Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Laufwerk. Nachdem sie ihren Laptop weggeräumt hatte, versuchte sie, ihre Nerven und Schuldgefühle mit Kochen zu beruhigen.
Auf der anderen Seite des Sees klopfte Lo gerade an Linda-Gails Tür. Er hielt eine einzelne knallrosa Rose in der Hand und verspürte ein heftiges Ziehen in den Lenden.
Als die Tür aufging, hielt er ihr die Rose hin und sagte: »Hallo, Baby.«
Linda-Gail ignorierte die Rose und stemmte eine Faust in die Hüfte. »Was willst du?«
»Dich.« Er griff mit seiner freien Hand nach ihr, aber sie machte einen Schritt zurück und versetzte der Tür einen derartigen Fußtritt, dass sie ihm fast ins Gesicht geknallt wäre.
Er fing sie mit der Schulter ab und stieß sie wieder auf. »Linda-Gail, was hast du nur um Himmels willen!«
»Ich nehme keine Blumen von Lügnern. Also sieh zu, dass du von hier verschwindest!«
»Wovon redest du überhaupt?« Diesmal trat er die Tür auf, nachdem sie sie erneut zugeschlagen hatte. »Hör auf damit. Ich habe vierzehn Stunden hintereinander gearbeitet, damit ich heute Abend freibekomme und dich sehen kann.«
»Ach ja? Das ist aber unfair, wo du doch schon gestern Abend solche Überstunden machen musstest. Wegen des Pferdes mit der Kolik.« Sie sah, wie er zusammenzuckte, und zog ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Du gottverdammter Lügner. Kann gut sein, dass du dich im Heu gewälzt hast, aber bestimmt nicht mit irgendeinem Pferd.«
»So war es nicht. Lass es mich erklären.«
»Wie konntest du mich nur so anlügen?« Sie machte auf dem Absatz kehrt und stampfte wütend davon. »Ich habe dir klipp und klar gesagt, dass ich nicht eine von vielen bin, Lo.«
»Das bist du doch auch nicht. Und warst es auch nie, verdammt noch mal. Jetzt hör mir doch mal bitte eine Minute lang zu.«
»Ich will nicht, dass du noch eine Minute länger hier in meinem Haus bist. Du hast bekommen, was du wolltest. Und jetzt ist es vorbei.«
»Sag doch nicht so was, Linda-Gail. Liebling. Es ist nicht so, wie du denkst.«
»Wie ist es dann, Lo? Hast du mich etwa nicht angelogen?«
Er schob seinen Hut in den Nacken. »Nun ja, das schon, aber …«
»Raus hier.«
Er warf zuerst die Rose und dann seinen Hut zur Seite. »Ich lass mich hier nicht rauswerfen. Ja, ich habe dich angelogen wegen gestern Abend, aber ich hatte auch einen guten Grund.«
»Ach ja? Wie heißt sie denn?«
Der Frust, die Beschämung wichen kalter Wut. »Ich bin kein Betrüger. Und war es auch nie, weder wenn es um Frauen, ums Kartenspielen oder sonst was geht. Wenn ich weiterziehen will, sage ich das auch und mache Schluss. Ich fahre nicht zweigleisig. Warum sollte ich, wo doch nur du für mich wichtig bist?«
»Ich weiß es nicht.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich wünschte, ich wüsste es.«
»Ich war bei keiner anderen, Linda-Gail. Ich schwör’s dir.«
»Und das soll ich dir einfach so glauben, obwohl du mich schon mal angelogen hast?«
»Da hast du Recht, zugegeben. Aber ich habe gute Gründe dafür. Wenn du mich liebst, musst du mir in diesem Punkt einfach vertrauen.«
»Vertrauen muss man sich erst mal verdienen, William.« Wütend wischte sie sich über die Augen. »Sag mir, wo du warst.«
»Das kann ich nicht. Noch nicht. Bitte geh nicht weg, bitte nicht, Liebling. Ich musste etwas Dringendes erledigen. Mit einer anderen Frau hat das rein gar nichts zu tun.«
»Aber warum sagst du mir dann nicht, was?«
»Das werde ich auch, aber du musst bis Samstagabend warten.«
»Was hat denn der Samstagabend damit zu tun?«
»Das kann ich dir auch noch nicht verraten, denn das gehört alles zusammen. Gib mir Zeit bis Samstagabend. Ich will mich für Samstagabend mit dir verabreden.«
Sie gab es auf und setzte sich hin. »Du willst dich mit mir verabreden, obwohl du gelogen hast und dich weigerst, mir den Grund dafür zu nennen?«
»Ganz genau. Vertrau mir, nur dieses eine Mal. Das ist es wert, ich verspreche es dir.«
Er ging in die Hocke und strich ihr eine Träne aus dem Gesicht. »Ich schwöre dir bei meinem Leben, dass es keine andere gibt.«
Sie schniefte. »Planst du einen Banküberfall?«
Er schenkte ihr ein unwiderstehliches Lächeln. »Nein, das nicht gerade. Liebst du mich?«
»Ich denke schon, obwohl es mir im Moment alles andere als in den Kram passt.«
»Ich liebe dich auch. Und weil das so ist, kann ich es gar nicht oft genug wiederholen.«
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände, damit sie es genau betrachten konnte. »Du hast Zeit bis Samstagabend,
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