Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Abend zu sagen hat, oder eben nicht. Entweder ich nehme ihn oder ich verlasse ihn. Aber egal, wie dieser Abend ausgeht – ich werde fantastisch aussehen.«
»Versprich mir … dass du mich anrufst. Auf meinem Handy. Ruf mich an, sobald ihr angekommen seid und er dir alles erklärt hat.«
»Meine Güte, Reece.«
»Bitte tu mir den Gefallen. Ansonsten mache ich mir den ganzen Abend lang Sorgen. Tu mir den Gefallen, Linda-Gail. Bitte.«
»Na gut. Aber ich werde mir verdammt blöd dabei vorkommen.«
Besser blöd, dachte Reece, als verletzt und allein gelassen.
Brody saß vor seinem Computer und machte langsam Fortschritte. Er wusste jetzt, dass Deena Black im August 1974 in Oklahoma geboren worden war, einen Highschool-Abschluss hatte und ein paar Anzeigen wegen Unruhestiftung – eine wegen Ruhestörung und zwei wegen Körperverletzung. Die zweite Körperverletzung hatte ihr eine dreimonatige Haftstrafe eingebracht.
Um ihre Kreditwürdigkeit war es schlecht bestellt. Nicht, dass sie das jetzt noch interessieren dürfte oder dass es je anders gewesen wäre.
Er schaffte es, die Spur bis zu ihren letzten beiden Jobs und Wohnungen zurückzuverfolgen. Sie hatte nicht gerade tolle Referenzen von ihren Arbeitgebern vorzuweisen – einem Stripclub in Albuquerque und einer Biker Bar in Oklahoma City. Und ihr letzter Vermieter war immer noch sauer wegen der zwei Monatsmieten, die sie ihm schuldig geblieben war.
Er fand heraus, dass sie einmal verheiratet und wieder geschieden worden war – und zwar von einem gewissen Titus Paul J., der gerade in Folsom wegen Körperverletzung mit Todesfolge einsaß. Nach einer kurzen Recherche erfuhr Brody, dass es nicht das erste Mal war, dass Titus einsaß.
»Du warst nicht gerade das, was man eine unbescholtene Bürgerin nennt, was, Deena?«
Und trotzdem war sie auf ihre Art durchaus attraktiv gewesen. Er hatte gerade ein Passfoto von ihr auf dem Bildschirm und musste zugeben, dass sie unheimlich sexy wirkte.
»Böses, böses Mädchen«, murmelte er. »Aber du bist es gern und zeigst das auch.«
Er entnahm dem Internet, dass sie noch Familie in Oklahoma besaß. Eine Mutter, die gerade mal siebzehn Jahre älter war als sie. Es bestand immer noch die Möglichkeit, dass Deena Kontakt gehalten und ihrer Mutter erzählt hatte, was sie – anscheinend – keinem anderen anvertraut hatte. Den Namen des Mannes, mit dem sie sich eingelassen hatte.
Als was sollte er sich ausgeben? Als alter Freund von Deena, der wieder Kontakt aufnehmen wollte? Ein freundlicher Plausch. Als Polizist aus Wyoming, der sie wegen irgendeiner Straftat überführen wollte? Kompromisslos, ohne Rücksicht.
Wahrscheinlich würde er ohnehin nichts herausfinden. Er beschloss, eine kurze Kaffeepause zu machen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, bevor er versuchte, sich mit Deenas Mutter in Verbindung zu setzen.
Doch bevor er aufstehen konnte, klingelte das Telefon.
Die vertraute Stimme brachte ihn dazu, dass er sich wieder entspannte. Die ebenso überraschende wie ungewöhnliche Bitte ließ ihn kurz überlegen.
Zehn Minuten später ging Brody aus dem Haus und verließ mit dem Auto den Ort.
Im Vorbeifahren warf er einen Blick auf das Angel Food. Wenn das klappte, hoffte er Reece schon in wenigen Stunden mit einer Lösung überraschen zu können.
Jetzt war der Startschuss gefallen, es würde kein Zurück mehr geben – kein Bedauern, keine Fehler. Die Sache war riskant, und das Timing musste perfekt sein. Aber es war machbar. Musste machbar sein.
Die Hütte war genau der richtige Ort für den ersten Teil seines Plans. Ruhig und abgeschieden, von Wald und Sumpf geschützt. Hier würde niemand nach ihnen suchen. Genauso wenig wie hier jemand nach Deena gesucht hatte.
Wenn das alles vorbei war, bleiben ihm noch mehrere Stunden, um alles ordentlich abzuschließen. Wie auch schon zuvor würde er sämtliche Spuren verwischen. Und alles wäre wieder in Ordnung. Dann hätte er die Zeit zurückgedreht, damit alles wieder so war, wie es sein sollte.
»Na schön, Lo, ich will wissen, wo es hingeht.«
»Das verrate ich noch nicht.«
Linda-Gail verschränkte die Arme vor der Brust und setzte versuchshalber eine finstere Miene auf, aber er ließ sich nicht erweichen.
Das war nicht der Weg nach Jackson Hole. Sie hatte heimlich gehofft, dass er sie irgendwo schick zum Essen ausführen würde. Wo sie mit ihrem neuen Kleid angeben konnte.
Aber er hatte einen anderen Weg genommen.
»Wenn du
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