Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
aufträgt.«
»Gut für Bebe. Wie ich gehört habe, soll Maisy Nabb mal wieder sämtliche Klamotten von Bill aus dem Fenster geworfen haben. Plus seinen MVP-Pokal, den er als Quarterback im Highschool-Footballteam gewonnen hat.«
Eigentlich war es gar nicht so schlimm, dachte sie, nicht bei dieser Unterhaltung. Einer richtigen Unterhaltung über Leute, die sie beide kannten.
»Angeblich hat er das Geld, das er für ihren Verlobungsring sparen sollte, beim Poker verspielt«, erzählte sie ihm. »Er behauptet, er habe nur versucht, genügend zu gewinnen, um ihr einen Ring zu kaufen, der ihr wirklich angemessen sei, aber das nimmt sie ihm nicht ab.«
»Sie wirft seine Sachen drei-, viermal im Jahr aus dem Fenster. Er spart mittlerweile seit fünf Jahren auf diesen Verlobungsring. Was bedeutet, dass seine Klamotten bestimmt fünfzehn, zwanzig Mal auf dem Bürgersteig gelandet sind. Carls Enkel in Laramie hat ein Stipendium für die University of Washington bekommen.«
»Ehrlich? Das wusste ich noch gar nicht.«
»Ich bin einer der Ersten, der es erfahren hat.« Die Augen des Doc funkelten vor Begeisterung. »Carl selbst hat es erst heute Nachmittag erfahren. Er platzt beinahe vor Stolz. Ich werde Willow hereinrufen und einen Abstrich sowie eine Brustuntersuchung vornehmen.«
Mechanisch stellte Reece ihre Füße in die Bügel des Untersuchungsstuhls. Sie starrte an die Decke und auf das Schmetterlingsmobile, das von dort herunterbaumelte, während der Doc seinen Stuhl zwischen ihre Beine rollte und ihm Willow assistierte.
»Das macht alles einen gesunden Eindruck«, bemerkte der Doc.
»Gut, ich bin nämlich schon etwas aus der Übung, was das anbelangt.« Als Willow ein erstickter Lacher entfuhr, schloss Reece einfach die Augen. Sie musste an ein altes Sprichwort denken, das besagt: Sei vorsichtig, was du denkst. Irgendwann sagst du es auch.
Als er fertig war, tätschelte der Doc ihren Knöchel und stellte sich dann seitlich vor den Untersuchungsstuhl, um ihre Brust zu untersuchen. »Machen Sie Ihre monatlichen Selbstuntersuchungen?«
»Ja. Nein. Wenn ich dran denke, ja.«
»Unter der Dusche, am ersten Tag Ihrer Periode. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, dann vergessen Sie es auch nicht.« Sein Daumen fuhr sanft über ihre Narbe. »Sie hatten starke Schmerzen.«
»Ja.« Sie starrte weiterhin auf die Schmetterlinge, auf das fröhlich-bunte Mobile. »Starke Schmerzen.«
»Sie haben von Phantomschmerzen gesprochen.«
»Manchmal spüre ich sie, während eines Albtraums oder direkt danach. Während einer Panikattacke. Ich weiß, dass das kein echter Schmerz ist.«
»Aber er fühlt sich echt an.«
»Sehr echt.«
»Wie oft leiden Sie an Phantomschmerzen?«
»Schwer zu sagen. Ein paarmal die Woche, denke ich. Aber das ist schon wesentlich besser als mehrmals am Tag.«
»Sie dürfen sich wieder aufsetzen.« Er kehrte zu seinem Stuhl zurück, während Willow leise das Zimmer verließ. »Sie haben kein Interesse daran, Ihre Therapie fortzuführen?«
»Nein.«
»Oder an Medikamenten?«
»Nein. Wie gesagt: Ich habe beides in Anspruch genommen, und es hat mir auch geholfen. Aber ich will das auf meine Art zu Ende bringen.«
»Verstehe. Ich muss Ihnen leider sagen, dass Sie ein wenig ausgemergelt sind, aber das ist bestimmt nicht neu für Sie. Ich befürchte auch, dass die Blutuntersuchung ergeben wird, dass Sie an der Grenze zur Anämie sind. Ich möchte, dass Sie mehr rotes Fleisch essen. Eisenhaltige Nahrung. Wenn Sie nicht wissen, welche Nahrungsmittel viel Eisen enthalten, lasse ich Ihnen von Willow eine Liste ausdrucken.«
»Ich bin Küchenchefin. Ich kenne mich mit Nahrungsmitteln aus.«
»Dann essen Sie entsprechend.« Er hob mahnend den Zeigefinger, um seinen Worten Gewicht zu verleihen. »Ich habe auch ein paar Heilkräuter hier, die Ihnen beim Einschlafen helfen können. Als Teeaufguss, kurz vor dem Zubettgehen.«
Sie hob die Brauen. »Ganzheitliche Medizin?«
»Kräuter werden schon seit Jahrhunderten zu Heilzwecken verwendet. Ich habe früher immer Schach mit Willows Großvater gespielt. Er war Shoshonen-Schamane und ein fantastischer Schachspieler. Er hat mir so einiges über Naturmedizin beigebracht. Er ist letzten Herbst gestorben, im Alter von achtundneunzig Jahren, im Schlaf.«
»Das klingt vielversprechend.«
»Ich werde Ihnen Kräuter zusammenstellen und sie Ihnen morgen mit den dazugehörigen Anweisungen ins Joanie’s bringen.«
»Ich will nicht unverschämt sein, aber ich hätte
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