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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Vielleicht hat sie ein paar Leute streiten sehen, vielleicht sogar den Mann, der die Frau geschlagen hat.«
    Brody hatte am Vorabend lange darüber nachgedacht. War jedes Detail Punkt für Punkt durchgegangen. Aber er erinnerte sich noch gut an ihr schweißbedecktes, blasses Gesicht, an ihre riesigen, glasigen, dunklen Augen.
    Eine Frau reagiert nicht derart schockiert, wenn sie einen Streit zwischen Fremden beobachtet. »Ich glaube, dass ihre Schilderungen der Realität entsprechen. Dass das, was sie mir auf dem Wanderweg und dir dreimal während ihrer Zeugenaussage gesagt hat, absolut wahr ist. Sie hat sich dabei nie widersprochen, kein einziges Mal.«
    Rick blies die Backen auf. »Da hast du auch wieder Recht. Habt ihr was miteinander?«
    »Wie meinst du das?«
    Rick lachte auf. »Ich mag dich, Brody. Du bist wirklich nicht blöd. Ich will wissen, ob was zwischen euch läuft.«
    »Was macht das schon für einen Unterschied?«
    »Bei einer Ermittlung kommt es auf jede Information an.«
    »Warum fragst du nicht gleich, ob ich mit ihr schlafe?«
    »Nun ja, ich wollte nicht allzu unhöflich sein«, sagte Rick mit einem unmerklichen Grinsen. »Aber gut: Schläfst du mit ihr?«
    »Nein.«
    »Verstehe«, entgegnete er.
    »Und was, wenn ich Ja gesagt hätte?«
    »Dann hätte ich diese Information berücksichtigt, wie sich das für einen gewissenhaften Gesetzeshüter gehört. Dein Privatleben geht mich nichts an, Brody. Ganz abgesehen davon, dass sich hier so was ohnehin gleich rumspricht. Es gibt nichts Interessanteres als Sex – und zwar unabhängig davon, ob man ihn selbst hat oder nur über andere redet, die welchen haben.«
    »Ich habe lieber welchen, anstatt darüber zu reden.«
    »Kann ich mir gut vorstellen.« Wieder ein unmerkliches Grinsen. »Da geht’s mir auch nicht anders.«
    Sie fuhren eine Weile schweigend weiter, bis Rick am Stra ßenrand hielt.
    »Von hier aus kommt man am besten zu der Stelle am Fluss, die du mir auf der Karte gezeigt hast.«
    Brody schulterte einen kleinen Rucksack. Selbst bei einer so kurzen Wanderung sollte man immer das Nötigste dabeihaben. Sie kämpften sich durch Wüstenbeifuß und Wald. Dort entdeckte Brody auf dem feuchten Boden Wild- und Bärenspuren – und etwas, das er für Ricks Stiefelabdrücke vom Vortag hielt.
    »Es gibt keine menschlichen Fußspuren, die zum Fluss führen«, erklärte Rick. »Die hier sind meine von gestern. Natürlich könnten die beiden auch aus einer anderen Richtung gekommen sein, aber ich habe mich gründlich umgesehen. Eine Leiche muss schließlich beseitigt werden. Man kann sie in den Fluss werfen – das wäre eine plausible, instinktive Panikreaktion.«
    Er lief langsam und suchte Boden und Bäume ab. »Oder aber man vergräbt sie. Aber dann würde man jede Menge Spuren hinterlassen, Brody. Es bringt nichts, die Leiche erst weit wegzuschleifen. Und ein Grab auszuheben, ist anstrengender, als man denkt.«
    Er stemmte die Hände in die Hüften, während ein Handballen träge auf dem Kolben seiner Dienstwaffe ruhte. »In diesem Fall müsste etwas zu sehen sein, außerdem würden die Wildtiere schnell Witterung aufnehmen. Überzeug dich selbst, es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass hier gestern jemand war. Deshalb frage ich dich noch mal: Kann es sein, dass du mir eine falsche Ortsangabe gegeben hast?«
    »Nein.«
    Sie liefen zwischen Zirbelkiefern, Heidelbeer- und Holunderbeersträuchern hindurch nach Nordwesten zum Fluss. Wie Brody bemerkte, war der Boden noch feucht vom Tau. Er hätte menschliche Fußspuren aufweisen müssen und nicht nur die von Wild und Mäusen. Obwohl er Tierfährten entdecken konnte, sah er keinerlei menschliche Fußabdrücke. Sie umrundeten ein Gesträuch, und Brody blieb stehen, um es sich genauer anzusehen. Er ging in die Hocke, hielt nach irgendwelchen Indizien Ausschau, während Rick wartete.
    »Ich nehme an, das hast du gestern auch schon getan.«
    »Stimmt«, bestätigte Rick. »Hier kann man im Sommer gut Beeren sammeln«, fügte er beiläufig hinzu. »Hier wachsen Heidelbeeren, Bärentrauben.« Er schwieg kurz und sah in die Richtung, aus der es bereits nach Fluss roch. »Brody, angenommen, hier hätte jemand eine Leiche verschwinden lassen wollen. Dann müsste er auch Spuren hinterlassen haben. Selbst die Tiere müssten mittlerweile Wind davon bekommen haben.«
    »Ja, da hast du Recht.« Brody kam wieder hoch. »Das ist sogar einem Städter wie mir klar.«
    Trotz der Umstände musste Rick grinsen. »Für einen

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