Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Zehenspitzen stellte. »Und jetzt tief einatmen«, warnte er sie.
Sie rang nach Luft, konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn ihr Gleichgewicht halten. Der Kuss war so intensiv und kam derart unerwartet, dass die bisher frische und kühle Luft dampfend heiß wurde. Seine Lippen waren weder geduldig noch zärtlich, bemühten sich weder sie zu überreden noch sie zu verführen. Sie nahmen sich einfach, was sie wollten. Das Gefühl, hochgespült, weggeschwemmt, auseinandergenommen zu werden, machte sie ganz schwindelig.
Heiß, dachte sie. Hart. Hungrig. Sie hatte beinahe vergessen, wie das war: von einem Mann begehrt und schließlich genommen zu werden.
Auch als sie sich fragte, ob überhaupt noch etwas von ihr übrig bliebe, wenn er fertig war, schlang sie ihre Arme immer noch fest um seinen Hals. Seine Hände packten ihre Hüften, und er zog sie an sich.
Ihr Herz schlug gegen seines, schnell und laut. Und sie zitterte. Aber ihr Mund war genauso gierig wie seiner. Es war nicht Angst, die er schmeckte, als er sich ihre Lippen einverleibte, sondern eine Art Schock, der unter ihrem explodierenden Verlangen zu spüren war.
Er wollte mehr, packte sie an den Hüften und hob sie hoch, auf die Motorhaube seines Autos. Dann kam er näher, nahm sich noch mehr.
Vielleicht verlor sie gerade den Verstand, aber darüber konnte sie sich später Gedanken machen. Im Moment gab sie sich ganz den Bedürfnissen ihres Körpers hin und schlang ihre Beine um seine Taille.
»Fass mich an.« Sie knabberte an seiner Unterlippe, seiner Zunge. »Berühr mich – irgendwo, egal, wo.«
Seine Hände fuhren unter ihren weichen Baumwollpulli und umschlossen ihre Brüste. Ein Stöhnen entfuhr ihr, während ihr Körper nach mehr schrie. Nach noch mehr Berührungen, nach noch mehr Empfindungen, nach noch mehr von allem. Seine Hände waren grob und fest, genau wie der Rest von ihm. Grob, fest, direkt und kräftig, sodass sie sich überall, wo er sie berührte, irgendwie geschwollen fühlte, liebevoll verletzt.
Ihre Reaktion, ihr Verlangen fiel heftiger aus, als er erwartet hatte. Er konnte sich vorstellen, es direkt auf der Motorhaube seines Autos mit ihr zu tun, ihr die Kleidung, die ihm im Weg war, vom Leib zu reißen und in sie einzudringen, bis diese animalische, unglaubliche Energie freigesetzt war.
»Langsam.« Als er ihren Arm packte, waren seine Hände nicht mehr so ruhig. »Lass uns einen Gang runterschalten.«
Das Dröhnen in ihrem Kopf war so stark, dass sie ihn kaum verstand, und so ließ sie ihren Kopf an seine Schulter sinken. »Okay, okay. Wow. Wir dürfen nicht … wir sollten nicht …«
»Haben wir aber. Und das werden wir auch bald wiederholen. Aber da wir nicht mehr sechzehn sind, wird es nicht mitten auf der Straße auf einer Motorhaube geschehen.«
»Nein. Da hast du Recht.« War das denn tatsächlich wahr? Sie schaffte es, ihren Kopf zu heben, sich wieder zu konzentrieren. »Meine Güte. Wir stehen mitten auf der Straße. Fahr da weg. Du musst da wegfahren.«
Sie machte einen Satz zurück, fuhr sich mit beiden Händen durch das zerstrubbelte Haar, zupfte an ihrem Pulli, an ihrer Jacke.
»Du siehst gut aus.«
Doch sie sah das anders. Sie kam sich benutzt vor – aber nicht benutzt genug. »Wir sollten nicht … Ich bin noch nicht so weit … Ich glaube, das ist keine gute Idee.«
»Ich hab dich schließlich nicht gefragt, ob du mich heiraten und meine Kinder kriegen willst. Das war bloß ein Kuss. Eine verdammt gute Idee. Aber mit dir zu schlafen, finde ich noch eine viel bessere Idee.«
Sie presste ihre Hände an die Schläfen. »Ich kann gar nicht mehr denken. Mein Kopf explodiert.«
»Vor wenigen Minuten dachte ich noch, ein ganz anderer Körperteil von dir explodiert.«
»Hör auf. Würdest du bitte damit aufhören? Sieh uns doch nur an! Wir stehen hier, befummeln uns und reden über Sex. Dabei ist eine Frau tot.«
»Und das bleibt sie auch – egal, ob wir zusammen ins Bett gehen oder nicht. Wenn du noch etwas Zeit brauchst – kein Problem. Warte ruhig ein paar Tage. Aber wenn du glaubst, dass wir deswegen nicht zusammenkommen dürfen, muss ich mich schwer in dir getäuscht haben. Dann bist du dumm.«
»Ich bin nicht dumm.«
»Siehst du, wusst ich’s doch!« Er drehte sich um und ging um den Wagen herum.
»Brody, so warte doch eine Minute.«
»Wieso?«
Sie starrte ihn an, den großen, männlichen, gut gebauten Kerl, hinter dem dramatisch die Tetons aufragten. »Ich weiß nicht.
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