiten?«
»Na gut.« Er sah Reece an. »Ich bin gleich wieder da.« Sie gingen hinaus. Rick sah zum sternenübersäten Himmel empor und steckte die Daumen in die Hosentaschen. »Was für eine Nacht. So was gibt’s auch nur bei uns in Angel’s Fist. Ehe wir uns versehen, ist es Sommer. Die Touristen kommen jetzt schon in hellen Scharen. Bald haben wir diesen Himmel nicht mehr für uns.«
»Du hast mich doch nicht gebeten, dich zu begleiten, damit wir uns gemeinsam die Sterne ansehen.«
»Nein. Ich möchte dir gern Folgendes klarmachen, Brody.« Er drehte sich um, sodass sie sich jetzt genau gegenüberstanden. »Erstens gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass die Tür aufgebrochen wurde. Und du bist dir ganz sicher, dass du sie abgeschlossen hast.«
»Er hat das Schloss geknackt, hatte einen Nachschlüssel. Das hat er schon mal gemacht.«
»Meine Güte.« Deutlich frustriert fuhr sich Rick über das Gesicht. »Und das soll er ausgerechnet in der kurzen Zeit geschafft haben, als sie allein hier unten war und du unter der Dusche standest? Hat der Kerl jetzt auch noch übermenschliche Kräfte?«
»Er muss uns beobachtet haben.«
»Aber warum? Um einen auf Spanner zu machen? Wenn er ihr wirklich etwas tun will, hätte er es getan, als er allein mit ihr im Raum war. Falls es ihn überhaupt gibt.«
»Jetzt hör mir mal eine Minute lang zu.«
»Nein, jetzt hörst du mir zu. Ich bin wirklich ein geduldiger Mensch, Brody. Ein Mann in meiner Position braucht eine gehörige Portion Geduld. Ich bin vielen Dingen gegenüber offen, aber blöd bin ich nicht. Du hast es mit einer Frau zu tun, die schon einmal an einer psychischen Störung gelitten hat, die etwas getrunken hat, aus dem Bett steigt und behauptet, sie habe denselben Mann gesehen, der eine unbekannte Frau ermordet haben soll – und den nur sie gesehen hat. Und all das passiert ausgerechnet dann, wenn niemand dabei ist, der das bestätigen könnte. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass sich ein Fremder Zutritt zur Hütte verschafft hat oder darum herumgeschlichen ist. Genauso wie es keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass jemand am Fluss umgebracht worden ist, in ihrem Apartment über dem Joanie’s eingebrochen wurde oder sich jemand im Hotel an ihrer Wäsche zu schaffen gemacht hat. Du schläfst mit ihr, also willst du ihr glauben. Nichts ist so verführerisch wie ein junges Mädchen in Gefahr.«
Wut stieg in ihm auf. »Was für ein Mist. Was für ein verdammter Mist. Und du willst ein Freund und Helfer sein?«
»Mein Job besteht in der Tat darin, den Einwohnern dieses Ortes zu helfen und sie zu beschützen. Du kannst ruhig sauer auf mich sein, aber ich habe für Reece Gilmore getan, was ich für sie tun konnte. Aber jetzt reisen die Touristen und Sommergäste an, und ich kann es mir nicht mehr leisten, meine Zeit und mein Personal damit zu verschwenden, Jagd auf irgendwelche Hirngespinste zu machen. Sie tut mir weiß Gott leid, ehrlich. Sie ist eine sympathische Frau, die Schlimmes durchgemacht hat. Aber sie muss darüber hinwegkommen und sich beruhigen. Tu dir selbst einen Gefallen und überrede sie, sich behandeln zu lassen.«
»Ich hab wirklich mehr von dir erwartet, Rick.«
»Tja, Brody«, sagte Rick bedauernd, während er die Tür seines Lieferwagens öffnete, »genau dasselbe könnte ich von dir sagen.« Er stieg ein und knallte die Tür zu. »Wenn du diese Frau wirklich liebst, solltest du für professionelle Hilfe sorgen.« Er ließ den Motor an. »Sie hat sie nötig.«
Als Brody zurück zum Haus stapfte, stand Reece am Herd. In einem Topf mit Deckel köchelte Reis, Huhn und Knoblauch dünsteten in einer Pfanne.
»Arschloch«, murmelte Brody und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank.
»Danke. Danke, dass du zu mir gehalten hast.« Sie schüttelte die Pfanne, wendete die Hühnerstückchen. »Ich musste eure Unterhaltung gar nicht mit anhören, um zu wissen, was er gesagt hat. Er glaubt mir nicht, und
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