Verschlußsache Satan
lassen.
Feen, Zwerge – Laurin’s Rosengarten fiel ihr ein, der nicht mal weit entfernt lag. Dieser Teil des Gebirges war sagen- und legendenreich, und in den kleinen Dörfern wurde immer wieder darüber gesprochen.
Vor ihr führte der Weg weiterhin bergab. Sie sah ihn wie einen Stollen, der im Dunkel endete, denn der Wald nahm einige Meter weiter an Dichte zu und wirkte dementsprechend dunkler, als wollte er alle Geheimnisse bewahren.
Das täuschte. Je näher Christina dem Wald kam, umso besser konnte sie sehen, und sie verlor auch den schmalen Weg nie aus dem Blick. Zu beiden Seiten waren die Böschungen vorhanden, nur fielen sie zur Rechten hin ab. Dort hinunter drehte sich auch der Weg. Vergeblich hielt sie nach den anderen Frauen Ausschau. Sie sah die schattenhaften Gestalten im fahlen Mondlicht nicht durch den Wald schleichen. Der Vorsprung war nicht so groß. Eigentlich hätten sie in der einen oder anderen Kehre auftauchen müssen. Dass dies nicht passierte, ließ Christina schon nachdenklich werden. So ging sie davon aus, dass das Ziel nicht weit entfernt lag.
Es war wichtig für sie, nicht bemerkt zu werden.
Deshalb hielt sie sich am Rand des Weges und immer im relativen Schutz der Bäume oder Büsche. Sie kannte die Strecke ja auch, war sie selbst gegangen und überlegte jetzt, wo es einen Ort oder Platz gab, der so wichtig sein konnte.
Plötzlich blieb sie stehen.
Es war mehr Zufall oder eine Fügung des Schicksals, dass sie diese Entdeckung gemacht hatte, aber sie war trotz der Dunkelheit nicht zu übersehen.
An der rechten Seite des Weges war der Boden ziemlich weich und matschig. Und genau an dieser Stelle sah sie den noch frischen Fußabdruck. Die Spitze deutete nach vorn, in den Wald hinein. Also musste sie den Weg nehmen und keinen anderen. Wobei es keinen Weg oder Pfad gab. Die fünf Frauen waren direkt in den Wald hineingegangen, dessen Gelände ab jetzt nicht mehr so steil abfiel und beinahe schon eben war. Ein Kinderspiel nach der Strecke, die sie zuvor hinter sich gebracht hatte.
Noch gab es die Chance zur Umkehr. Einen Augenblick dachte Christina auch darüber nach, dann entschied sie sich dagegen. Sie wollte endlich wissen, welches Geheimnis die fünf Frauen hinter den glatten Masken ihrer Gesichter verbargen. Das war sie auch einem Mann wie Father Ignatius schuldig.
Aber sie war jetzt noch vorsichtiger. Die Dunkelheit griff zu. Ihr Körper verschmolz damit. Sie wünschte sich, über den Boden gleiten zu können. Das war leider nicht möglich. So blieben die Geräusche bestehen. Manchmal war es nur ein gedämpftes Rascheln von altem Laub, dann wieder vernahm sie einen satten Laut oder ein leichtes Schmatzen, wenn sie eine besonders feuchte Stelle erwischt hatte.
Christina war so konzentriert, dass ihr kaum auffiel, wie tief sie in den Wald eindrang. Sie wunderte sich erst, als es plötzlich lichter um sie herum wurde und zwangsläufig auch etwas heller.
Sie blieb stehen.
Ja, da war es, da musste es sein. Es gab für sie keine andere Lösung. Sie hatte gefunden, was sie suchte.
Vor ihr malte sich ein alter, aus Steinen gemauerter Brunnen ab!
***
Es war gegen zwei Uhr am Morgen, als wir wieder in Shao und Suko’s Wohnung zusammensaßen. Die Chinesin hatte mir Kaffee gekocht. Sie und Suko tranken Tee. Sie kannte jetzt auch unsere Geschichte und zog sofort die richtigen Schlüsse.
»Ignatius wartet auf euren Anruf. Er hatte ja versucht, dich zu erreichen, John. Da du nicht erreichbar warst, hat er es hier bei uns versucht.«
»Alles klar.« Ich trank langsam meine Tasse leer. In den letzten Minuten hatte mich die Müdigkeit überkommen. Der starke Kaffee machte mich wieder einigermaßen fit. Eine Lösung war es auch nicht, denn ich brauchte Schlaf. Der musste jedoch warten.
Die Kollegen von der Mordkommission hatten die Leiche der Frau abgeholt. Auch die MPi war mitgenommen worden. Die Waffe musste im Labor untersucht werden. Dann mussten wir noch den Namen der Toten herausfinden. Ob sie fotografiert und das Bild zur Fahndung freigegeben wurde, musste noch entschieden werden, aber das hatte noch einige Stunden Zeit.
Erst mal telefonieren. Wir saßen zu dritt um den Tisch herum, und meine Freunde schauten mich gespannt an, als ich die Zahlenreihe eintippte. Es war die nicht offizielle Telefonnummer meines alten Freundes, der noch immer unsere Munition aus geweihtem Silber herstellte. Ich wusste, dass er nicht im Bett lag. Nicht, wenn es um einen Fall ging. Da konnte er
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