Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Bratenform beschwert, die sie auf ihrer Einkaufsliste gehabt hatte.
Das Gemüse habe ich schon mal für Sie in den Kühlschrank getan, damit es nicht welk wird. Außerdem habe ich Ihnen ein Kundenkonto eingerichtet, es reicht also, wenn Sie mich Ende des Monats bezahlen. Genießen Sie Ihr Abendessen – ich freue mich schon auf das, was übrig bleibt! M. D.
Was für ein Schatz, dachte sie und wunderte sich nur, warum ihn sich noch keine Frau unter den Nagel gerissen hatte.
Sie nahm sich aus dem Kühlschrank, was sie brauchte, und öffnete dann den Küchenunterschrank, um die Rührschüssel herauszuholen.
Sie war nicht mehr da. Keine ihrer Schüsseln war mehr da. Stattdessen lagen ihre Wanderstiefel und ihr Rucksack im Schrank.
Sie ging langsam in die Hocke.
Sie hatte sie nicht dort hingeräumt, sie nicht. Ihre Wanderstiefel und der Rucksack gehörten in den kleinen Wandschrank. So behutsam, als entschärfe sie eine Bombe, nahm sie sie heraus und musterte sie gründlich. Sie öffnete den Rucksack und fand darin ihre Wasserflasche, ihren Kompass, das Taschenmesser, die Regenhaut, den Sonnenschutz. Alles war genau da, wo es hingehörte.
Zitternd trug sie alles zum Wandschrank. Und dort waren ihre Rührschüsseln, auf dem Regalbrett über den Kleiderbügeln.
Das hatte nichts zu bedeuten, beruhigte sie sich. Sie war einfach nur etwas zerstreut gewesen, mehr nicht. So etwas kann jedem passieren, aber wirklich jedem.
Sie stellte die Stiefel unten in den Schrank und hängte den Rucksack an einen Haken. Sie sah förmlich vor sich, wie sie dasselbe nach ihrem Ausflug mit Brody schon einmal getan hatte. Noch bevor sie ihr Aspirin genommen, ja bevor sie sich ein Bad eingelassen hatte, hatte sie die Stiefel ausgezogen und sie samt dem Rucksack in den Wandschrank geräumt.
Sie hätte es schwören können.
Und dann die Schüsseln. Warum hätte sie sie überhaupt umräumen sollen?
Aber sie musste sie umgeräumt haben. So wie sie auch auf der Landkarte herumgekritzelt hatte. Sie hatte das bloß verdrängt. Ein Blackout, dachte sie, und lehnte sich mit der Stirn gegen die Schranktür. Trotzdem konnte sie einfach nicht glauben, dass sie wieder einen Blackout gehabt hatte wie damals bei ihrem Nervenzusammenbruch. Aber die Schüsseln waren nun mal im Wandschrank.
Und Mac Drubber würde sie wohl kaum verräumt haben, nur um ihr einen Streich zu spielen. Also kam nur noch sie infrage.
Es war der Stress, tröstete sie sich. Sie hatte ein Trauma erlitten, das auch ihre Konzentrationsfähigkeit in Mitleidenschaft zog. Sie hatte ein paar Dinge an die falsche Stelle geräumt, was überhaupt kein Problem war, solange sie keines daraus machte.
Also trug sie die Schüsseln einfach zurück, stellte jene, die sie benötigte, auf die Küchentheke und räumte den Rest dorthin, wo er hingehörte.
Sie weigerte sich, weiter darüber nachzudenken, hackte Kräuter, maß Flüssigkeiten ab und rührte die Marinade an.
Als ihre Schicht vorüber war, schloss sie die Tür erneut auf. Diesmal überprüfte sie alle ihre Sachen. Die Schränke, den Wandschrank, das Arzneischränkchen, die Kommode.
Alles war genau da, wo es hingehörte. Und so beschloss sie den Vorfall einfach zu vergessen, spülte die neue Bratenform, die ihr Mac gebracht hatte, und gab sich ganz ihrem geliebten Kochen hin.
Es war lange her, dass Reece ein richtiges Liebesmenü zubereitet hatte. Für sie war es die reinste Offenbarung. Die Texturen, Formen und Düfte der Zutaten sprachen sie körperlich, emotional, ja sogar spirituell an.
Während das Gemüse vor sich hin köchelte und dünstete, machte sie eine Flasche Cabernet auf, um den Wein atmen zu lassen. Es war wahrscheinlich unvernünftig gewesen, die Stoffservietten mit dem bunten Paisleymuster zu kaufen, dachte sie, während sie die Küchentheke eindeckte. Aber bei so einem Essen fand sie Papierservietten einfach stillos.
Außerdem sahen sie auf den weißen Tellern unglaublich dekorativ und festlich aus. Und die Kerzen hatten auch einen praktischen Zweck. Schließlich könnte der Strom ausfallen und ihre Taschenlampenbatterien könnten zur Neige gehen. Außerdem hatten die kleinen Kerzenhalter aus blauem Glas nicht die Welt gekostet.
Sie hatte beschlossen, noch eine Weile hierzubleiben. Und da konnte es keinesfalls schaden, ein paar Sachen zu kaufen, die die Wohnung gemütlicher machten. Ihr eine persönliche Note verliehen. Sie warf ja nicht ihren ganzen Lohn zum Fenster hinaus, um es für Teppiche, Vorhänge und
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