Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
ernsthaft glaubst, dass ich mich mit diesem Kleid an irgendein Lagerfeuer setze, bist du noch bescheuerter, als ich gedacht habe.«
»Keine Angst. Wir werden nicht zelten. Und dieses Kleid ist echt der Hammer!« Er warf ihr einen kurzen, begehrlichen Blick zu. »Hoffentlich ist deine Unterwäsche genauso verführerisch.«
»Wenn das so weitergeht, wirst du nie erfahren, was ich darunter trage.«
»Willst du mit mir wetten?« Er schenkte ihr ein süffisantes Grinsen und nahm die nächste Abzweigung. Jetzt wusste sie, wo er hinwollte und begann innerlich zu kochen.
»Du kannst gleich umdrehen und mich wieder nach Hause fahren.«
»Wenn du das in zehn Minuten auch noch denkst, kein Problem.«
Er hielt vor der Hütte, während ihm der Kopf vor lauter Plänen und Vorbereitungen schwirrte. Er wurde nervös, versuchte es jedoch zu ignorieren.
Es stand zu viel auf dem Spiel, um jetzt wieder kehrtzumachen.
Da Linda-Gail keine Anstalten machte auszusteigen, kletterte er aus dem Wagen, ging zur Beifahrerseite und öffnete ihre Tür. Wahrscheinlich musste das so sein, dachte er, da sie dieses sexy Kleid trug und er seinen besten Anzug.
»Jetzt stell dich nicht so an und komm einfach mit rein, Liebling.« Er redete ihr gut zu, als sei sie eine störrische Mähre. »Ansonsten werde ich dich einfach reinschleifen.«
»Na prima. Ich werde Reece anrufen und sie bitten, mich hier so schnell wie möglich abzuholen.«
»Ich glaube nicht, dass du irgendjemanden anrufen wirst«, murmelte Lo und zog sie zur Hütte. »Wir sind eigentlich viel zu früh dran, aber du konntest es ja kaum erwarten, loszufahren. Ich wollte, dass es dämmert, wenn wir herkommen.«
»Na ja, noch dämmert es nicht.«
Sie stolzierte hinein und hatte fest vor, ihr Handy herauszuziehen und Reece anzurufen. Doch dann war sie viel zu überrascht und konnte nur noch staunen.
Reece sah zum dritten Mal in zehn Minuten auf ihre Uhr. Warum rief Linda-Gail nicht an? Warum hatte sie es ihr nicht ausreden können, heute Abend mit Lo mitzufahren?
Noch fünf Minuten, schwor sie sich. Dann würde sie Linda-Gail selbst anrufen. Egal, wie bescheuert sich das anhörte – sie würde Linda-Gail fragen, wo sie steckte. Und dafür sorgen, dass Lo mitbekam, dass sie Bescheid wusste.
»Du kannst so oft auf die Uhr schauen, wie du willst, aber davon geht die Zeit auch nicht schneller um. Du hast bis zehn Uhr Schicht und damit basta.« Joanie schöpfte Eintopf aus dem Bottich. »Und komm bloß nicht auf die Idee, mich zu fragen, ob du heute früher Schluss machen darfst. Mir fehlt schon eine Kellnerin.«
»Ich habe nicht vor, früher zu gehen. Linda-Gail hat mir bloß versprochen, anzurufen, was sie aber noch nicht getan hat.«
»Ich nehme an, sie hat Besseres zu tun, als dich anzurufen. Sie hat es geschafft, mir diesen freien Abend abzuschwatzen. Und dann noch den Samstagabend. Sie und mein Junge haben sich regelrecht gegen mich verschworen. Was für Kinder. Aus ihrer Perspektive ist alles eitel Sonnenschein, und der Himmel hängt voller Geigen. Aber hier geht es um Burger, Eintopf und gegrilltes Steak, also sieh zu, dass du diese Bestellung fertig machst.«
»Wie bitte? Was hast du da gerade eben gesagt?«
»Ich hab gesagt, du sollst diese Bestellung fertig machen.«
»Sonnenschein. Mondenschein. Jetzt ist es mir wieder eingefallen. Oh mein Gott, jetzt weiß ich es wieder! Ich bin gleich wieder da.«
Die Hände in die Hüften gestemmt, stellte sich ihr Joanie in den Weg. »Mädel, du verlässt diesen Grill nicht, bis ich es dir sage.«
»Nur zwei Minuten.«
»In zwei Minuten sind diese Burger verbrannt. Mach diese Bestellung fertig.«
»Verdammt noch mal!« Aber Reece tat, wie ihr geheißen, und beeilte sich.
Vor dem Kamin in der Hütte stand ein Tisch. Darauf lag ein wei ßes Tischtuch, auf dem eine blaue Vase mit rosa Rosen stand. Es gab Kerzen und schönes Geschirr. Zu ihrer Überraschung befand sich neben dem Tisch auch ein Beistelltisch mit einem silbernen Sektkühler, der eine Flasche Champagner enthielt.
Und als Lo irgendwo auf eine Play-Taste drückte, sang Wynona Judd leise eine Ballade.
»Was soll das hier?« Linda-Gail blinzelte und staunte erneut.
»Das ist unser Samstagabend.« Lo konnte es kaum erwarten, seinen Teil dazu beizutragen, und nahm ihr die Stola ab, die sie sich um die Schultern geschlungen hatte. Er legte sie beiseite, flitzte im Zimmer umher und machte die Kerzen an. »Ich dachte, es wäre schon etwas dunkler, aber so
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