Verschlußsache Satan
liegenden Dorfes aufmerksam gemacht geworden. Die Menschen dort sind mit der Vergangenheit verwachsen. Sie haben sie nicht vergessen. Sie erinnern sich, und es gibt auch welche, die etwas aufgeschrieben haben. So konnte der Pfarrer einiges in alten Kirchenbüchern wieder neu entdecken. Es waren da Begriffe niedergeschrieben worden, die ihm nicht gefallen konnten. Bei einer Fahrt nach Rom hat er sich dann an mich gewandt. So erfuhr ich dann, was sich im Laufe der Jahrhunderte in den Bergen abgespielt hat.«
»Aber deine Agentin Christina hat diese Bibel der Katharener nie gesehen – oder?«
»Nein, das hat sie nicht. Aber sie hat davon gehört, auch wenn die seltsamen Nonnen nie offen mit ihr darüber redeten. Zum Glück hat Christina gute Ohren, und so konnte sie sich einiges zusammenreimen. Fest steht, dass diese Frauen keine richtigen Nonnen sind. Ich gehe zudem davon aus, dass sie es geschafft haben, das Geheimnis zu lüften. Sie haben die Bibel gefunden. Die Verschlusssache Satan, deren Inhalt womöglich die Welt in den Grundfesten erschüttern kann. Ich weiß es nicht, ich kann nur raten und hoffen, dass es nicht so schlimm wird.«
»Weiß niemand mehr über den Text?«
»Nein.«
»Auch der Dorfpfarrer nicht?«
»Um Himmels willen, John. Der Mann ist froh, dass er damit nichts zu tun hat.«
»Er hat auch nicht gewusst, woher die Frauen kommen?«
»Leider nicht. Sie waren plötzlich da. Sie müssen sich zusammengefunden haben, weil sie alle an etwas Bestimmtes glaubten, wie mir auch Christina meldete. Sie müssen in dem Sinne gehandelt haben wie vor Jahrhunderten die Gruppe von Katharenern, die eben die Verschlusssache Satan hinter den Mauern des Klosters versteckt hat. Die Bibel ist gefunden worden, das stand für Christina fest. Wir können nur hoffen, dass sie nicht ihren Zorn und ihr Grauen über die Menschheit ausschüttet. Zwar waren die Katharener keine Teufelsanbeter, aber es könnte durchaus welche geben, die sich in diese Richtung bewegt haben und ihren eigenen Weg gegangen sind, als sie sahen, was die offizielle Kirche mit ihnen vorhatte. Da brauche ich nur an die Templer zu denken, John.«
»Sicher. An den Vergleich habe ich auch gedacht.«
Wir sprachen auch weiter, ohne jedoch konkret werden zu können, und erst als als die gewaltigen Berge wie eine breite Front vor uns lagen, bekamen wir einen Blick für sie.
Herrlich. Ich ließ mich davon gefangen nehmen. Sie kamen mir zwar nicht so prächtig vor wie im Sommer, aber das lag an der winterlichen Farbe, die das ansonsten grüne Gras der Matten und Bergflanken hatte braun werden lassen.
Die imposante Kulisse zeigte ab einer gewissen Höhe das strahlende Weiß des Winters. Die Menschen liefen noch Ski, während sich in den Tälern bereits die Vorboten des Frühlings auf den Weg machten.
Das Kloster selbst lag abseits der Skipisten und Vergnügungszentren. Es würde auch niemand auf die Idee kommen, in die unwirkliche, aber trotzdem grandiose Felslandschaft der Dolomiten zu fahren oder dort zu klettern. Da musste man noch einige Monate warten. So führte unser Weg auch abseits der Touristenrouten weiter, tiefer in die Einsamkeit der Täler.
Nur einmal hielten wir an, um zu tanken. Wir stiegen alle aus und genossen die klare Bergluft. Ich schaute zusammen mit Father Ignatius auf die Karte, der zufrieden nickte.
»Wir liegen gut in der Zeit.«
»Bei Suko’s Fahrkünsten immer.«
Kleingeld trug ich nicht bei mir. Father Ignatius holte drei Büchsen Wasser aus einem Getränkeautomaten. Er beglich auch die Rechnung, dann ging es für uns weiter.
Immer tiefer hinein in die Bergwelt und auch immer höher, sodass wir dem ersten Schnee begegneten. Er war an den Süd hängen bereits getaut, denn dort schien die Sonne stärker. Wir sahen die weißen Flächen im Norden liegen, und an manchen steil aufragenden Felsen sah er aus wie angepappt.
Eine klare, wunderschöne Bergluft. Wenige Wolken am Himmel. Dazu die schon wärmende Märzsonne und eine schmale, mit kleinen, grauen Schottersteinen belegte Straße, die in zahlreichen Kurven weiter in das Land hineinführte. Oft um Berge herum, die, wenn wir sie passiert hatten, immer einen neuen und prächtigen Ausblick boten.
Wildbäche schäumten unter alten Steinbrücken hinweg, über die wir fuhren und dann den kleinen Ort vor uns liegen sahen, dessen Häuser von einem hohen Kirchturm überragt wurden, als wollte er mit seiner Spitze den blauen Himmel besonders grüßen.
»Wir sind da!«
Ignatius
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