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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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Hinlegen auf drei«, schrie er in der Hoffnung, dass diese Wolfsmenschen seine Sprache im Gegensatz zu Nurif nicht verstanden. Er musste es darauf ankommen lassen. Er wählte das mittlere Stärkemal, »Eins!«, suchte sich einem sicheren Stand an der Wand der Grotte, »Zwei!«, und tippte auf die übrigen Male. »Drei!«
    Die Welle drückte ihn gegen die Wand, aber er fand schnell sein Gleichgewicht wieder. Diesmal war der Staub wie weggeblasen und Tristan sah die beiden Wolfsmenschen vor sich am Boden liegen. Einer machte gerade Anstalten sich zu erheben. Tristan wusste, er musste ihn erschlagen, eher er wieder stand, aber er brachte es einfach nicht über sich, den Wolfsmenschen hinterrücks niederzustrecken. Ilgar fackelte hingegen nicht lange und warf sein Schwert mit tödlicher Präzision. Katmar kam als nächster auf die Füße und erschlug den letzten verbliebenen Gegner.
    Tristan keuchte. Mehrere Leuchtzauber und zwei Schockwellen in kurzer Zeit hatten seine Kräfte für den Moment aufgezehrt. Dennoch stolperte er zu Simiur hinüber. Die Blutlache, in der er lag, hatte bedenkliche Ausmaße angenommen, sein Blick war glasig. Erst jetzt erkannte Tristan, dass Simiur die rechte Hand abgetrennt worden war, deshalb konnte er sich selbst nicht heilen. Aber war es dafür nicht sowieso schon zu spät?
    Katmar drängte sich an Tristan vorbei und kniete neben dem Verletzten nieder. Seine Finger huschten über die Zaubermale und er zeigte auf den blutenden Armstumpf von Simiur. Die Blutung versiegte augenblicklich, doch Simiur war bereits leichenblass, er zitterte.
    »Ihr müsst ihn heilen«, rief Katmar verzweifelt. »Er braucht Blut, da gibt es doch einen Zauber.«
    Tristan schluckte. Gab es einen? Hatte Jessica ihm so einen gezeigt? Er zermarterte sich das Hirn. »Ich … ich weiß nicht«, stammelte er.
    »Tu endlich was!«, schnauzte Ilgar neben ihm.
    Aber Tristan konnte nur hilflos mit den Achseln zucken. »Ich kenne so einen Zauber nicht, ihr denn?«
    Die Blicke der Brüder sagten mehr als Worte und trotz all seiner Kräfte kam Tristan sich mit einem Mal schrecklich nutzlos und dumm vor. Was sollte er nur tun?
    Ein tiefes Schnaufen von Rani unterbrach seine verzweifelten Gedanken. Sie drückte Simiur die Augen zu und neigte den Kopf. Katmar verbarg das Gesicht in den Händen und schluchzte, Ilgar fluchte unbeherrscht.
    Tristan hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. War es seine Schuld? Hatte er mit seinem Unvermögen den Tod ihres Gefährten verursacht? Ihm wurde übel bei dem Gedanken und der finstere Blick, den Ilgar ihm zuwarf, verstärkte die Schuldgefühle noch.
    Geräusche aus einem Tunnel ließen alle alarmiert aufblicken. Die Hände der Brüder zuckten automatisch zu ihren Schwertern. Doch es waren nur Jessica, Martin und die beiden Mädchen, die zurückkamen. Vinjala stieß einen kurzen Schrei aus, als sie Simiur erblickte, und brach in Tränen aus. Tiana nahm sie in den Arm, obwohl sie selbst Tränen in den Augen hatte, Martin stand da wie versteinert.
    Nur Jessica trat vor und kniete neben Simiur nieder. Sie schüttelte fassungslos den Kopf und blickte Tristan an. Die Schuldgefühle standen ihm offenbar ins Gesicht geschrieben, denn sie trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du konntest nichts mehr tun. Bei einem so großen Blutverlust hilft auch unsere Zauberei nicht mehr.«
    »Aber er hat ihn zurückgelassen«, knurrte Ilgar leise.
    Das löste Martin aus seiner Erstarrung. »Das war nicht Tristans Schuld«, blaffte er und trat drohend auf Ilgar zu. »Der Eingang wurde gesprengt, gerade als wir zurück in die Grotte kamen. Simiur muss sich verletzt haben, als die Wucht der Explosion ihn umriss. Und ich bin so schnell wie möglich weiter gerannt, weil ich Kampfgeräusche hörte. Tristan musste mir folgen, sonst wäre ich im Dunkeln blind gewesen. Wenn, dann ist es meine Schuld, dass Simiur allein zurückblieb.«
    »Aber wenn du nicht gekommen wärest, wäre eine von uns vielleicht tot«, beschwichtigte Jessica. »Wir hatten es mit fünf Wolfsmenschen zu tun.«
    Erst jetzt sah Tristan, dass Tianas Hemd auf Bauchhöhe von Blut getränkt war. War sie schwer verletzt gewesen? Der Gedanke, dass sie hätte sterben können, ließ ihm schwindlig werden.
    »Wir hatten es mit vieren zu tun«, berichtete Katmar, der sich mittlerweile wieder im Griff hatte. »Wir folgten ihnen bis zu einer Kreuzung, dort überrumpelten sie uns und flohen dann zurück hierher. Wir konnten sie dank Simiur hier

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