Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Verschwinden Begriffen wie Petes Haarwuchs.«
»Hey! Mein Haarwuchs macht nur grad’ne kleine Pause zwischen zwei Wachstumsphasen.« Pete fuhr sich über die paar Haare, die ihm noch geblieben waren. »Ich spüre schon, wie meine Kopfhaut prickelt.«
»Vielleicht solltest du sie besser düngen. Kann er gut küssen?«, fragte Linda-Gail.
»Pete? Und wie der küssen kann! Zum Dahinschmelzen. Bestellung ist fertig!«, sagte Reece, nachdem sie Burger, Fritten und Salatblätter auf den Tellern angerichtet hatte, obwohl sie nur allzu gut wusste, dass die Schüler Letztere sowieso bloß mit Verachtung strafen würden.
»Wart’s ab, ich werd’s schon noch rausfinden.« Linda-Gail schnappte sich die Teller und eilte hinaus.
»Ich kann wirklich fantastisch küssen«, verkündete Pete. »Nur damit du’s weißt.«
»Daran habe ich auch gar nie gezweifelt.«
»Jungs wie ich – du weißt schon, solche, die eher kompakt gebaut sind – können ganz schön zur Hochform auflaufen. Wir … fick mich!«
»Ich fürchte, dafür werde ich im Moment keine Zeit haben.« Reece sah amüsiert zu ihm herüber.
Dann wurde ihr plötzlich furchtbar schwindelig und übel. Blut tropfte von Petes Händen und von dort auf den Boden.
»Du musst mir verdammt noch mal sagen, was da in dem Spülwasser ist. Ich hab mich brutal geschnitten. Hey. Hey. Hey!«
Sie hörte Pete schreien, als stünde er weit entfernt auf einem Berggipfel und sie unten im Tal. Dann gingen seine Schreie in Rauschen über und das Rauschen in Stille.
Erst als man ihr ein paar vorsichtige Ohrfeigen verpasste, kam sie wieder zu sich. Als Joanies Gesicht vor ihr auftauchte, spürte Reece Übelkeit aufsteigen. »Da ist Blut.«
»Alles in Ordnung mit ihr? Meine Güte, Joanie, sie ist einfach so zu Boden gegangen. Ich hab es nicht mehr geschafft, sie aufzufangen. Geht es ihr gut?«
»Hör auf, mir in den Nacken zu keuchen, Pete. Es geht ihr gut.« Zur Sicherheit strich Joanie über Reeces Hinterkopf, um nachzusehen, ob sie eine Beule hatte. »Geh runter zum Doc und lass dir die Hand nähen.«
»Ich will erst wissen, ob alles in Ordnung ist mit ihr. Vielleicht hat sie’ne Gehirnerschütterung.«
»Wie viele Finger?«, wollte Joanie von Reece wissen.
»Zwei.«
»Na also, es geht ihr bestens. Und jetzt geh und lass deine Hand verarzten. Kannst du dich aufsetzen, Mädel?«
»Ja. Pete.« Reece versuchte ihre Übelkeit und das Zittern zu unterdrücken und setzte sich auf dem Küchenboden auf. »Ist es schlimm? Mit deiner Hand.«
»Na ja, der Doktor wird’s schon richten.«
Er hatte ein Tuch darum gewickelt, aber Reece sah, dass es von Blut durchweicht war. »Es tut mir leid.«
»Mein Fehler. Entspann dich.« Er tätschelte Reece mit seiner unverletzten Hand auf die Schulter, bevor er sich aufrichtete.
»Du kriegst hinten’ne Beule. Ich hol dir ein bisschen Eis.«
»Schon okay.« Reece griff nach Joanies Hand. »Ich muss mich bloß noch etwas sammeln. Irgendjemand sollte Pete begleiten. Das ist ein schlimmer Schnitt.«
»Bleib noch’ne Minute sitzen.« Joanie stand auf. »Hey, du, Todd! Fahr Pete bitte schnell zum Arzt. Dein Burger braucht noch fünf Minuten, außerdem bekommst du ihn gratis.« Sie drehte sich um. »Zufrieden?«
»Da ist Blut.«
»Das sehe ich auch. Man blutet nun mal, wenn man sich mit dem Messer in die Hand schneidet. Solche Unfälle gehören in einer Küche zur Tagesordnung.«
»Ich wisch es auf, Joanie«, bot sich Linda-Gail an. »Juanita übernimmt meine Tische.«
Joanie nahm wortlos einen Beutel mit Eis aus dem Gefrierschrank und wickelte ihn in ein Geschirrhandtuch. »Halt das auf die Beule«, befahl sie Reece. »Und wenn du wieder aufstehen kannst, geh bitte nach oben. Ich übernehme deinen Posten.«
»Nein, es geht mir gut. Ich kann arbeiten. Ich würde lieber arbeiten.«
»Gut. Dann steh auf, und lass uns sehen, wie gut du wieder auf den Beinen bist. Du bist ja leichenblass«, sagte Joanie, als Reece nach dem Tresen griff, um sich daran hochzuziehen. »Mach Pause, geh an die frische Luft. Trink ein Glas Wasser.« Sie drückte Reece eine Flasche in die Hand. »Sieh zu, dass du wieder etwas Farbe bekommst, dann darfst du auch wieder arbeiten.«
»Etwas frische Luft würde mir jetzt in der Tat gut tun. Danke.«
Als Joanie mit dem Kinn auf Reece wies, nickte Linda-Gail und begleitete Reece zum Hinterausgang.
»Willst du dich setzen?«, fragte sie Reece.
»Nein, ich lehn mich hier nur kurz an. Du brauchst nicht auf mich
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