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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Kunst auszugeben.
    Obwohl ein farbenfroher Teppich bestimmt schön aussehen würde über den alten, zerkratzten Dielenbrettern. Wenn sie hier auszog, konnte sie ihn immer noch weiterverkaufen. Eine Überlegung wäre es immerhin wert, dachte sie, und sah auf die Uhr.
    Sie ertappte sich dabei, laut vor sich hin zu summen, während sie die Zutaten für die Pilzfüllung klein hackte und miteinander vermengte. Ein gutes Zeichen, wie sie fand. Ein gutes Zeichen, das bewies, dass alles in Ordnung war mit ihr. Es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen.
    Sie hatte während der Arbeit immer Musik gehört – Rock, Oper, New Age -, was eben gerade zu ihrer Stimmung und dem Essen passte.
    Vielleicht konnte sie sich einen kleinen CD-Player für die Küche anschaffen, nur so zur Gesellschaft. Der neue Sicherheitsriegel schimmerte beruhigend vor dem verblichenen Türlack. Sie war hier in Sicherheit, also warum sollte sie es sich dann nicht auch ein bisschen schön und gemütlich machen?
    Sie nahm sich auch vor, wieder wandern zu gehen. Und vielleicht konnte sie ja ein Boot mieten oder ausleihen und damit auf den See hinausfahren. Wie anstrengend Rudern wohl war? Sie würde es herausfinden.
    Und auch das wäre ein weiterer Schritt hin zu einem normalen Leben, anstatt diese Normalität nur vorzugeben.
    Sie hatte sogar ein Date! Wenn das nicht normal war … So wie es auch vollkommen normal war, dass sich Brody bereits zehn Minuten verspätet hatte.
    Außer, er kam gar nicht. Vielleicht hatte er ja noch einmal über das nachgedacht, was zwischen ihnen vorgefallen war – oder wenigstens beinahe -, und wollte lieber aussteigen, bevor es zu kompliziert wurde. Warum sollte sich ein Mann auch mit einer Frau einlassen, die emotional derart durch den Wind war? Mit einer Frau, die dreimal kontrollierte, ob sie die Tür auch wirklich abgeschlossen hatte, um sie dann letztendlich doch offen stehen zu lassen. Mit einer Frau, die sich nicht mehr daran erinnern konnte, mit rotem Filzstift auf einer Wanderkarte herumgekritzelt zu haben. Und mit einer Frau, die Wanderstiefel in einem Küchenschrank aufbewahrte.
    Ich muss schlafwandeln, überlegte Reece und seufzte erleichtert auf.
    Ein Rückschritt. Als Nächstes würde sie nackt auf der Straße herumlaufen.
    Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Sie roch die Pilze, die Paprika und Zwiebeln, das Fleisch im Ofen.
    Sie war hier nicht nur in Sicherheit und absolut zurechnungsfähig, sondern auch produktiv. Und musste sich heute Abend um nichts anderes mehr kümmern als um ein gutes Abendessen. Zur Not würde sie es eben allein aufessen. In diesem Moment hörte sie Schritte auf der Treppe.
    Panik stieg in ihr auf, die sich jedoch schnell legte. Als es an der Tür klopfte, hatte sie sich bereits wieder gefasst. Sie wischte sich die Hände an dem Geschirrtuch ab, das sie in den Hosenbund gesteckt hatte, und ging zur Tür.
    Sie war vielleicht vorsichtig, aber nicht durchgeknallt. »Brody?«
    »Erwartest du sonst noch jemanden? Was gibt’s zum Abendessen?«
    Sie lächelte schon, als sie die Tür aufschloss und ihm aufmachte.
    »Lachskroketten und gedämpften Spargel an Polenta.«
    Er zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und trat ein. Dann schnupperte er und grinste breit. »Fleisch. Vielleicht heben wir uns das mit dem Lachs für ein andermal auf.«
    Sie nahm ihm den Wein ab, den er ihr entgegenhielt, und sah, dass es ein guter Pinot Grigio war. Er konnte also durchaus aufmerksam sein, dachte sie, auch wenn man ihm das nicht gleich anmerkte.
    »Danke. Ich hab schon einen Cabernet aufgemacht. Möchtest du ein Glas?«
    »Da sage ich nicht Nein.« Er zog seine Jacke aus und warf sie über eine Stuhllehne. »Ein neuer Türriegel?«
    Und ob er aufmerksam war.
    »Mr. Drubber hat ihn für mich installiert. Das ist wahrscheinlich übertrieben, aber so kann ich besser schlafen.«
    »Ein Fernseher. Willkommen in der modernen Welt.«
    »Ich habe mich entschlossen, die Segnungen der Technik in Anspruch zu nehmen.« Sie schenkte ihm ein Glas Wein ein. Dann drehte sie sich um, holte den Braten aus dem Ofen und stellte ihn auf den Herd.
    »Ah, genau wie bei Muttern.«
    »Ehrlich?«
    »Nein. Meine Mutter schafft es sogar, Take-away-Essen anbrennen zu lassen.«
    Belustigt füllte Reece die letzten Pilze. »Was macht sie?«
    »Sie ist Psychiaterin. Mit einer eigenen Praxis.«
    Reece versuchte zu ignorieren, wie sich ihr Magen instinktiv zusammenzog, und konzentrierte sich ganz auf die Pilzhüte.

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