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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Oh.«
    »Und sie macht Makramee.«
    »Sie macht was?«
    »Sie knüpft irgendwelche Sachen. Ich glaube, sie hat sogar mal ein kleines Studentenapartment angefertigt. Mit Möbeln. Es ist wie eine Sucht.«
    Reece schob die Pilze in den Ofen und stellte den Küchenwecker. »Und dein Vater?«
    »Mein Vater grillt gern – sogar im Winter. Er ist College-Professor. Für Romanistik. Manche halten meine Eltern für ein komisches Paar. Sie ist äußerst extrovertiert und gesellig, während er eher schüchtern und verträumt wirkt. Aber für sie funktioniert’s. Möchtest du auch von dem Wein?«
    »Gleich.« Sie stellte einen Teller mit Oliven auf die Theke. »Irgendwelche Geschwister?«
    »Zwei, Schwester und Bruder.«
    »Ich hab mir immer Geschwister gewünscht. Jemanden, mit dem man streiten oder sich gegen die Eltern verbünden kann. Ich bin ein Einzelkind, und beide Elternteile waren ebenfalls Einzelkinder.«
    »Dann gab’s an Thanksgiving wenigstens immer genügend Truthahn.«
    »Immer schön positiv denken, was? Mit ein Grund, warum ich so gern im Maneo’s gearbeitet habe, war, dass es dort immer so laut und lebhaft zuging. Zu Hause war es weder laut noch lebhaft.« Sie goss sich ebenfalls ein Glas Wein ein. »Meine Großmutter ist eine wunderbare Frau, verlässlich, liebevoll und gerecht. Sie war immer gut zu mir.« Sie hob ihr Glas wie um ihm zuzuprosten und trank einen Schluck. »Ich hab ihr in den letzten Jahren viel Kummer gemacht.«
    »Weiß sie, wo du jetzt bist?«
    »Aber natürlich. Ich rufe alle paar Wochen zu Hause an und maile ihr regelmäßig. Sie ist eine viel beschäftigte, moderne Frau mit einem sehr ausgefüllten Leben.« Sie wandte sich dem Herd zu, um nach den Pilzen zu sehen, und drehte die Hitze höher. »Sie hat sich von meinem Großvater scheiden lassen, bevor ich auf die Welt kam. Ich habe ihn nie kennen gelernt. Sie hat sich als Raumausstatterin selbstständig gemacht.«
    Reece sah sich geistesabwesend in ihrem winzigen Apartment um. »Wenn sie sehen würde, wie wenig ich aus diesem Apartment gemacht habe, wäre sie entsetzt. Aber sie liebt es, zu reisen. Darauf musste sie lange verzichten, nachdem meine Eltern bei einem Autounfall umkamen, als ich fünfzehn war. Danach bin ich bei meiner Großmutter aufgewachsen. Sie wollte nicht, dass ich aus Boston wegging. Aber ich konnte dort einfach nicht länger bleiben.«
    »Verlässlich, liebevoll und gerecht. Dann legt sie bestimmt mehr Wert darauf, dass es dir gut geht, als dass du in Boston lebst.«
    »Da könntest du auch wieder Recht haben«, sagte Reece nachdenklich und holte einen Teller aus dem Schrank. »Dabei habe ich mich während der letzten Monate nur allzu gern in Schuldgefühlen gesuhlt. Nun ja, jedenfalls gelingt es mir meistens, sie davon zu überzeugen, dass es mir gut geht und dass ich Spaß habe. Und deshalb ist sie gerade auf einem Einkaufstrip in Barcelona.«
    Sie holte die Pilze heraus, streute etwas Parmesan darüber und schob sie noch mal zum Überbacken in den Ofen. »Mit frischem Parmesan schmeckt es noch besser, aber ich konnte keinen auftreiben.«
    »Ich werd’s auch so runterbekommen.«
    Als die Pilze ihrer Meinung nach fertig waren, arrangierte sie sie auf einem Teller und stellte sie auf die Küchentheke. »Das ist das erste Mal seit zwei Jahren, dass ich für jemanden koche.«
    »Du kochst da unten doch jeden Tag.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist Arbeit. Was ich damit meine, ist, dass ich zum ersten Mal wieder nur zum Vergnügen gekocht habe. Der Abend neulich zählt nicht. Da habe ich bloß schnell was improvisiert. Ich habe das wirklich vermisst – wie sehr, ist mir erst heute richtig klar geworden.«
    »Na dann.« Er nahm sich einen Pilz und steckte ihn in den Mund. »Gut.«
    Sie tat es ihm nach und biss hinein. Lächelte. »Ja, stimmt.«
     
     
    So schwer war das gar nicht. Einfacher, als auszugehen oder sich irgendeine Freizeitbeschäftigung zu suchen, um Gesprächsstoff zu haben. Hier konnte sie sich entspannen und das Zusammensein genießen, die letzten Essensvorbereitungen treffen. Komischerweise konnte sie sich sogar in seiner Gegenwart entspannen und sie durchaus genießen.
    »Es ist praktischer, wenn ich das Essen gleich auf die Teller gebe. Ist das okay?«
    »Nur zu.« Er wies mit dem Weinglas auf seinen Teller. »Und sei bloß nicht knauserig.«
    Während sie das Essen aufgab, schenkte er ihnen das zweite Glas Wein ein. Er bemerkte die Kerzen, die bunten Servietten, die große Pfeffermühle.

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