Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
würde, wenn sie in seiner Küche hantierte und Nahrungsmittel arrangierte wie eine Künstlerin. Mit ihren Formen, Farben, Texturen und Kontrasten spielte.
Er dachte an die Duft- und Geschmacksnuancen, die ihr Essen, aber auch sie selbst verströmten. Es war ganz untypisch für ihn, sich von ihrem Duft, ihrem Geschmack derart gefangen nehmen zu lassen.
Er stellte die Teller in das Abtropfgestell und begann, den Tisch aufzuräumen. Ihm fiel auf, dass er hier in der Hütte noch nie richtig mit jemandem gegessen hatte. Höchstens Bier und Salzbrezeln, wenn der Doc, Mac oder Rick vorbeigeschaut hatten.
Er hatte sie ein-, zweimal zu einer Pokerrunde eingeladen, wenn er in der Stimmung gewesen war. Und das hieß ebenfalls Bier, Chips und Zigarren.
Einmal hatte es um zwei Uhr morgens Wein und Rührei gegeben. Mit der entzückenden Gwen aus L. A., die zum Skifahren hergekommen und in einer denkwürdigen Januarnacht in seinem Bett gelandet war.
Aber solch zufällige Intermezzi waren etwas ganz anderes als eine Frau, die zu Besuch kommt, um für ein gemeinsames Abendessen zu kochen.
Er trug die Zeitungen in den Abstellraum und legte sie auf den Stapel, den er wöchentlich ins Altpapier gab. Obwohl er Eimer und Wischmopp unfreundlich musterte, griff er danach.
»Siehst du, ich bin eben doch kein Messy«, murmelte er, während er den Küchenboden wischte.
Am besten, er räumte auch das Schlafzimmer auf, nur für den Fall … Und wenn nicht, musste er sich die einsame Nacht wenigstens nicht inmitten von Unordnung um die Ohren schlagen.
Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und erinnerte sich daran, dass er sich noch rasieren musste. Das hatte er heute Morgen ausfallen lassen.
Sie würde sich sicherlich über Kerzen freuen, also sollte er noch welche heraussuchen. Bestimmt fand er etwas Geeignetes. Er musste zugeben, dass ihm die Vorstellung, mit einer hübschen Frau bei Kerzenlicht zu Abend zu essen, durchaus gefiel.
Aber als er sich bei dem Gedanken ertappte, ob wohl schon die richtige Jahreszeit für Tulpen war, bremste er sich wieder.
Das kam gar nicht infrage. War er denn vollkommen übergeschnappt? Wenn ein Mann loszieht, um einer Frau Blumen zu kaufen – und zwar nicht irgendwelche Blumen, sondern ihre Lieblingsblumen -, dann glaubt sie mit Sicherheit, dass er es ernst meint. Gefährlich ernst. Und das brachte nichts als Schwierigkeiten.
Also keine verdammten Tulpen.
Außerdem: Hätte er Blumen gekauft, hätte er auch noch eine Vase kaufen müssen, um sie hineinzustellen. Und das stand gar nicht zur Debatte.
Eine saubere Küche musste genügen, und wenn ihr das nicht passte …
»Der Wein. Mist.«
Er brauchte gar nicht erst nachzusehen, um zu wissen, dass er nichts außer Bier und einer Flasche Jack Daniels im Haus hatte. Verärgert wollte er schon seine Aufräumarbeiten unterbrechen, um in den Ort zu fahren, als ihm eine Idee kam.
Er suchte sein Adressbuch heraus und rief im Liquor Store an.
»Hallo, war Reece Gilmore heute schon da und hat Wein gekauft? Ja? Was hat sie denn für welchen – ach, ist schon gut. Danke. Bestens. Und Ihnen? Aha.« Brody lehnte sich mit einer Hüfte gegen die Küchentheke, wohl wissend, dass die Information, dass er und Reece gemeinsam zu Abend essen und einen Chenin Blanc trinken würden, Stoff für reichlich Gerede bot.
Aber als sein Informant erwähnte, dass der Sheriff bereits am Vormittag mit einer Kopie von Doc Wallaces Zeichnung vorbeigekommen war, entspannte er sich gleich wieder.
»Haben Sie die Frau erkannt? Nein. Ja, ich hab die Zeichnung gesehen. Nein, ich finde nicht, dass sie aussieht wie Penelope Cruz. Nein, Jeff, ich glaube kaum, dass Penelope Cruz in der Gegend war und einem Mord zum Opfer gefallen ist. Klar, falls ich was höre, gebe ich dir umgehend Bescheid. Bis bald.«
Brody legte auf und schüttelte den Kopf. Die Leute konnten ebenso für Heiterkeit wie für Verärgerung sorgen. Aber so hielt es sich wenigstens die Waage.
»Penelope Cruz«, murmelte er und schüttete das Wasser aus dem Eimer in die Spüle.
Die Bettwäsche fiel ihm erst wieder ein, nachdem er sich auf die Suche nach Kerzen gemacht hatte und mit ein paar weißen Haushaltskerzen, die er für den Fall eines Stromausfalls aufbewahrte, wieder aufgetaucht war. Außerdem hatte er noch eine Duftkerze namens Apple Pie zutage gefördert, ein Weihnachtsgeschenk, das er bislang nie benutzt hatte.
Nicht gerade sexy, dachte er, aber immerhin besser als nichts. Er nahm sie und die
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