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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wahrscheinlich auch sein intensiver Blick.
    »Kochen Sie die Shrimps zu Ende.«
    »Die was?«
    »Kochen Sie die Shrimps zu Ende.«
    »Hm, ach so. Die Hälfte des Knoblauchöls in die Schüssel mit den Shrimps geben und vermengen. Das Ganze auf einer Platte mit Zitronenschnitzen und Lorbeerblättern anrichten und mit gegrilltem Ciabatta-Brot und dem Rest des Knoblauchöls servieren.«
    »Sobald ich irgendwo ein paar Shrimps ergattern kann, können Sie sich revanchieren und mir dieses Gericht kochen.«
    »Gern.«
    »Was, bitte, ist Ciabatta-Brot?«
    Sie wusste auch nicht, warum sie plötzlich lachen musste, aber während sie weiterliefen, bekam sie wieder einen klaren Kopf. »Eine Art italienisches Baguette. Es ist gut. Sie werden es mögen.«
    »Wahrscheinlich. Haben Sie vor, das Joanie’s ein bisschen aufzupeppen?«
    »Nein. Es ist nicht mein Lokal.«
    »Hatten Sie mal eines? Ein eigenes Restaurant? So wie Sie in der Küche hantieren, müssen Sie reichlich Übung haben«, setzte er nach, als sie schwieg.
    »Ich hab in einem gearbeitet. Aber besessen hab ich noch keines. Das wollte ich nicht.«
    »Warum? Ist das nicht der amerikanische Traum? Selbstständig zu sein?«
    »Kochen ist eine Kunst. Als Restaurantbesitzer bleibt auch viel Geschäftliches an einem hängen. Ich wollte einfach nur …« Fast hätte sie ›etwas kreieren‹ gesagt, fand aber, das klang zu geschwollen. »… kochen.«
    »Wollte?«
    »Will. Eines Tages vielleicht. Keine Ahnung, was ich will.« Aber sie wusste sehr wohl, was sie wollte, und als sie gemeinsam durch den kühlen Wald liefen, beschloss sie, es einfach auszusprechen. »Ich möchte bloß wieder normal werden und keine Angst mehr haben. Ich möchte die sein, die ich vor zwei Jahren war, und die ich nie mehr sein werde. Also versuche ich rauszufinden, wer ich für den Rest meines Lebens sein will.«
    »Das ist aber ein ziemlich langer Zeitraum. Vielleicht sollten Sie erst mal herausfinden, wer Sie die nächsten Wochen sein wollen.«
    Sie sah zu ihm hin und sofort wieder weg. »Vielleicht sollte ich es erst mal mit den nächsten paar Stunden versuchen.«
    Er zuckte nur die Achseln und zog sein Handy hervor. Die Frau war das reinste Nervenbündel, aber nicht uninteressant. Es könnte sich lohnen, hinter ihre Fassade zu blicken. Er hielt sie nämlich für längst nicht so fragil, wie sie es selbst tat. Viele hätten den langen Rückweg nicht geschafft, nicht nach dem, was sie gesehen hatte.
    »Hier müsste es wieder Empfang geben«, sagte er und drückte ein paar Tasten. »Ich bin’s, Brody. Ich möchte den Sheriff sprechen. Nein. Jetzt sofort.«
    Sie hätte ihm nicht widersprochen, dachte Reece. Er besaß Autorität, ganz einfach, weil er weder drängte noch irgendwie verzweifelt klang. Sie fragte sich, ob sie jemals wieder in der Lage wäre, über so eine Selbstbeherrschung, über so ein Selbstbewusstsein zu verfügen.
    »Rick, ich bin mit Reece Gilmore unterwegs und noch ungefähr eine Viertelmeile von meinem Haus am Angel’s Trail entfernt. Ich möchte, dass wir uns bei mir zu Hause treffen. Ja, es gibt Schwierigkeiten. Sie hat einen Mord beobachtet. Du hast richtig gehört. Alles Weitere wird sie dir selbst erzählen. Wir sind gleich da.«
    Er legte auf und schob das Handy zurück in seine Tasche. »Ich möchte Ihnen einen guten Rat geben. Dabei hasse ich es – das Ratschläge-Erteilen genauso, wie welche erteilt zu bekommen.«
    »Aber.«
    »Aber. Sie müssen jetzt unbedingt die Ruhe bewahren. Wenn Sie wieder das Bedürfnis haben, hysterisch zu werden, zu heulen, zu schreien oder in Ohnmacht zu fallen, warten Sie bitte damit, bis Sie Ihre Aussage gemacht haben. Am besten so lange, bis Sie mein Haus verlassen haben, denn ich will nichts damit zu tun haben. Bleiben Sie sachlich, und bringen Sie’s hinter sich.«
    »Wenn ich anfange durchzudrehen – halten Sie mich dann davon ab?« Sie spürte seinen irritierten Blick, bevor sie ihm begegnete. »Ich meine, lenken Sie mich dann ab, indem Sie zum Beispiel eine Lampe umwerfen oder so was? Ich werde für alles aufkommen. Egal, was – Hauptsache, ich habe kurz Zeit, mich wieder zu sammeln.«
    »Vielleicht.«
    »Ich kann den See riechen. Man sieht ihn schon durch die Bäume schimmern. Ich fühle mich wohler, sobald ich Wasser sehe. Vielleicht sollte ich auf einer Insel leben, aber das ist mir dann wahrscheinlich wieder zu viel des Guten. Ich muss einfach mal eine Minute lang irgendwelchen Unsinn reden. Sie müssen ja nicht

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