Verschlußsache Satan
Frauen sind, Ignatius? Warum dieser Hass? Außerdem müssen sie über mich Bescheid gewusst haben, sonst hätten sie ja nicht im Voraus gehandelt.«
»Sehr gut, John. Hattest du nicht mal mit den Katharenern zu tun gehabt?«
»Ja, das stimmt. Es liegt länger zurück. Da habe ich die Katharener als nicht so schlimm erlebt, sondern als eine Gruppe von Menschen, die sich zwar von der offiziellen Kirche entfernt hatten und eigenen Lehren nachgingen, die mehr Toleranz enthielten als die der damaligen Obrigkeit. Dass auf dem Konzil von Albi ihre Vernichtung beschlossen wurde, ist eine andere Sache, und ich bezweifle, dass dieses Ereignis unbedingt in unseren Fall mit hineinspielt.« Ich schaute Ignatius an. »Es muss etwas anderes sein.«
»Richtig.«
»Und was?«
»Lass uns fahren.«
Keiner von uns sprach dagegen. Die Zeit drängte, und das wusste Ignatius am besten.
Ein Leihwagen stand bereit. Father Ignatius hatte für den Geländewagen gesorgt. Es war ein Land Cruiser, und Suko nahm gern den Schlüssel entgegen.
Die Fahrt führte in Richtung Norden. Hinein in die Berge, die wir schon mit dem Clipper überflogen hatten. Hinein in die Dolomiten, in das nördliche Italien, nach Südtirol.
Da wir die erste Maschine genommen hatten und es noch recht früh war, würden wir das Ziel auch im Hellen erreichen. Sobald wir den Großraum Mailand verlassen hatten, ging es besser.
In den Bergen lag noch Schnee, aber Ignatius hatte uns versichert, dass wir so hoch nicht zu fahren brauchten. Das Kloster lag noch unterhalb der Schneegrenze. Zudem verirrten sich in diese einsame und karge Felsgegend auch keine Skifahrer.
»Du wolltest uns etwas über die Frauen erzählen, Ignatius«, sagte ich.
Er saß im Fond und strich über sein graues, kurz geschnittenes Haar. Bekleidet war er mit einem dunklen Anzug und einem braunen Pullover. Den Mantel hatte er neben sich auf den Sitz gelegt.
»Ja, sie haben das Kloster besetzt. Es hatte lange Zeit leer gestanden und ist dann von ihnen übernommen worden.«
»Wer lebte zuvor dort?«
»Mönche.«
»Und weiter?«
Ignatius räusperte sich. »Ich weiß nicht, aus welch einem Grund sie es verlassen haben. Das war vor meiner Zeit bei der Weißen Macht. Allerdings gibt es Gerüchte. Man erzählt sich hinter vorgehaltener Hand, dass hinter den alten Mauern das Böse seinen Platz gefunden hatte. Man ist nie konkret geworden, aber ich war es dann leid und bin den Gerüchten nachgegangen, als ich erfuhr, dass das Kloster wieder besetzt war. Diesmal von Nonnen.«
»Was hast du denn herausgefunden?«
»Es gibt eine Geschichte, und die reicht bis in das vierzehnte Jahrhundert zurück. In die Zeit der Katharener und der Kriege im südlichen Frankreich, in dem noch der spanische und auch der maurische Einfluss vorherrschte. Du weißt selbst, dass es damals zum ersten Massen-Pogrom kam. Die Katharener wurden vernichtet. Verbrannt, aufgehängt, brutal umgebracht. Man konfiszierte ihr Hab und Gut. Die sogenannten Kreuzritter durften laut kirchlichem Edikt alles behalten, was ihnen in die Hände fiel. Aber sie entdeckten eben nicht alles. Einigen Katharenern gelang die Flucht, und sie verstreuten sich in alle Teile Europas. Unter anderem auch hier im nördlichen Italien waren sie zu finden. Sie haben das Kloster gebaut, das meiner Ansicht nach kein Kloster ist. Zumindest nicht im kirchlichen Sinne. Sie müssen hier den geheimen Riten nachgegangen sein. Für mich waren es Katharener, die sich von den normalen Menschen abgesplittert hatten und tatsächlich auf die andere Seite übergewechselt waren.«
»Deshalb die neue Bibel?«
»Ja, John. Sie haben ihre eigenen Gesetze aufgeschrieben. Sie haben das übernommen, was sie im Laufe der Geschichte gehört hatten, und es zu einer Verschlusssache Satan gemacht. Was ich dir jetzt sage, muss nicht die Wahrheit sein, aber so kann es sich abgespielt haben. Die Katharener haben ihre Bibel versteckt und möglicherweise nur geringe Hinweise hinterlassen. Jahrhunderte gingen ins Land. Das alte kleine Kloster in den Bergen erlebte eine wechselvolle Geschichte. Mal war es belegt, mal stand es leer. Aber es war nie lange bewohnt. Die Menschen mussten gemerkt haben, was sich nicht sichtbar in den Mauern abspielte. Das Böse war da, es kann auch Zeichen gesetzt haben, sodass die Menschen schließlich flohen. Aber es kehrten immer wieder welche zurück. Diesmal die Frauen, die sich gezielt die Einsamkeit ausgesucht haben. Ich bin durch den Pfarrer eines im Tal
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