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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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Körper. Er hatte den Wolfsmenschen getötet, das Blut, das vor ihm über die Pflastersteine rann, hatte er vergossen. Ihm wurde übel.
    »Tristan, hier rüber!«, hörte er Martin wie aus weiter Ferne brüllen, aber er vermochte sich nicht von dem Anblick des Kadavers zu lösen.
    »Tristan, verdammt, wir brauchen dich!«, rief Martin erneut. Diesmal drang es schon deutlicher zu Tristan durch und dann nahm Meister Johann ihn bei der Hand.
    »Junge, komm zu dir. Die anderen brauchen deine Hilfe. Ich weiß, das ist nicht leicht für dich, aber du musst deine Kräfte zum Wohle der anderen einsetzen, sonst werden sie so enden wie diese Kreatur dort.«
    Tristan schluckte, als sich ihm das Bild einer tödlich verwundeten Tiana aufdrängte. Auch sie war dort draußen und kämpfte, ihr durfte nichts geschehen. Oder Martin oder Vinjala oder … Endlich riss sich Tristan von dem Anblick des von ihm getöteten Wolfsmenschen los und sah zum Kampfgetümmel auf dem Platz hinüber.
    Die drei anderen Wolfsmenschen, die die Oger geworfen hatten, waren tot, und weitere wurden bereits im Flug von Pfeilen durchbohrt, aber die ersten hatten schon genug Schaden angerichtet. Einige der Schützen lagen am Boden, und der Schild, der die Nahkämpfer geschützt hatte, war löchrig geworden. An einer dieser Stellen sah Tristan Martin mit zwei Ogern kämpfen und erkannte, dass nun keine Zeit mehr zum Nachdenken oder Zaudern war. Trotz seiner großen Kräfte hatte Martin Probleme mit den riesigen Ogern, musste immer wieder ihren Keulen ausweichen und kam selbst kaum dazu, Schläge gegen ihre Beine auszuführen. Tristan riss entschlossen sein Schwert aus dem Kadaver und eilte ein paar Schritte auf Martin zu. In sicherer Entfernung wählte er ein Stärkemal und dann, mit einem flüchtigen Blick, die drei für den Lähmzauber auf dem Schwertarm. Er wechselte kurz das Schwert in die andere Hand, blieb stehen und feuerte.
    Einer der Oger wurde getroffen, zwar nur am Arm, doch das genügte, um einen wuchtigen Hieb gegen Martin zu stoppen. Die tumbe Kreatur starrte verwirrt auf ihren schlaffen Arm und Martin nutzte diesen Augenblick, um ihr seine Axt in den Oberschenkel zu treiben. Der Oger stolperte schreiend zur Seite und wurde dabei von der Keule eines Kameraden erwischt, die ihn zu Boden schickte. Martin sprang auf seinen Rücken und bereitete ihm mit einem Hieb auf den Hals ein Ende, musste dann aber sofort zurückweichen, um dem anderen Oger zu entgehen.
    Ein Aufschrei lenkte Tristans Aufmerksamkeit auf einen Paladjur, der im gleichen Augenblick von einer Ogerkeule am Kopf getroffen wurde. Tristan glaubte, das Knacken der berstenden Knochen selbst über das Schlachtengetöse hinweg hören zu können. Der leblose Körper flog meterweit und prallte mit erschreckender Wucht gegen eine Hauswand, an deren Fuß er zerschmettert liegen blieb. Kein Heilzauber würde diesem Paladjur noch helfen können und der Oger drohte durch die Lücke im Halbkreis der Nahkämpfer nun in den Bereich der Schützen und Schildzauberer vorzudringen.
    Tristan hob sein Schwert und sprang vor, um die Lücke zu füllen. Er musste den Oger aufhalten. Doch während er sich dem Feind entgegenstellte, tobte auch in Tristans Innerem eine Schlacht zwischen Panik und Entsetzen auf der einen und wilder Entschlossenheit und Hass auf der anderen Seite. Er zögerte einen kurzen Moment, ob er nun Schwert oder Zauber einsetzen sollte, und sah deshalb zu spät die Keule des Ogers kommen. Er konnte sich nur noch so drehen, dass ihn der Schlag im Rücken traf. Es knirschte und die Wucht des Hiebes schleuderte ihn durch die Luft. Hart prallte Tristan aufs Pflaster und blieb benommen liegen. Dumpf ging ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er sich heilen musste, aber er konnte sich kaum rühren. Die Schwärze, die ihn einzuhüllen begann, wirkte einladend, verglichen mit den Schmerzen, die er nur am Rande seines Bewusstseins wahrnahm.
    Plötzlich wurde es hell hinter seinen geschlossenen Augenlidern, er spürte Wärme in seinem Körper, die Schmerzen vergingen und er stand mühelos auf. Ein dünner Strahl führte von ihm zu Johann. Der alte Meister hatte ihn geheilt.
    Tristan fuhr herum, aber Noldan hatte mittlerweile die Lücke geschlossen, die Tristan zu füllen versucht hatte. Doch Lücken gab es nun immer mehr, denn viele der Nahkämpfer waren gefallen. Immer wieder brachen Wolfsmenschen durch und die Schützen mussten ihre Schildzauber aufgeben, um sich statt dessen gegen die Angreifer zu

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