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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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werden musste.
    So wie er ausschritt, würden sie nur halb so lange brauchen wie sie auf dem Hinweg. Vorausgesetzt, sie schaffte es, mit ihm Schritt zu halten.
    »Reden Sie mit mir, tun Sie mir den Gefallen. Über irgendetwas anderes. Egal, was. Über Ihr Buch.«
    »Nein. Ich rede nicht über meine Arbeit, bevor sie nicht abgeschlossen ist.«
    »Typisch Künstler.«
    »Nein, es ist einfach nur langweilig.«
    »Ich werde mich nicht langweilen.«
    Er warf ihr einen Blick zu. »Ich find’s langweilig.«
    »Oh.« Sie wollte Worte hören, seine, ihre, egal welche.
    »Gut, warum ausgerechnet Angel’s Fist?«
    »Wahrscheinlich aus genau demselben Grund wie Sie. Ich brauchte Tapetenwechsel.«
    »Weil man Sie in Chicago gefeuert hat.«
    »Ich wurde nicht gefeuert.«
    »Sie haben Ihrem Chef keine geklebt und sind deshalb aus der Redaktion der Tribune geflogen? Das hat man mir so erzählt.«
    »Ich hab nur jemanden geohrfeigt, den man nicht mal als Kollegen bezeichnen kann, weil er mir Unterlagen geklaut hat. Und da ihm der Verleger – der zufällig der Onkel dieses Arschlochs war – mehr geglaubt hat als mir, habe ich gekündigt.«
    »Um Bücher zu schreiben. Macht das Spaß?«
    »Ich denke schon.«
    »Ich wette, Sie haben das Arschloch gleich im ersten Roman umgebracht.«
    Er warf ihr wieder einen Blick zu, nur dass er diesmal eindeutig amüsiert war. Was hatte er nur für interessante grüne Augen. »Sie haben Recht. Ich hab ihn mit einer Schaufel erschlagen. Das hat echt gut getan.«
    »Ich hab früher auch gern Krimis gelesen. Aber seit ich … kann ich das nicht mehr.« Sie ignorierte ihre schmerzenden Beine, während sie den Abstieg fortsetzten.
    Sie musste jetzt anders auftreten. Das Gewicht nach vorn verlagern, zuerst die Ballen abrollen und dann die Fersen. So wie Brody.
    »Vielleicht versuch ich’s mal mit einem von Ihren.«
    Er zuckte wieder achtlos die Schultern. »Es gibt schlechtere.«

6
     
    Sie liefen schweigend weiter, über die Wiese, um den sumpfigen Teich herum. Sie hatte Enten gesehen, erinnerte Reece sich, und den Reiher. Und den armen, zum Tode verurteilten Fisch. Ihr Körper fühlte sich taub an, ihr wurde schwindelig.
    »Brody?«
    »Hier bin ich.«
    »Begleiten Sie mich zur Polizei?«
    Er blieb stehen, um etwas zu trinken, und bot ihr dann etwas aus seiner Flasche an. Sein Blick war kühl und ruhte auf ihrem Gesicht. Grüne Augen. Dunkelgrün wie Blätter im Spätsommer.
    »Wir werden zu mir gehen und sie von dort aus benachrichtigen. Das geht schneller, als den ganzen See zu umrunden, bis wir im Ort sind.«
    »Danke.«
    Erleichtert und dankbar setzte Reece mechanisch einen Fuß vor den anderen in Richtung Angel’s Fist.
    Alles sah braun aus – die Hügel und Täler, die Wanderwege und Bergrücken. Zu braun, zu groß, zu ruhig. Kein Specht war zu hören, kein schreiender Habicht. Sie wollte nur noch nach Hause, Tür und Fenster verriegeln, dorthin, wo sie in Sicherheit war, während die Welt auf der anderen Seite der Scheibe blieb.
    Um nicht die Nerven zu verlieren, ging sie in Gedanken alle möglichen Rezepte durch und stellte sich vor, wie sie die Zutaten abwog und die Gerichte zubereitete.
    »Klingt gut«, bemerkte Brody und riss sie aus ihren Gedanken.
    »Was?«
    »Was auch immer Sie da gerade kochen.« Er tippte sich an die Schläfe. »Gegrillte Shrimps?«
    Sie beschloss, dass es keinen Sinn hatte, sich deswegen zu schämen. Darüber war sie längst hinaus. »Marinierte gegrillte Shrimps. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich Selbstgespräche geführt hab.« Sie sah stur geradeaus. »Das ist auch so ein Problem, das ich habe.«
    »Ich kann darin kein Problem sehen, außer, dass ich jetzt Hunger habe und es hier in der Gegend nicht gerade oft Shrimps gibt.«
    »Ich muss einfach an etwas anderes denken. An irgendetwas. Ich muss – ach, vergessen Sie’s.« Ihre Brust wurde eng, und die Panikattacke drohte ihr die Kehle zuzuschnüren. Als ihr schwindelig wurde, beugte sie sich keuchend vor. »Ich krieg keine Luft mehr. Ich krieg einfach keine Luft mehr.«
    »Und ob Sie Luft bekommen. Aber wenn Sie so weiteratmen, werden Sie bald hyperventilieren und in Ohnmacht fallen, also werden Sie das brav bleiben lassen. Ich habe nicht vor, Sie zurückzutragen, also vergessen Sie’s.« Sein Ton war vollkommen sachlich und nüchtern, und das richtete sie wieder auf. Ihre Blicke trafen sich. »Hören Sie auf damit.«
    »Gut.« Seine Pupillen waren goldgerändert, genauso wie seine Iris. Daher

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