Verschlußsache Satan
werden.
Ihre Hände huschten über das feuchte und auch irgendwie weich gewordene Holz hinweg. Sie tastete, um irgendwo hineingreifen zu können, um eine Lücke zu finden.
Geschafft!
Es war ein Spalt vorhanden, in den sie ihre Finger steckte. Dass dabei zwei Nägel abbrachen, störte sie nicht im Geringsten. Jetzt gab es für sie nur noch die Flucht nach vorn.
Mit großer Mühe zerrte sie die Tür auf, die sich ihr entgegenstemmte. Sie wollte sie nur so weit öffnen, um sich hindurchschieben zu können.
Das war schnell erreicht, und Christina merkte, dass ihr eine andere Luft entgegenwehte. Sie war kühl, aber sie transportierte auch einen gewissen Geruch, den sie schlecht identifizieren konnte. Es roch modrig, auch kalt und feucht. Pflanzen und Kadaver schienen dort verwest zu sein. Eine tief in der Erde liegende riesige Abfalltonne, nicht mehr.
Christina knipste wieder ihr Feuerzeug an. Es dauerte etwas, bis die Flamme Nahrung gefunden hatte. Für einen Moment tanzte sie noch, dann erlosch sie.
Darüber war Christina nicht böse. Es hatte ihr gezeigt, dass sie von einem Luftzug getroffen worden war. Und der Wind hatte sie von vorn getroffen.
Sie stand tatsächlich am Beginn eines Stollens. Wohin er führte, war ihr unbekannt, aber sie konnte sich auch vorstellen, dass er im Kloster oder in dessen Nähe endete. Die anderen Frauen hatten den Stollen zwar nie erwähnt, und dafür schienen sie auch ihre Gründe gehabt zu haben. Vielleicht wussten sie auch nichts davon. Es war sicherlich kein Spaß, sich durch den Stollen bewegen zu müssen und nur manchmal das Licht einzuschalten. Aber es war besser, als im Brunnenschacht elendig zugrunde zu gehen. So gab es für sie keine Alternative.
Christina wollte losgehen, als sie etwas hörte, und erschrak. Ein Kratzen am Holz.
Hinter ihr. Dort lag die Tür. Sie dachte sofort an das verdammte Skelett, schrie auf und warf sich mit aller Wucht gegen die Tür, die sie so wieder zudrückte.
Dann gab es für sie kein Halten mehr, und sie stolperte hinein in die Dunkelheit...
***
Wir befürchteten, zu spät zu kommen!
Dabei hatte alles so gut geklappt. Es war die perfekte Reise gewesen, und auch bei der Landung in Mailand hatte es keine Probleme mit dem Nebel gegeben.
Ignatius hatte schon auf uns gewartet. Er war nicht allein. Ein junger Mönch hatte ihn begleitet. Ab jetzt brauchte mein alter Freund keinen Leibwächter mehr, er hatte uns. Er begrüßte Suko und mich mit einer Herzlichkeit, wie es nur bei echten Freunden üblich ist. Seine Freude, uns zu sehen, war echt, auch wenn seine Augen betrübt blickten, was uns bewies, dass wir nicht zum Spaß hier waren.
Trotz allem hatten wir noch Zeit für einen Espresso und zwei Cappuccini. Wir tranken sie im Stehen, was in Italien so üblich ist. Einen genaueren Bericht wollte uns Ignatius erst auf der Fahrt geben. Zunächst berichtete er uns von seiner Agentin Christina, die er in ein Kloster eingeschleust hatte.
»Was war er Grund?«, wollte Suko wissen.
»Es ist ganz einfach. Diese Nonnen in dem einsamen Kloster, das eigentlich leer stand und schon Jahrhunderte alt ist, sind keine normalen Nonnen.«
»Dafür haben sie etwas mit den Katharenern zu tun – oder?«
»Nein, nicht sie direkt. Sie haben nur ein schreckliches Erbe übernommen.«
»Welches?«
»Ihre Bibel. Die Verschlusssache Satan. Wie immer man es nennen soll.« Ignatius nickte und trank seine kleine Tasse leer. Er fuhr fort. »Christina war schon auf der richtigen Spur. Dann aber hat man ihre wahren Absichten entdeckt. Mich erreichte ein Hilferuf über ihr Handy, aber sie konnte mir nicht mehr genau sagen, was passiert ist. Die Verbindung ist plötzlich abgebrochen.« Er schob die Tasse von sich weg. »Das Handy hatte sie hineinschmuggeln können. Es stellte praktisch die einzige Verbindung zur Außenwelt dar.«
Ich fragte: »Was hat sie denn noch sagen können?«
Ignatius senkte die Stimme. »Dass sie gefangen ist, leider nicht mehr, wo wir sie suchen müssen.« Er schaute uns besorgt an. »Deshalb befürchte ich das Schlimmste. Es sind mittlerweile Stunden nach dem Anruf vergangen. Da kann viel passiert sein.«
Suko und ich schauten uns an. Durch unser Nicken gaben wir dem Father Recht.
»Fünf Frauen leben dort«, sagte ich. »Eine sechste hat versucht, mich zu töten. Sie hat das Kloster verlassen und ist nach England gekommen. In ihrem Hass hat sie sogar einen Pfarrer töten und eine Kirche zerstören wollen. Kannst du mir sagen, was das für
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